Beschreibung der Videos

Im Turm der Pfarrkirche St. Sixtus befindet sich ein sechsstimmiges Geläute, darunter eine der ältesten Glocken des Erzbistums München aus der Zeit um 1300 sowie ein äußerst seltenes spätmittelalterliches Glockenpaar von 1489.

Die Läuteanlage erfuhr eine grundlegende Sanierung mit einer Erweiterung um drei neue Glocken, die 2009 von der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen wurden.

In einem Beitrag zur Festschrift beschreibt der Glockensachverständige Gerald Fischer den unhaltbaren Vorzustand des Geläutes:

"1951 wurden zwei neue große Gussstahlglocken des Bochumer Vereins mit den Nominalen d1 und e1 anstelle der im 2. Weltkrieg abgegebenen großen Glocke eingebracht. Vermutlich war es dann die für den Turm ab diesem Zeitpunkt deutlich erhöhte Trag- und v.a.(!) Schublast der beiden neuen Grundglocken, die ihn im Läutebetrieb der letzten 50 Jahre an den Rand seiner Stabilität brachten. Die Eigenfrequenz des Bauwerks liegt heute direkt im Bereich der Anschlagszahlen der zwei wertvollen spätgotischen Glocken, die den Turm zu heftigen Rotationsbewegungen veranlassten; noch deutlicher jedoch reagierte der Turm auf den Schub der beiden schweren Stahlglocken, deren Läuten zur Sicherheit schließlich ganz eingestellt werden musste."

Nach dem Ausbau der beiden Stahlglocken und dem Einbau eines neuen um 90 Grad gedrehten Holzglockenstuhls konnte das auf nun sechs Glocken erweiterte Geläute wieder eingebracht werden. Auf Grund der statischen Problematik des Turms mussten darüber hinaus technische Maßnahmen (Einbau von Gegenpendelanlagen, Reduzierung der Anschlagzahlen) ergriffen werden, die ein Aufschaukeln des Turms verhindern.

Zur Sanierung führt Gerald Fischer wie folgt aus:

"Die Glocken agieren damit genügend weit entfernt von der Turmeigenfrequenz (sie liegt bei ca. 58 Anschlägen/Minute); die besonders schädlichen horizontalen Schubkräfte sind durch den niedrigen Läutewinkel der neuen einen Grundglocke weitestgehend reduziert. Damit ist eine Lösung geschaffen, die sich am ursprünglichen Geläute des Turms orientiert und zudem den Begriff „Nachhaltigkeit“ ehrlich verdient. Durch den gerade noch vertretbaren Eingriff in die natürlichen Anschlagzahlen konnten drei wesentliche Denkmalsglocken unseres Erzbistums im Läutebetrieb gehalten werden."

Disposition:

Glocke 1 d´+/-0
Sixtus
1.400 kg (leicht)
Anschlag/Min.: 49 statt 51
(bei nur 45-50° Läutewinkel)
2009, Grassmayr, Innsbruck

Glocke 2 g´-2
ca. 800 kg
langsamer: 51statt 55
1489, von Rosen, München

Glocke 3 a´+6
ca. 400 kg
58/58 gleich durch Gegenpendel
1489, von Rosen, München

Glocke 4 h´+3
Maria
306 kg (mittel)
schneller: 66 statt 63
2009, Grassmayr, Innsbruck

Glocke 5 d´´+1
Nikolaus
224 kg (mittel)
schneller: 67 statt 65
2009, Grassmayr, Innsbruck

Glocke 6 e´´-6
ca. 150 kg
etwas schneller: 68 statt 67
Anonym, um 1300

Bei dieser Aufnahme sind die Glocken 1 bis 4 zu hören. Die Glocke 5 sollte auch mitläuten, blieb aber bereits nach wenigen Sekunden wieder stehen. Die Glocke 6 wird im Plenum nicht mitgeläutet. Sie erklingt dafür im Video II solistisch. Die Tonaufnahme erfolgte eine Etage unterhalb der Glockenstube.


Es läuten die 5 Glocken der Heinsberger Propsteikirche.
Während der Ausgrabungen in den 50er-Jahren stellte man fest, dass sich schon vermutlich in karolingischer Zeit eine Kirche in Heinsberg befand. Um 1128 wurde schließlich das Gangolfusstift durch Oda von Walbeck gegründet, mit welchem auch der neue Kirchenbau notwendig wurde. Hierbei errichtete man eine romanische Basilika von der noch heute die Krypta erhalten ist. Für den immer größer werdenden Ort wurde die Kirche auf Dauer zu klein und so entschied man sich im 15.Jahrhundert für den Bau einer großen dreischiffigen Hallenkirche. Das fünfjochige Mittelschiff und der aus 2 rechteckigen Jochen bestehende Chor sind mit einem Netzgewölbe überspannt. Die Kirche ist ca. 53 m lang und 22,5 m breit. Am 16.November 1944 wurde Heinsberg durch einen Angriff der Royal Air Force fast vollständig zerstört. In nicht einmal einer Viertelstunde wurde 2.223 Bomben mit einem Gesamtgewicht von 1.019,2 Tonnen abgeworfen. Die Propsteikirche wurde schwer getroffen und wurde von 1951 bis 1955 wieder aufgebaut. In dieser Zeit wurden auch Ausgrabungen in der Kirche durchgeführt. Hierbei stieß man sogar auf Gräber aus vorfränkischer Zeit!
Dank eine großzügigen privaten Spende erhielt der Turm des "Selfkantdoms" im Jahre 2004 eine neue Spitze aus Kupfer. In der recht geräumigen Glockenstube befindet sich ein 5-stimmiges Geläute und eine mittelalterliche Uhrschlagglocke. Besonders erwähnenswert ist die Gangolfusglocke aus dem Jahre 1764. Sie wurde von Alexius und Petrus Petit auf der Burg De Donck bei Aarle-Rixtel (NL) gegossen und schließlich mit einem Pferdefuhrwagen nach Heinsberg gebracht. Diese durchaus klang- und prachtvolle Glocke durfte im 2.Weltkrieg aufgrund ihres kulturhistorischen Wertes im Turm verbleiben; ebenso die kleine Uhrglocke. Die im Jahre 1924 von der Fa. Junker & Edelbrock gegossenen Glocken wurden schon 1942 abgeliefert und eingeschmolzen. Wie durch ein Wunder überstanden die beiden alten Glocken die völlige Zerstörung der Propsteikirche unbeschadet! Ebenso erhalten blieb der historische Holzglockenstuhl. 1964 konnte das Geläute durch 4 neue Glocken der Firma Petit & Gebr. Edelbrock komplettiert werden. Durch enorme Turmschwankungen mussten gravierende Maßnahmen ergriffen werden: so wurden 2004 durch die Firma Diegner & Schade Klöppel mit zu langen Vorschwüngen eingebaut und der Läutewinkel - besonders bei der Hedwigsglocke - enorm verringert. Lediglich die Gangolfusglocke läutet relativ normal, dürfte aber aufgrund des ungünstig proportionierten Klöppels in einigen Jahren bei Lachenmeyer stehen... Unter dem Glockenstuhl wäre noch Platz für eine Gegenpendelanlage!

Marienglocke, Schlagton b°+/-0, Gewicht ca. 3.750 kg, Durchmesser 1790 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Gangolfusglocke, Schlagton des'+/-0, Gewicht ca. 1.930 kg, Durchmesser 1450 mm, gegossen im Jahre 1764 von Alexius und Petrus Petit.

Katharinaglocke, Schlagton es'+/-0, Gewicht ca. 1.450 kg, Durchmesser 1322 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Hedwigsglocke, Schlagton f'+/-0, Gewicht ca. 980 kg, Durchmesser 1163 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Elisabethglocke, Schlagton ges'+/-0, Gewicht ca. 820 kg, Durchmesser 1100 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westf.).

Vielen Dank an den Kirchenvorstand sowie an den Küster für die Ermöglichung der Aufnahme, die wegen der Schwankungen des Glockenstuhl nicht ganz "wackelfrei" ist. Ich hoffe es stört euch nicht. ;-)

*** ICH WÜNSCHE ALLEN GLOCKENFREUNDEN EIN FROHES WEIHNACHTSFEST! ***

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