Beschreibung der Videos

Diese Dokumentation soll der Öffentlichekit erstmals einen audiovisuellen Eindruck der fünf Glocken des imposanten Turmes der Kathedrale zu Dresden verschaffen. Die Geschichte des Ensembles beginnt mit dem Guss der großen Glocke durch Johann Gottfried Weinhold im Jahre 1747. Zu dieser Zeit war katholischen Christen zwar die Religionausübung gestattet, jedoch durften deren Gotteshäuser keine Glocken besitzen. Daher wurde sie über ein halbes Jahrhundert im Hauptzeughaus, neben der Hofkirche gelagert. Doch konnte der Vertrag des
Friedrich von Posen im Jahre 1806 die Gleichstellung der beiden Glaubensrichtungen bewirken und somit auch das Glockenläuten gestatten. Schon bald darauf beauftragte Kurfürst Friedrich August der Gerechte drei weitere Glocken, um der Hofkirche ein Geläute zu schaffen. Heinrich August Weinhold goss diese 1807 in Dresden. Bis zum Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 läuteten diese Glocken zu den verschiedenen Gottesdiensten in der Hofkirche. Nach dem Angriff war zwar der mächtige Turm größtenteils unversehrt, die kleinste Glocke stürzte aber dennoch hinab. Nach Abschluss des Wiederaufbaues und Einbau eines neuen Metallglockenstuhles aus Kriegstrümmern sollte das dreistimmige Geläute wieder ergänzt werden. Zuerst fügte man an die Etage der Glockenstube einen Anbau an, bevor Franz Schilling 1978 die kleine Aveglocke, welche seitdem das Gebetsläuten übernimmt, goss. Zum 250-jährigen Weihejubiläum der Hofkirche wurde die Glockengießerei Lauchhammer 2001 mit dem Guss einer fünften Glocke, welche tongleich mit der im Zweiten Weltkrieg herabgestürzten sein sollte, beauftragt. Zu diesem Anlass wurde die Anlage saniert und ein Holzglockenstuhl sowie Linearantriebe eingefügt. Durch die verschiedenen leicht von der Harmonie abweichenden Schlagtöne der einzelenen Glocken ergibt sich beim Zusammenklang des Geläutes ein unverwechselbares, einzigartiges Gesamtbild. Der durchdringende Klang der "Göttlichen Vorsehung" macht das Geläute der Kathedrale würdig.

Gl. 1 | Göttliche Vorsehung | g° | 4860kg | 2050 mm | J. G. Weinhold, Dresden (1747)
Gl. 2 | Heiligste Dreifaltigkeit | b° | 2800 kg | 1720 mm | H. A. Weinhold, Dresden (1747)
Gl. 3 | Heiliges Kreuz | d' | 1122 kg | 1390 mm | H. A. Weinhold, Dresden (1747)
Gl. 4 | Heiliggeist | f' | 1215 kg | 1220 mm | Glockengießerei Lauchhammer (2001)
Gl. 5 | Aveglocke | g' | 581 kg | 1110 mm | Franz Peter Schilling, Apolda (1978)

Die Geschichte der Hofkirche und somit auch der Kathedrale beginnt einige Jahre nach dem Friedensvertrag von Posen, der die Gleichstellung der Evangelischen und Katholischen Christen festsetzt, unter Kurfürst Friedrich August dem II. ab 1734. Im Zentrum der evangelischen Stadt Dresden ließ er zunächst in Geheimen unter dem römischen Architekten Gaetano Chiaveri ein neues, prachtvolles Gotteshaus neben dem Schloss, als "Gebäude" getarnt, errichten. In sechzehnjähriger Bauzeit konnte der imposante Kirchenbau im barocken Stil bis 1755 errichtet werden, die Weihe wurde jedoch bereits 1751 vorgenommen. In der angebauten Gruft befinden sich die Gräber einiger sächsischer Kurfürsten und der in den letzten Jahrzehnten verstorbenen Bischöfe. Das Zentrum des Innenraumes bildet der Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert, welcher die Himmelfahrt Christis zeigt und von den Gebrüdern Aglio geschaffen wurde. Auf dem Dach der Hofkirche befinden sich insgesamt 74 Heiligenfiguren, welche von Mattielli geschaffen wurden. Während der Zerstörung Dresdens nahmen diese und der gesamte Kirchenbau erhebliche Schäden, das Dachgewölbe und Teile der Außenmauern stürzten ein. Der Turm konnte erhalten bleiben. Bis 1965 wurde das Gotteshaus rekonstruiert und restauriert, bevor die feierliche Wiedereinweihung stattfinden konnte. Die Höhepunkte in der Geschichte der Kirche bildet wohl die Erhebung zur Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen im Jahre 1980 und die Seligsprechung des in der NS-Zeit ermorderten Priesters Alois Andritzki im Jahr 2011. Weiterführende Informationen zum Gebäude sind auf Wikipedia und der Webseite des Bistums einzusehen.

Herzlich bedanken möchte ich mich vor Allem bei Herrn Kathedralinspektor Holger Trumpp für die großzügige Ermöglichung der Aufnahme sowie Herrn Dompfarrer Nobert Büchner für die einmalige Aufnahmegenehmigung im Turm der Kathedrale. Danke auch Herrn Bischof Heinrich Timmervers für die Offenheit bezüglich der Glockenaufnahmen. Vielen, vielen Dank möchte ich auch noch Felix sagen, welcher die Aufnahmen erst ermöglicht hat. Die Fotos aus dem Innenraum stammen von Felix Löwe; Bistum Dresden-Meißen. Sein Video: https://youtu.be/B9ak_TPk-iw

Der Kathedralturm ist aus Sicherheitsgründen leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Dieses Video wurde erstellt, um einen Einblick in die sonst verschlossene Glockenstube erhalten zu können. Das Läuten wurde am 10. Juni 2019 zu einem außerplanmäßigen Glockenläuten für die Dokumentation des Geläutes aufgezeichnet.


Es ist das Geläut der luth. Kirche St. Jakobi in der Hansestadt Lübeck zu hören.

Ablauf: 0:00 Führung, 4:05 Einzelläuten der Abendglocke, 8:28 Einzelläuten der Bürgerglocke, 11:37 Einzelläuten der Predigtglocke, 16:24 Einzelläuten des Salichmakers, 21:22 Vollgeläute

Salichmaker: a°+4, ca. 4.150 kg, 1868 mm, Gerhardus van Wou und Johannes Schonenborch 1507
Inschrift (Schulter): + Eyn ♦ salichmaker ♦ hete ♦ ick ♦ klocke ♦ in ♦ desser ♦ vroliker ♦ tyt Schedelike ♦ donre ♦ unde ♦ storme ♦ myt lude ♦ vordrive ♦ myt Gades ♦ moder ♦ kum ♦ uns ♦ to ♦ hulpe ♦ myt ♦ den ♦ gebede ♦ dyn Dat ♦ dynes ♦ szones ♦ vynt ♦ uns ♦ nicht ♦ mach ♦ schedelik ♦ syn AMCCCCCvii
Inschrift (Flanke / oben): Arte · gerhardi · wou · schoneborch · ac · facta Johannis
Flanke (vorne): Christusrelief
Flanke (hinten / unterhalb der Inschrift): Wappen mit sechsstrahligem Stern, drei Jakobsmuscheln und dreiknöpfigem Pilgerstab

Predigtglocke: ais°+1, ca. 2.385 kg, 1634 mm, Johann Hinrich Armowitz 1756
Inschrift (Flanke / hinten): ANNO ♦ 1756 ♦ IN ♦ LÜBECK ALS VORSTEHER
DER KIRCHE S: IACOBI WAREN ♦
HERR ANDREAS ALBRECHT VON BROMBSEN CONSUL
HERR MATTHÆUS RODDE RATHMANN
HERR GOTTHARD FRIEDERICH CARSTENS UND
HERR IOHANN WEŸCANDT BÜRGER
GOSS MICH IOHANN HINRICH ARMOWITZ
Schulter: Barockfries
Flanke (vorne): Kruzifix
Schärfe (oberhalb): Barockfries

Bürgerglocke: Schlagton: h°-5, Gewicht: ca. 3.320 kg, Durchmesser: 1732 mm, Gießer: Lorenz Strahlborn, Gussjahr: 1743
Inschrift (Schulter): (Pz) GLORIA IN EXCELSIS DEO
Inschrift (Flanke / vorne): ANNO 1743 IN LVBECK ALS VORSTEHERE
DER KIRCHE S. IACOBI WAREN
HERR HINRICH RVST BVRGERMEISTER
HERR MATTHÆVS RODDE RATHMAN
HERR PETER BVSCH VND
} BVRGERE
HERR GOTTHARD FRIEDERICH CARSTEN
GOSS MICH LAVRENTZ STRAHLBORN
Schulter: Barockfries
Schärfe (oberhalb): Akanthusfries

Abendglocke: Schlagton: e'+4, Gewicht: ca. 1.475 kg, Durchmesser: 1304 mm, Gießer: Berent Bodemann, Gussjahr: 1619
Inschrift (Schulter): : H ▪ MATTHEVS ▪ KʘSSEN ▪ BVRGERMEISTER ▪ H ▪ IOHAN ▪ LVENEBORCH ▪ RATHMAHN ▪ CHRISTIAN ▪ VAN ▪ HʘVELEN ▪ VND ▪ MATTIES ▪ VAN ▪ DER ▪ WIDEN ▪
: DER ▪ KIRCHEN ▪ ZV ▪ S ▪ IACOB ▪ DIESER ▪ ZEIDT ▪ VORSTEHER ▪ ANNO ▪ 1619 ▪ MIT ▪ GOTTESHVLF ▪ GVS ▪ MICH ▪ BERENT BODEMAN ▪ ZV ▪ LVBECK ▪
Schulter: Barockfries (oben), Akanthusfries (unten)
Flanke (oben / vorne): Relief des hl. Jakobus d. Ä.; links das Wappen Mattheus Kossens, rechts das Wappen Johann von Lüneborchs.
Flanke (oben / hinten): Relief des hl. Jakobus d. Ä.; links das Wappen Christian van Hövelens, rechts das Wappen Matties van der Widens.

Legende:
♦ = Raute
▪ = Quadrat
: = Doppelpunkt
(Pz) = Pinienzapfen
} = Akkolade
ʘ = O mit eingefügtem E

Ein herzliches Dankeschön geht an Pastor Jedeck und den ehemaligen Pastor Jansen für die Ermöglichung der Aufnahme und an Matthias für die Begleitung! Bitte auch sein Video anschauen unter: https://www.youtube.com/watch?v=xBMiG7qLzU8

Hiermit wünsche ich allen ein gesegnetes Osterfest!

Motiv: eigenständig

St. Jakobi wird zuerst 1227 erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde die jetzige dreischiffige Stufenhallenkirche errichtet. Kurz danach folgten die Sakristei und Nebenkapellen. Der jetzige Dachreiter wurde 1622/28 errichtet. Von 1628 bis 1658 erfolgt ein Umbau des Turms. 1844 fand eine Umgestaltung der Kirche statt. Den Zweiten Weltkrieg überstand St. Jakobi unbeschadet. 1964/65 fand eine erneute Umgestaltung sowie eine Sanierung statt.
Der barocke Hochaltar, gefertigt im Jahre 1717 von Johann Hieronymus Hasenberg, ist reichlich mit Darstellungen christlicher Motive verziert.
Die Kanzel ist ein Werk des Bildhauers Johann Jakob Budde und wurde 1679/98 geschaffen. Die ursprüngliche Emporenkanzel besitzt einen achteckigen, auffällig verzierten Schalldeckel und zwei Christus-Figuren.
Die Hauptorgel stammt ursprünglich aus dem Jahren 1465/66, der Prospekt aus 1504. Das Instrument wurde mehrfach umgebaut und erweitert, zuletzt 2012/13.
Das bronzene Taufbecken goss 1466 Klaus Grude. Der barocke und hölzerne Deckel ist von Heinrich Sexta.
Die Schwalbennestorgel stammt ursprünglich aus dem Jahr 1467. Der Lübecker Orgelbauer Friedrich Stellwagen führte 1636/37 einen Umbau und Erweiterungen durch. 1977/78 wurde die Orgel von der Firma Hillebrand saniert.
Neben den jetztigen Glocken gab es auch noch fünf weitere Glocken. Diese sind teilweise verschollen oder befinden sich heutzutage an einem anderen Ort. Die größere Uhrglocke stammt 15. Jahrhundert, die kleinere Uhrglocke wurde 1783 Johann David gegossen. Aufgrund ihres Wertes durften die jetztigen vier Läuteglocken während der Weltkriege im Turm verbleiben.

Quellen: Matthias Dichter, Festschrift, Wikipedia
Bild, Ton & Video: Prianteltix, Matthias Dichter (Tonbearbeitung, Bilder der Glocken), Fachkreis Turmuhren (Bild des Uhrwerks)
Musik: Sonate in a-moll von August Gottfried Ritter, gespielt von Atsuko Takano an der Müller-Orgel von St. Bavo in Gent

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