Beschreibung der Videos

Im Jahre 1962 erhielt die Kölner Basilika St.Ursula ihr 6-stimmiges Geläut.
Bereits im 4.Jahrhundert existierte eine Kirche anstelle der heutigen Basilika. Dieser Bau wurde im 6.Jahrhundert grundlegend umgebaut und beim Einfall der Normannen in den Jahren 881 und 882 stark beschädigt. Mit der Errichtung der heutigen Kirche begann man im 12.Jahrhundert. Im Jahre 1135 wurde ein Altar der hl. Cordula geweiht. Einige Teile des wohl ottonischen Vorgängerbaus wurden mit in die neue Kirche einbezogen. Etwa um 1230 konnte der massive romanische Westturm vollendet werden. In der Mitte des 13.Jahrhunderts wurde an der Ostseite ein gotischer Chor angebaut. Um 1300 folgte ein zweites Seitenschiff. Zum Ende des 15.Jahrhunderts wurde die Kirche renoviert. Durch einen Sturmschaden war der alte Turmhelm offenbar so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er gegen einen gotischen Nachfolger ausgetauscht wurde. Erst im 17.Jahrhundert begannen weitere Umbauten an St.Ursula. Der Lettner wurde abgerissen und neue Maßwerkfenster eingebaut. 1643 wurde die berühmte Goldene Kammer vom kaiserlichen Reichshofrat Johann Krane und seiner Ehefrau gestiftet. Auch die Nikolauskapelle ging aus dieser Stiftung hervor. Die Dächer von St.Ursula wurden im Jahre 1680 durch einen Brand schwer beschädigt. Der Turm erhielt danach seine charakteristische Barockhaube. 1767 wurden im Inneren Fresken angebracht. Nach der Säkularisierung befand sich St.Ursula in einem baulich schlechten Zustand. In der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts setzte man die Basilika weitestgehend in den vorbarocken Originalzustand zurück. Papst Benedikt XV. erhob die Kirche im Jahre 1920 zu einer Basilica minor. Durch schwere Bombenangriffe im 2.Weltkrieg war St.Ursula zu einer Ruine degradiert worden. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis in die 1970er-Jahre an.
Auch der historische Glockenbestand ist im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen. Das mittelalterliche Geläut dürfte dem Brand von 1680 zum Opfer gefallen sein. Die frühesten nachweisbaren Glocken goss Laurenz Wickrath im Jahre 1684. Bartholomäus Gunder fügte 1753 eine dritte Glocke hinzu. Die letzte Erweiterung des Bestandes erfolgte im Jahre 1796. Ob diese vier Glocken während der Säkularisation verlorengegangen sind oder für das neue Geläut im Jahre 1884 eingeschmolzen wurden ist leider nicht bekannt. Das neue 4-stimmige Geläut entstand in der Gießerei des François Goussel in Metz (F). In den beiden Weltkriegen sollte es erhalten bleiben. Als die klangschönste Glocke des 19.Jahrhunderts im gesamten Rheinland galt die große Ursulaglocke. Im 2.Weltkrieg ging das schöne Geläut im Bombenhagel unter. Erst 17 Jahre später konnten neue Glocken angeschafft werden. Mit dem Guss wurde die in Gescher ansässige Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock beauftragt. Hierbei wurden die drei großen Glocken in leichter und die drei kleineren Glocken in mittelschwerer Rippe gegossen. Als die Glocken zum ersten Mal ertönten waren viele Menschen zu Tränen gerührt. Dass dieses Geläut zu den klangschönsten Kölns gezählt werden darf ist wohl unbestreitbar! Es profitiert zudem von der idealen Turmakustik. Vor wenigen Jahren erhielten alle Glocken Linearantriebe der Firma HEW aus Herford. Seitdem gab es wohl immer wieder technische Probleme... In der Turmlaterne befindet sich ein kleines Glockenspiel, bestehend aus 11 Glocken die im Jahre 2003 in der Glockengießerei Royal Eijsbouts in Asten (NL) gegossen wurden. Ungewöhnlicherweise handelt es sich dabei um Duroktavglocken, deren Klangbild allerdings sehr steril und kaum ansprechend ist.

Ursulaglocke, Schlagton a°+3, Gewicht ca. 3.680 kg, Durchmesser 1792 mm, gegossen im Jahre 1962 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Marienglocke, Schlagton c'+3, Gewicht ca. 2.100 kg, Durchmesser 1506 mm, gegossen im Jahre 1962 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Kunibertsglocke, Schlagton d'+3, Gewicht ca. 1.400 kg, Durchmesser 1340 mm, gegossen im Jahre 1962 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Heinrichsglocke, Schlagton f'+2, Gewicht ca. 940 kg, Durchmesser 1140 mm, gegossen im Jahre 1962 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Hermann Joseph-Glocke, Schlagton g'+3, Gewicht ca. 650 kg, Durchmesser 1010 mm, gegossen im Jahre 1962 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Hedwigsglocke, Schlagton a'+3, Gewicht ca. 430 kg, Durchmesser 900 mm, gegossen im Jahre 1962 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Ein herzliches Dankeschön geht vor allem an Pfarrer Müller sowie an die Küsterin für die Ermöglichung der Aufnahme.
*** Ein frohes und gesegnetes Pfingstfest 2014 möchte ich mit diesem Video allen Glockenfreunden wünschen! ***


Das tontiefste Geläute des Saarburger Glockengießermeisters Wolfgang Hausen-Mabilon hängt im Turm von St.Anna in Düren.
Im 8.Jahrhundert gab es nachweislich eine Kapelle in Düren, aus der später die Martinskirche hervorging. Sie wurde 1306 im Liber valoris erwähnt. Mit dem Bau der bereits vierten (!) Kirche begann man im Jahre 1331. An Bedeutung gewann die damalige Martinskirche als der aus Kornelimünster stammende Steinmetz Leonhard im Jahre 1501 das Haupt der hl. Anna aus Mainz nach Düren brachte. Dieses Haupt gelange zunächst in die damalige Franziskanerkirche. Durch eine päpstliche Bulle wurde nach einem langjährigen Streit zwischen Düren und Mainz entschieden, dass die Reliquie in Düren bleiben soll. 1506 erhielt die Martinskirche dann den Namen St.Anna. Im Jahre 1543 wurde die Kirche durch die Truppen des Kaisers Karl V. schwer beschädigt. Es sollte 2 Jahre dauern, bis die Schäden komplett behoben waren. Die erste Orgel der Kirche wurde von 1555 bis 1557 erbaut. Erst im Jahre 1878 wurde die Kirche wieder verändert, als eine Josefskapelle angebaut wurde. In diesem Zustand blieb die gotische Kirche bis zum 16.11.1944. An diesem Tag wurden während der "Operation Queen" durch die Britische Luftwaffe 5.477 Spreng- und 148.980 (!) Brandbomben auf Düren abgeworfen. Neben den mehr als 3.000 Toten war die gesamte historische Innenstadt vollständig zerstört worden. Ab 1954 begann man mit dem Neubau der Annakirche nach den Plänen von Rudolf Schwarz. Viele Steine der alten Kirche wurden in den Neubau integriert. Am 7.Juli 1956 wurde die neue Kirche durch den Aachener Bischof Dr. Johannes Pohlschneider konsekriert. Im Jahre 1963 wurde neben der Kirche ein Glockenturm errichtet. 2010 wurde die neue Metzler-Orgel mit 45 Registern in Betrieb genommen.
Das alte Geläute der Annakirche wurde wahrscheinlich bei der Verwüstung durch die kaiserlichen Truppen im Jahre 1543 zerstört. 1545 erhielt der Aachener Glockengießer Heinrich van Trier den Auftrag zum Guss von 2 Glocken. 20 Jahre später goss er eine weitere Läuteglocke sowie ein Glockenspiel aus 12 Glocken, dessen Töne von c'' bis f''' reichten. Jede dieser Glocken war einem der 12 Apostel geweiht. Es war das erste Glockenspiel seiner Art im Rheinland. 1697 wurde die Martinusglocke durch Christoph van Trier umgegossen. Die Vorgängerglocke hatte einen Riss bekommen. Die große Annaglocke sprang mehr als 100 Jahre später. Ein Umguss erfolgte im Jahre 1841 durch den in Münster (Westf.) ansässigen Glockengießer Sebastian Bernard Dubois. Die Glocke wog mehr als 4.000 kg. Im 1.Weltkrieg entging das Geläute den Schmelzöfen. Einige Jahre später zeigte sich ein Riss in der Martinusglocke von 1697. Durch die Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher erfolgte ein Umguss im Jahre 1934. Im 2.Weltkrieg wurden die beiden großen Glocken zum Einschmelzen abgeliefert. Die verbliebene Glocke von 1565 und das 12-stimmige Glockenspiel durften in Düren verbleiben. Bei dem verheerenden Bombenangriff im November 1944 wurde dieses Ensemble vernichtet. Im Oktober 1947 kehrten die beiden abgelieferten Glocken nach Düren zurück. Sie wurden vor der zerstörten Kirche erneut geweiht und in einem provisorischen Stahlglockenstuhl läutbar aufgehängt. Bis zum Bau des Turmes im Jahre 1963 blieb das Geläute samt Zubehör so. Doch zu dieser Zeit wurde schon eine folgenschwere Entscheidung seitens der Kirchengemeinde geschlossen: die beiden Glocken sollten als Metallzugabe zum Guss eines neuen Geläutes geopfert werden! Den Gussauftrag erhielt die Glockengießerei Mabilon in Saarburg. Der Glockengießermeister, Wolfgang Hausen-Mabilon, wehrte sich strikt dagegen, die historisch bedeutende Dubois-Glocke einzuschmelzen! Schließlich kam die Drohung von der Kirchengemeinde, dass man den Auftrag an eine andere Firma geben würde, sollte er sich weiterhin weigern. Schweren Herzens ließ er dann die alte Annaglocke zusammen mit der im Jahre 1934 gegossenen Martinusglocke zerschlagen, und verwendete die Bruchstücke zum Guss des neuen 4-stimmigen Geläutes im Jahre 1964. Zeitgleich entstand bei der Klokkengieterij Petit & Fritsen in Aarle-Rixtel (NL) ein neues Glockenspiel, bestehend aus 37 Glocken. Die ursprünglich geplante f°-Glocke konnte aus statischen Gründen nicht verwirklicht werden...

Annaglocke, Schlagton as°+2, Gewicht ca. 5.000 kg, Durchmesser 1960 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Mabilon & Co. in Saarburg.

Marienglocke, Schlagton b°+1, Gewicht ca. 3.500 kg, Durchmesser 1750 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Mabilon & Co. in Saarburg.

Josefsglocke, Schlagton c'+1, Gewicht ca. 2.500 kg, Durchmesser 1571 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Mabilon & Co. in Saarburg.

Martinusglocke, Schlagton des'+2, Gewicht ca. 2.000 kg, Durchmesser 1478 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Mabilon & Co. in Saarburg.

Ein herzliches Dankeschön geht an den Pfarrer sowie an die Küsterin die Andreas und mir die Turmaufnahmen genehmigt haben!

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