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Köllme ist als Ortsteil des Dorfes Zappendorf, dem ein oder andere eventuell durch die gleichnamige Fleischerei bekannt, der Einheitsgemeinde Salzatal zugehörig.


836 wurde Köllme im Zusammenhang mit einer dem Kloster Bad Hersfeld zugehörigen Klosteranlage mit heute trockengelegten Fischteichen erwähnt. Im zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts wurde der aus dieser Klosteranlage entstandene Ort als "collimi" erstmals erwähnt. Der dreißigjährige Krieg traf auch diesen Ort schwer, die Klosteranlage wurde aufgegeben und die Teiche trockengelegt, der Ort jedoch fiel nicht wüst, sondern wurde beibehalten. Als die Grafschaft Mansfeld, zu der Köllme gehörte, geteilt wurde, fiel der Ort an das Herzogtum Magdeburg und wurde nach dem Wiener Kongress 1816 dann der preußischen Provinz Sachsen zugeordnet. 1950 wurde Köllme im Zuge der Gebietsreform nach Zappendorf eingemeindet und gehört seit 2010 zur Einheitsgemeinde Salzatal.


Eines der ältesten Gebäude im Dorf ist die hinter einer uralten Buche gelegene Kirche, versteckt in einem Seitenarm des Salzatales. Das Gotteshaus zeigt sich in der typischen Gestalt des Saalkreises - an einen breiten Westquerturm mit Satteldach schließt sich ein einfacher Kirchsaal an. Die Grundfesten der Kirche dürften bis ins 12. Jahrhundert datieren, die Würfelkapitelle an den Schallarkaden des Turmes sprechen dafür, ebenso das romanische Eingangsportal und die schlichten romanischen Beschläge an der Tür. Wie so oft wurde auch die Kirche von Köllme mehrfach umgestaltet, vor allem im 18. Jahrhundert, als das Kirchenschiff seine heutige Form mit hohen Halbbogenfenstern erhielt. Eine schlichte flache Holzdecke überspannt den Innenraum, der von einer Hufeisenempore umschlossen wird. Der Kanzelaltar, 1740 geschaffen, zeigt in der Predella eine Darstellung des letzten Abendmahls. Ungewöhnlich reich sind der Kanzelkorb mit Akanthusschnitzereien sowie die Bekrönung des Säulenaltars imit zwei Putten samt Gesetztestafeln und dem Auge Gottes gestaltet. Desweiteren ist das Taufgestell, mit seinem Aufsatz gleichsam als Lesepult dienend, ebenfalls um 1740 entstanden und mit Bandelwerk und Engelsköpfen verziert. Die im 17. Jahrhundert entstandene Empore dürfte schon früher eine Orgel getragen haben, das heutige Instrument wurde 1896 durch die Zörbiger Werkstatt Rühlmann als 185. Werk aufgestellt und umfasst auf pneumatischen Laden 8 Register auf einem Manual und Pedal bei einer ungewöhnlich reichen Grundstimmenpalette (das höchste Register ist ein 4'!). Leider ist das Werk seit geraumer Zeit unspielbar, eine Sanierung kaum in Sicht.


Im Turm der Kirche tönen durch die romanischen Schallarkaden zwei wertvolle, unmittelbar aufeinander folgend entstandene Glocken nach draußen - die kleinere Glocke wurde 1601 durch Georg Wolters gegossen und erwähnt immerhin den Pastor der damaligen Zeit - einen Herrn namens Andreas Zahn. Die heutige größere Glocke wurde durch Eckhardt Kucher aus Erfurt gegossen, von dem auch im recht nah gelegenen Zscherben noch ein Instrument findet. 1598 kam dieses Instrument auf den Turm. Beide Glocken hängen in einem 1860 geschaffenen Glockenstuhl mit einfachen Streben an ihren originalen Jochen und wurden 2011 mit neuen Klöppeln und einer neuen Steuerung versehen. Ein drittes Gefach im Stuhl ist leer, über die eventuelle kleinste Schwester des Geläutepaares nichts bekannt. Beide Glocken zeigen unverwechselbare, farbige Klänge, harmonieren aber auch sehr gut miteinander und machen viel Freude beim Zuhören. Ein herzlicher Dank sei Pfarrer Böker sowie der Kollegin fürs Ermöglichen der Aufnahme sowie die Unterstützung gesagt!


Glocke 2
Georg Wolters, 1601
Durchm.: 77,6cm
Schlagton: c''
Zier: An der Schulter zwischen zwei Stegpaaren umlaufend:
GOTT ALLEIN DIE EHRE ANDREAS ZAHN PASTOR GEORG WOLTERS GOSS M[ich] ANNO 1601, der unterste Steg mit hängendem Palmettenfries, am Wolm drei Stege, am Schlag nochmals zwei Stege


Glocke 1
Eckehardt Kucher/Erfurt, 1598
Durchm.: 92,6cm
Schlagton: as'
Zier: An der Schulter zwischen zwei Stegpaaren, getrennt durch zwei Blüten ('=Blüte): MEINS LEBENS ANFANG VND ENT STEHT ALLES IN GOTTES HENT (sic) ECKHARDT KVCHER GOSS MICH 1598 * *
der unterstege Steg mit Palmettenfries, am Wolm drei Stege, am Schlag nochmals zwei Stege


Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2020


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Zum Anschauen empfehle ich den Vollbildmodus. Technische Daten zu den Glocken im Videoverlauf.

Die alte Peterskirche zu Burgheim gehört zu den ältesten erhaltenen Sakralbauten der Ortenau bzw ganz Badens. Sie liegt in fast unmittelbarer Nähe zum Lahrer Stadtkern und war bis zur Gründung der Lahrer Stiftskirche im 14.Jh und darüber hinaus bis Ende des 15.Jh auch die Pfarrkirche von Lahr.
Die Anfänge von St.Peter reichen bis ins 7. Jh. zurück - es existieren noch Reste dieses Vorgängerbaus im Erdreich. Über ihnen entstand die heutige Peterskirche (nach einem zwischenzeitlichen Neubau, der 1035 vom Straßburger Bischof geweiht wurde) in der ersten Hälfte des 12.Jh - eine schlichte Saalkirche mit Chorturm und tonnengewölbtem Sanctuarium. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde diese Kirche nach Westen hin vergrößert und umgebaut,was gut an ihrer Südwand zu erkennen ist. Aus dieser Zeit sind noch Fragmente der Ausmalung erhalten. Ende des 19.Jh. wurde die Anlage restauriert.

Eine Überraschung indes bot die Besichtigung des Geläutes. In einer Chronik über die Lahrer Stiftskirche ist lediglich zu erfahren,dass 1953 eine Restglocke des dortigen damaligen Edel-Geläutes von 1718 in die Burgheimer Kirche überführt worden war, weil sie nicht mehr mit dem neu angeschafften Stahlgeläute harmonieren würde. Zu meiner Freude konnte ich dann auf dem Turm feststellen, dass eine weitere kleine Glocke von Edel vorhanden ist. Dieses Glöcklein war 1788 für die Burgheimer Kirche gegossen worden, wie der Schulterinschrift zu entnehmen ist. Ob sie die einzige war, oder ob es noch weitere gab, ist nicht geklärt.
Auffällig bei der älteren Glocke ist die sehr elegante Ranken-/Knorpelwerkverzierung mit Früchteschalen und Greifvögeln nebst einer Blumenkranzkartusche mit dem Weihevers und einem Wappen im Lorbeerkranz. Das Gussbild beider Glocken ist tadellos.

Eine weitere Glocke der Gießerei Gebr. Bachert / Kochendorf wurde 1973 hinzugefügt, um das weitgespannte historische Duett aufzufüllen. Die alten Edelglocken blieben dabei unberührt, d.h. auf eine Korrektur der Stimmung oder der Innenharmonie konnte glücklicherweise verzichtet werden. Allerdings wurden sie wohl zu dieser Zeit am Schlagring repariert.
Die Klangfülle bzw Gravität und Brillanz der Grundglocke ist trotz ihrer leichten Rippenmensur und vorhandener Unterseptime für eine Barockglocke enorm ausgeprägt, sodass sie in diesem Punkt die wesentlich milder klingende Kochendorfer Glocke mühelos übertrifft. Dies spricht für die überdurchschnittliche Klangqualität,die die Familie Edel erreichte - somit zählen sie für mich zu den besten Gießern der Barockzeit überhaupt.
Insgesamt besitzt dieses Terzett eine intensive Klangausstrahlung und bildet mit seinen beiden wertvollen Altglocken einen leuchtenden Punkt inmitten der weitgehend modern geprägten Glockenlandschaft der Ortenau.

Ein herzliches Dankeschön an die Kirchengemeinde für die Dreh- und Veröffentlichungsgenehmigung sei an dieser Stelle ausgesprochen.

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