Beschreibung der Videos

Die 7 Glocken von St.Anna in Verl bilden eines der schönsten Geläute der Glockengießerei Rincker.
Mit dem Bau des heutigen Gotteshauses begann man im Jahre 1792. Es ersetzt einen älteren Vorgängerbau. Die klassizistische Hallenkirche wurde nach Plänen von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg unter Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg erbaut. 1801 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Im Jahre 1933 baute man einen Choranbau an. Auch fügte man zwei unterkellerte Sakristeien hinzu. Die Kirche wurde 1935 barockisiert. Umfangreiche Sanierungen fanden 2013 und 2014 statt. Von der ursprünglichen Ausstattung sind heute nur noch wenige Stücke vorhanden. Dazu zählen die Kanzel von 1799 und eine vergoldete Sonnenmonstranz von 1705. Der Taufstein stammt noch aus gotischer Zeit. Die restlichen Ausstattungsstücke entstanden im 20.Jahrhundert. Erwähnenswert ist noch die Orgel, die im Kern ein Werk von Heinrich Wilhelm Breidenfeld aus den Jahren 1834 bis 1836 ist.
Der Turm beinhaltet ein außergewöhnlich klang- und charaktervolles 7-stimmiges Glockenensemble, welches in seiner jetzigen Form seit 2005 besteht. Aus der alten Kirche übernahm man mindestens eine Glocke, die 1747 gegossen wurde. Drei weitere Glocken wurden im Zuge des Kirchenneubaus neu gegossen. Dieses Geläut fiel dann, bis auf eine Glocke, dem 1.Weltkrieg zum Opfer. Als die Glockengießerei J. J. Radler in Hildesheim im Jahre 1922 ein neues Geläut für St.Anna goss, gab man die verbliebene Glocke in Zahlung. Zeitgleich wurden auch elektrische Läutemaschinen eingebaut. Die Freude über die neuen Glocken hielt jedoch nicht lange an. Der 2.Weltkrieg ging auch hier nicht spurlos am Geläut von St.Anna vorüber. Lediglich die kleine Schutzengelglocke blieb zurück. Nach Kriegsende setzte man sich mit dem Bochumer Verein in Verbindung, der 1947 drei neue Glocken in der berühmt-berüchtigten Sekundschlagrippe goss. Dieses klanglich völlig unbefriedigende "Geschepper" hatte dann nach 58 Jahren ausgedient. In der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn entstanden 2005 sechs neue Glocken. Zwei davon, die Marienglocke und die Annaglocke, wurden in den Rippen von Radler gegossen. Somit konnte auch das 1922 gegossene Dreiergeläut rekonstruiert werden. Die neuen Glocken wurden am 11.September 2005 geweiht und in den darauffolgenden Tagen montiert. Um dieses Geläut in seiner vollen Pracht zu umschreiben, bräuchte man sehr viele Worte. In diesem Fall sollten wir die Glocken für sich sprechen lassen... Es sei nur nebenbei angemerkt, dass ich persönlich bei diesem Geläut nicht nur Gänsehaut, sondern auch "Pipi in den Augen" gehabt habe!

Christusglocke, Schlagton h°+5, Gewicht ca. 2.435 kg, Durchmesser 1592 mm, gegossen im Jahre 2005 von der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.

Josefsglocke, Schlagton cis'+5, Gewicht ca. 1.720 kg, Durchmesser 1399 mm, gegossen im Jahre 2005 von der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.

Marienglocke, Schlagton d'+5, Gewicht ca. 1.055 kg, Durchmesser 1243 mm, gegossen im Jahre 2005 von der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.

Johannesglocke, Schlagton e'+6, Gewicht ca. 1.170 kg, Durchmesser 1210 mm, gegossen im Jahre 2005 von der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.

Annaglocke, Schlagton fis'+3, Gewicht ca. 520 kg, Durchmesser 984 mm, gegossen im Jahre 2005 von der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.

Schutzengelglocke, Schlagton a'+5, Gewicht ca. 285 kg, Durchmesser 822 mm, gegossen im Jahre 1922 von J. J. Radler in Hildesheim.

Benediktusglocke, Schlagton h'+6, Gewicht ca. 390 kg, Durchmesser 830 mm, gegossen im Jahre 2005 von der Glocken- und Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.

Ein herzliches Dankeschön für die Aufnahmeermöglichung und das Sonderläuten geht an die Mitarbeiter des Pfarrbüros sowie an die Küsterin!


Es erklingen die 7 Glocken der katholischen Kirche St. Martin in Junglinster in Luxemburg.
Das Geläut darf sich mit Sicherheit zu einem der klangschönsten und vielstimmigsten neu geschaffenen der letzten Jahre zählen!

Stimmung: c'+5 es'+6 f'+4 g'+1 as'+9 b'-3 c''+8

Glocken 1+3+5+7 Michael Reuter/Maria Laach 2009
Glocke 2 Firmin Causard/Colmar 1895
Glocke 4 ubz. 1773
Glocke 6: ubz. 1721

Glocke 1: Maria
Gewicht: 2304 kg
Ø: 1518 mm
Inschrift:
HELLEG MARIA
TRÉISCHTERIN AM LEED PATRÉINESCH VU STAD A LAND
FÉIER EIS ZU DENGEM JONG JESUS CHRISTUS
BIET FIR EIST LAND AN EIS KIERCH ZU LËTZEBUERG
ECH LAUDE FIR DE GLAF Z’ERHALTEN D’HOFFNUNG ZE
STÄRKEREN AN D’LÉIFT ZE VERDÉIWEN - JONGLËNSTER 2009

Glocke 2: Herz-Jesu
Gewicht: 1750 kg
Ø: 1370 mm
Inschrift:
ECCLESIAE PAROCHIALI AD SANCTUM MARTINUM IN
JUNGLINSTER/IN HONOREM S.S. CORDIS JESU ME FUNDERE
FECERUNT: NICOLAUS KRIER, PAROCHUS, THERESIA
BRENTNER, SUZANNA OLINGER/CONSORES: MARIA,
MAGDALENA KLEINT ET ALII BENEFACTORES PAROCHIAE
CONVOCO PIOS LVGEO FVNVS FUGO TEMPESTATES EXTINGVO INCENDIA
FUSA PER CAUSARD ARGENTIAE COLMAIRE 1895

Glocke 3: Josef
Gewicht: 1202 kg
Ø: 1193 mm
Inschrift:
HELLEGE JOUSEF
BESCHEIDENEN AARBECHTER AN TREIE BESCHÜTZER VUN DER HL. FAMILL
WAACH IWWER ALL DÉI DÉI SCHAFFEN BESCHÜTZ EIS
FAMILLJEN A BEGLEET DÉI DÉI STIERWEN
ECH LAUDE FIR EENHEET ËNNERT DIE MËNSCHEN A
FRIDDEN OP DER ÄERD
JONGLËNSTER 2009

Glocke 4: Walburga und Franz Xaver
Gewicht: ca. 630 kg
Ø: 1010 mm
Inschrift:
IN HONOREM SS. WALBURGAE ET F. XAVIERII 1773

Glocke 5: Willibrord
Gewicht: 767 kg
Ø: 1025 mm
Inschrift:
HELLEGE WILLIBRORD
ONERMIDDLECHE MISSIONAR AN APOSTEL VUN EISER HEEMECHT
HËLLEF EIS D’LÉIFT VU JESUS CHRISTUS AN D’WELT ERAUS ZE DROEN
ECH LAUDEN ZUM LUEF VUM HÄRGOTT
JONGLËNSTER 2009

Glocke 6: Martin
Gewicht: ca. 300 kg
Ø: 800 mm
Inschrift:
S. MARTINUS PATRON IN DER PHARKIRCH ZU IUNGLIETZTER ANNO 1721
BARRON DE METZENHAUSEN VON BURGLIETZTER HOCHGERICHTS HERR
IOHANNES WEISGERBER PASTOR IOHANNES WIE MEYER

Glocke 7: Schetzel
Gewicht: 497 kg
Ø: 875 mm
Inschrift:
SÉLEGE SCHETZEL
EINSIIDLER AM GRÉNGEWALD A FRËND VUN DER NATUR
HËLLEF EIS DEN HÄRGOTT A SENGER SCHÖPFUNG Z’ERKENNEN
ECH LAUDEN ZUR FREED VUN DE MËNSCHEN
JONGLËNSTER 2009

Das Geläut im Turm der Martinskirche ist ein unverwechselbares Klangerlebnis. Die historischen Glocken bringen Farbe mit in den Gesamtklang, wobei daran auch die verzogene Schlagtonlinie maßgeblich beteiligt ist. Körperschall und Klangentfaltung sind in der Glockenstube für ein Geläut dieser Größe doch recht beeindruckend. Zuletzt sollte noch erwähnt sein, dass auch hier das von Fehn entwickelte Verfahren der Rippenprogression angewandt wurde (c'' mit fast 500 kg (!!!) - c' mit 2300 kg).
Junglinster kann zu diesem vielstimmigen Glockenensemble nur beglückwünscht werden und es bleibt zu hoffen, dass die differenzierte Nutzung des Geläutes so beibehalten wird, wie bisher.


Die Pfarrkirche zu Junglinster ist ein Prachtstück des barocken Sakralbaues in Luxemburg. Bei einem Besuch in der Gegend sollte sie nicht ausgelassen werden.
Baubeginn war im Jahr 1772. Schon zwei Jahre später konnte sie fertig gestellt werden (Glocke 6 hing also schon im Vorgängerbau!). Die Fresken am Triumphbogen und im Chorraum legte man 1896 frei, sie stammen aus dem 18. Jh.

Einige Worte über die Orgel der Kirche:
1887 von Charles Wetzel erbaut, erfuhr sie 2009/10 eine Restaurierung und Erweiterung durch die Hugo Mayer Orgelbau aus Heusweiler im Saarland. Mit 29 klingenden Registern und 1720 Pfeifen auf zwei Manualen gehört das romantische Instrument zu den größeren der Umgebung. Koppeln existieren folgende: II-I, I-P, II-P (zusätzlich: II-P 4'; II-I 16'; II-I 4'; II-II 16'; II-II 4'). Das Instrument besitzt Schleifladen mit mechanischer Ton- und Registertraktur, liegt bei a' = 440 HZ (bei 16°C) und besitzt eine gleichstufig temperierte Stimmungsart.
(Quelle: Begleitheft Orgel-CD der Orgel von Junglinster)


Als letztes möchte ich dem Dekan von Echternach noch eine Dank aussprechen für das Läuten aller Glocken! Philipp sei für die Vermittlung des Kontaktes ebenfalls gedankt.

Aufnahme: Einläuten von Mariä Himmelfahrt 2015

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