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Es erklingen die historischen Glocken der evangelischen Kirche in Drevenack.
Schon im 10.Jahrhundert gab es in Drevenack eine Kapelle. Im 12.Jahrhundert dürfte ein Neubau erfolgt sein, von dem heute noch der romanische Westturm besteht. Die erste urkundliche Erwähnung des Gotteshauses erfolgte zu Beginn des 14.Jahrhunderts im Liber valoris. Aus dem 15.Jahrhundert stammen die beide Backsteinschiffe sowie der Chor. In diesem Zeitraum wurde auch der Westturm erhöht. Die heutige Kirchturmspitze ist im Jahr 1706 gezimmert und aufgesetzt worden. 1850 wurde das Westportal erneuert. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche ohne größere Schäden. Im Jahr 1950 erhielt die Kirche eine neue Sakristei an der Südseite und das bis dato gotische Maßwerk der Fenster wurde durch ein gusseisernes Maßwerk ersetzt. Die Innenausstattung stammt größtenteils aus der Zeit nach Einführung der Reformation in Drevenack in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts. So ist in der Zeit um 1700 neben einer neuen Orgel, die heute nicht mehr existiert, auch eine neue Kanzel angeschafft worden. Der barocke Taufstein stammt aus dem Jahr 1717. Die erste nachweisbare Orgel der Drevenacker Kirche wurde gegen Ende des 17.Jahrhunderts von Jacob Armbrost und seinem Sohn Hans Hendrik gebaut. Das Instrument war jedoch nicht von hoher Qualität, da es 1747 durch eine gebrauchte Orgel ersetzt wird. Von diesem Instrument ist heute noch das Gehäuse erhalten, welches vermutlich aus dem 17.Jahrhundert stammt. Das Orgelwerk als solches ist 1977 von der Orgelbaufirma G. Stahlhuth aus Aachen gebaut worden.
Im romanischen Turm hängt seit jeher ein zweistimmiges Geläut. Die ältere der beiden Glocken ist dem hl. Sebastian geweiht und wurde 1520 von Wolter Westerhues gegossen. Sie feiert in diesem Jahr also ihren 500sten Geburtstag! In ihrer optischen als auch akustischen Form präsentiert sie sich als ein typisches Werk ihres Gießers, wobei eine frappierende Ähnlichkeit zu den Instrumenten von Gerhardus van Wou, dem Lehrmeister Westerhues', unbestreitbar gegeben ist. Die Glocke in Drevenack ist mit für die Van Wou-Werkstatt und -Schule typischen gotischen Palmettenfriesen verziert und weist oberhalb der Inschrift ein umlaufendes Band aus fünfblättrigen Rosetten auf. Die zweite Glocke im Turm ist zwar jünger, aber nicht minder wertvoll. Gegossen wurde sie 1693 vom französisch-lothringischen Wandergießer Joseph Jullien, von dem nur noch wenige Glocken erhalten geblieben sind. Am Niederrhein ist diese sogar seine einzige erhaltene Glocke. Ihr kurzatmiges Klangbild rührt wohl von den vielen Ausbrüchen an ihrer Schärfe her. Auch sonst weist die Glocke eine sehr unsaubere Gussoberfläche auf, was eigentlich untypisch für Instrumente französisch-lothringischer Wandergießer ist. Keine sechs Jahre nach dem Guss der Drevenacker Glocke starb Joseph Jullien nur 29-jährig in Rothenburg ob der Tauber. Die Glocken überlebten glücklicherweise beide Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg wurde die große Sebastiansglocke abgeliefert, da ihr ein geringerer Denkmalwert zuerkannt wurde als der kleineren barocken Glocke. Im Jahr 1980 erfolgte eine Sanierung der Läuteanlage durch die Glockengießerei Rincker. Hierbei erhielten beide Glocken neue Joche, Klöppel und Läutemaschinen. Beeindruckend ist vor allem das Klangvolumen der spätgotischen Glocke in Anbetracht ihrer leichten Rippenkonstruktion!
Sebastiansglocke, Schlagton d'+5, Gewicht ca. 1.160 kg, Durchmesser 1279 mm, gegossen im Jahre 1520 von Wolter Westerhues.
Zweite Glocke, Schlagton e'+3, Gewicht ca. 830 kg, Durchmesser 1139 mm, gegossen im Jahre 1693 von Joseph Jullien.
Herzlichen Dank an Elektrotechnikermeister Markus Mockel aus Hemmerden, der sich im Auftrag der Glockengießerei Rincker für die Wartung dieses Geläutes verantwortlich zeichnet, für die Ermöglichung dieser Aufnahme im Rahmen der jährlichen Wartungsarbeiten!
Die älteste Glocke der Insel Sylt hängt im Turm von St.Niels in Westerland.
Der Ursprung von St.Niels liegt nicht in Westerland selber, sondern in der Nordsee vor Westerland. Dort befand sich die Ortschaft Eidum samt Kirche, die erstmals 1240 urkundlich erwähnt wurde. Bei der Groten Mandränke des Jahres 1362 wurde diese Kirche zerstört, jedoch anschließend wieder aufgebaut. Eine zweite Sturmflut, diesmal am Allerheiligenfest 1436, machte dem Ort Eidum endgültig den Garaus. Lediglich die schwer beschädigte Kirche baute man wieder auf. Noch für fast 200 Jahre feierte man dort Gottesdienste, ehe das baufällige Gotteshaus bei Nacht und Nebel zusammenstürzte. Im Jahre 1635 begann man mit dem Neubau der noch heute bestehenden Kirche St.Niels in Westerland. Hierfür verwendete man noch einige Steine der alten Eidumer Kirche. Keine zwei Jahre später waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Schon im Laufe des 18.Jahrhunderts mussten zwei Erweiterungen sowie eine anschließende umfassende Renovierung vorgenommen werden. 1840 erhielt St.Niels ein kleines Glockentürmchen aus Stein, welches jedoch 1875 dem heutigen Vorbau samt Turm weichen musste. Einige Teile der Innenausstattung stammen noch aus der alten Eidumer Kirche. Ein absoluter Blickfang ist der um 1475 gefertigte spätgotische Flügelaltar. Über dem Chorbogen hängt ein altes Prozessionskreuz aus dem 14.Jahrhundert. Der Christuskörper dürfte wohl nur geringfügig jünger sein. Aus dem Jahr 1751 stammt die Kanzel. Das hölzerne Taufbecken stammt aus der Kirche zu Neugalmsbüll und kam 1988 als Leihgabe nach St.Niels, nachdem das romanische Taufbecken im Jahr 1908 nach St.Nicolai überführt wurde. Die Orgel ist ursprünglich 1876 von der Apenrader Orgelbaufirma Marcussen & Søn gebaut worden. Das Instrument ist zwischen 1965 und 1966 technisch neu gebaut und erweitert worden. Diese Maßnahmen nahm die Lübecker Orgelbauwerkstatt Kemper vor. Nochmals wurde die Orgel 1987 durch Rudolf Neuthor aus Kiel renoviert und überarbeitet. Sie besitzt heute 14 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Die Glocke im Turm von St.Niels ist ebenfalls ein Überbleibsel der alten Eidumer Kirche. Gegossen wurde sie wohl um 1350 von einem unbekannten Gießer. Womöglich entstand sie kurz nach der großen Sturmflut des Jahres 1362. Sie hing für lange Zeit in einem sogenannten Glockenstapel, ehe man 1875 den neuen Turm baute und sie dort seitdem vor Wind und Wetter geschützt ist. Die Glocke ist die älteste auf Sylt und erhielt vor einigen Jahren neue Armaturen, einen neuen Klöppel sowie eine neue Läutemaschine.
Sine nomine, Schlagton d''+6, Gewicht ca. 225 kg, Durchmesser 701 mm, gegossen um 1350 von einem unbekannten Gießer.
Herzlichen Dank an die Pastorin sowie an die Küsterin für das Sonderläuten und die Ermöglichung dieser Aufnahme!
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