Beschreibung der Videos

Im Turm der Peterskirche im nach ihr benannten Nürnberger Stadtteil befindet sich ein sechsstimmiges Glockengeläute, welches auf zwei Glockenstuben verteilt ist. In der unteren Stube hängen übereinander die größte und drittgrößte Glocke, sie wurden genauso wie die Glocken 2 und 4 erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Wiederherstellung eines Geläutes angeschafft. Alle Kriege überstanden hat nur die Friedensglocke, sie stammt noch aus der Erbauungszeit der Kirche und musste den Turm nicht verlassen. Neben ihr befindet sich die historische Leihglocke aus Lauchstädt, welche ihren Weg nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kirchturm von Sankt Peter fand und im Normalfall allerdings nicht mit den anderen Glocken gemeinsam geläutet wird. Insgesamt ergibt sich ein recht klangvolles und einzigartiges Gesamtgeläute der vier großen Euphonglocken und beiden Bronzeglocken. Lediglich die Klangabstrahlung nach außen lässt zu wünschen übrig, da die Glocken der unteren Stube wie anfangs im Video zu hören doch stark hervorstechen. Dies hängt sicher auch mit dem niedrigen Läutewinkel der kleinsten Glocken zusammen. Im Geschoss zwischen den Turmstuben mischt sich allerdings das gesamte Geläute erstaunlich gut.

Gl. 1 | Kommet | cis' | 1719 kg | 1480 mm | Czudnochowsky (1955)
Gl. 2 | Glaubet | e' | 1018 kg | 1220 mm | Czundochowsky (1955)
Gl. 3 | Betet | fis' | 645 kg | 1090 mm | Czundochowsky (1955)
Gl. 4 | Dienet | gis' | 466 kg | 970 mm | Czudnochowsky (1955)
Gl. 5 | Friede | h' | 292 kg | 795 mm | Rincker (1900)
Gl. 6 | Leihglocke | c'' | 239 kg | 725 mm | Voillard (1653)

Bereits im 14. Jahrhundert wird über die Gemeinde Sankt Peter in Nürnberg berichtet, damals noch als "Siechkobel", also ein Haus für aussätzige Menschen. Im Jahr 1701 stand neben der damals bereits existierenden Peterskapelle und dem Seuchenhaus lediglich noch eine Wirtschaft. Etwas später wurde allerdings das Haus aufgelöst - nur noch die Kapelle durfte bestehen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde schließlich der Friedhof Sankt Peter eingeweiht. In den Jahren 1897 bis 1901 wurde die Peterskirche an heutigem Standort im neogotischen erbaut, um die zu klein gewordene Peterskapelle in der Nähe zu entlasten. Nach der Beschädigung des Turmes, Daches und der Orgel der Peterskirche im Zweiten Weltkrieg mussten diese wieder errichtet werden, im Großen und Ganzen blieb die Kirche glücklicherweise größtenteils verschont. Da im Gotteshaus viele Nachbildungen historischer Kunstwerke zu sehen sind, wirkt dieses heute noch um einiges älter als es eigentlich ist.

Vielen Dank an das Pfarrbüro und den Mesner der Peterskirche für die Ermöglichung der Aufnahme.

Aufnahme vom 06.08.2018 zu einem Sonderläuten am Vormittag


Plenum der Ringkirche in der Hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden zur Nacht der Kirchen.

Disposition: gis° h° d¹, 1920 BVG
Motiv: Terzfolge/Tritonus

Das erste Geläut wurde von Franz Schilling in Apolda mit einem Gesamtgewicht von ca. 9.500 kg in der Tonfolge gis° h° dis¹ (Moll-Akkord) gegossen – danke an jenshann! Die Stahlglocken sind typische Erzeugnisse der 1920er-Jahre mit der damals preferierten Terzfolge. Interessant sind der viel weiter unten verankerte Glockenstuhl und die uralten Läutemechaniken. Sie waren mit einem Drahtseil mit dem Joch verbunden und schalteten mit einer ausgeklügelten Mechanik die Motoren um, was man heute meistens direkt auf der Rückseite des Motors findet (hier handelt es sich aber bereits um eine elektronische Steuerung). Auf dem Kanal von Bullauge112 kann man unter dem Suchbegriff „Alter HEW Steuerschalter“ einen ähnlichen Apparat in Aktion sehen.

Ich danke Küster und KV für die freundliche Ermöglichung dieser Aufnahme im mittlerweile dritten Versuch – beim ersten Mal noch unerfahren ohne Tonaufnahmegerät (vor 7 Jahren), zuletzt mit Defekt des Motors von Glocke 2. Da die Nacht der Kirchen immer eine Viertelstunde lang eingeläutet wird, habe ich mich darauf eingestellt und zwischendrin mehrfach die Position gewechselt bzw. diverse Ansichten außerhalb und innerhalb der Glockenstube gefilmt; gekürzt ist das Geläut dementsprechend nicht.

Die Ringkirche wurde 1892–94 vom Architekt und Baumeister Johannes Otzen im neoromanischen Stil und als erste protestantische Kirche in Deutschland nach dem so genannten Wiesbadener Programm erbaut. Der Gründerzeit-Bau war wegweisend und ist überwiegend unverändert erhalten, mit dem Zwillingsturm bildet er den repräsentativen Abschluss der Rheinstraße. Zur Bauzeit erlebte Wiesbaden eine rasante Entwicklung als Weltkurstadt. Die Ringkirche ist nach der Marktkirche (1853–62) und der Bergkirche (1879) die dritte protestantische Kirche Wiesbadens, die Zahl der Protestanten war innerhalb dieser Zeit um mehr als das 40-fache angewachsen. Otzen, der schon die Bergkirche gebaut hatte, konstruierte den Bau sehr geschickt: Wenngleich es sich um einen traditionell geosteten Zentralbau handelt, erscheint die Kirche nach außen hin als Langhaus mit Querhaus und Westtürmen zum Boulevard hin. Die ursprünglich für die „Reformationskirche“ gegründete Gemeinde nannte sich aber zunächst „Neukirchengemeinde“ und kurz darauf „Ringkirchengemeinde“, wahrscheinlich ein interner Streit der protestantischen Strömungen, der 1911 mit dem Bau der Lutherkirche ausgeglichen wurde.

Für weitere Infos empfehle ich den Wikipedia-Artikel sowie für ein paar sehr schöne Eindrücke des Gebäudes das Video auf dem Kanal „Ballentin Video Filmproduktion und Videoproduktion“.

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