Beschreibung der Videos
Ein wahres Kleinod ist das Geläute des "Anna-Kircherls" im Münchener Stadtteil Harlaching.
Die beiden Glocken dürften weitestgehend unbekannt sein.
Die kleine Glocke erklingt im Schlagton g´´ und ist vollkommen schmucklos. Das Gussjahr dürfte um 1300 liegen, weshalb diese Glocke zu den ältesten in München gehört, wenn sie nicht sogar die älteste Glocke Münchens ist. Sie besticht durch ihre singenden Teiltöne und durch den lebendigen Klang. Dabei verleiht besonders die stark vertiefte Prime der Glocke Charakter. Die dominantesten Teiltöne (nach Gehör):
Unterton g´, Prim-Vertreter e´´, Terz as´´
Bei der großen Glocke handelt es sich um ein frühbarockes Meisterwerk, welches im Jahr 1638 von Iohann Kippo in München gegossen wurde. Sie erklingt im Schlagton c´´ Der Klang der Glocke ist sehr einprägsam. Auffällig ist der kurze, klirrende Schlagton, welcher maßgeblich durch die ausgebrochene Schärfe verursacht wird. Hierbei handelt es sich vermutlich um Schäden durch Kriegsablieferung. Auf der Glocke ist die Ablieferungsklasse "B" zu erkennen. Die Summtöne singen jedoch kräftig und sprechen gegen einen Sprung (insbesondere die Terz und die um einen Ganzton vertiefte Prime). Warum im Innern ein Jerusalemkreuz gemalt wurde, ist mir nicht bekannt.
Weitere Informationen zur Kirche z.B. bei Wikipedia: "Wallfahrtskirche St. Anna (Harlaching)"
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0:07 Glocke 2
1:12 Glocke 1
2:34 Vollgeläut
2:53 Impressionen d. Kirche
3:16 Klangeindruck außen
Benkendorf, heute zu Salzmünde gehörend, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Orte Zappendorf, Köllme und Salzmünde. Im 10. Jahrhundert wurde der Ort in Zusammenhang mit Salzmünde das erste Mal erwähnt, 1442 wurde Salzmünde samt Benkendorf von den Grafen von Mansfeld aufgekauft und gehörte fortan zu ebenjener Grafschaft. Seit 1816 gehört Benkendorf zum Saalkreis, nachdem der Ort jahrhundertelang zur Grafschaft Mansfeld gehörte. 1950 wurde Benkendorf in die Gemeinde Salzmünde eingegliedert und gehört seit 2010 zur neu geschaffenen Gemeinde Salzatal.
Ältestes Bauwerk im Ort ist die Kirche, heute direkt an der Hauptstraße gelegen und von dieser aus gut sichtbar. Das Gotteshaus ist in der typischen Architektur des Saalkreises als einschiffige Saalkirche mit massivem Westquerturm samt Satteldach erbaut. Im Turm künden romanische Kapitelle in den Schallöffnungen sowie romanische Zierfenster von der zeitlichen Herkunft der Kirche. Später erfuhr das Gotteshaus Umbauten, unter anderem wurde ein dreiseitiger Chorabschluss angefügt und im Zuge eines barocken Umbaus auch Halbbogenfenster eingebaut. Der helle Innenraum wird von einer Holztonnendecke überwölbt und von einer L-förmigen Empore umgeben. Der barocke Kanzelaltar mit floralem Schnitzwerk an den Seiten ist um 1725 entstanden, ebenso wie der mit schlichten seitlichen Schnitzwangen verzierte Orgelprospekt. Hinter ihrer Front mit schlichtem Schleierwerk verbirgt sich heute eine Orgel von Furtwängler&Hammer/Hannover mit sechs Registern auf zwei Manualen und Pedal bei pneumatischen Trakturen, die jedoch leider heute vollkommen unspielbar ist. Die Kirche wird heute nur noch sehr selten genutzt.
Aus den romanischen Schallfenstern im Turm klingen zwei wertvolle Glocken in die Weite des Tales. Die kleine Glocke, von einem unbekannten Gießer 1517 geschaffen, ist durch die Darstellung einer Madonna mit Strahlenkranz auf der Flanke vorne und hinten bemerkenswert - ihre Inschrift bezieht sich eindeutig auf die Hl. Maria - eventuell ein Hinweis auf ein Patrozinium der Kirche in früheren Zeiten? Weiterhin bemerkenswert ist die Zier aus Zinnenfries und Spitzbogenfries, welche so vor allem im Umfeld der Nürnberger Gußhütte zu finden ist - möglicherweise hatte der Gießer nach Nürnberg und hat von dort die Forrmen der Zier mitgebracht? Untypisch für ein Nürnberger Erzeugnis ist allerdings die Inschrift in für die Zeit sehr modernen lateinischen Capitalis, die Nürnberger verwendeten vor allem Minuskeln - interessant ist die Glocke dadurch aber allemal! Die große Glocke wurde 1652 von Simon Wildt, einem Gießer aus Halle aus dem Umfeld von Becker und J.J. Hofmann aus Halle, in einer verkürzten Rippe gegossen und zeugt mit ihren reichen Inschriften an Schulter, Flanke und Schlag von einer gewissen Bedeutung des Gusses. Herrausragend an dieser Glocke ist eine sehr feine und qualitätvolle Darstellung des Golgatha mit Jesus am Kreuz und Johannes sowie Maria in kniender Position auf der Rückseite an der Flanke. Man beachte zudem die außergewöhnliche Klöppelform der großen Glocke! Beide Instrumente hängen an barocken Holzjochen, kranken jedoch an ihren unagemessenen Klöppeln samt suboptimaler Aufhängung, sodass beide Glocken nur einseitig anschlagen - angesichts der sehr geringen Nutzung der Kirche und der Glocken ist dies jedoch wahrscheinlich verschmerzbar...
Ein herzlicher Dank sei Pfarrer Bröker sowie Herrn Wegeleben für die Unterstützung beim Läuten und bei der Aufnahme sowie die Geduld an dem Tag gesagt!
Glocke 2
unbekannter Gießer, 1517
Durchm.: 51,5cm
Schlagton: b"
Zier: an der Schulter, umrahmt von einem Zinnenfries oben und einem Spitzbogenfries unten: S[U]B TVA PROTECCIONE FUGIMUS DEI GE[N]ITRIX INTERCEDE PRO NOBIS 1517
(dt.: Unter deinen Schutz fliehen wir, Mutter Gottes bitte für uns 1517)
Auf der Flanke vorne und hinten je eine Madonna mit Strahlenkranz, am Wolm drei Stege
Glocke 1
Simon Wildt/Halle, 1652
Durchm.: 93,1cm
Schlagton: as'
Zier: an der Schulter zwischen zwei Stegen:
ERHALT VNS HERR BEI DEINEN WORT VND GIB VNS FRIEDE HIER VND DOR (sic) x (Kreuzblume) V[erbum] D[omini] M[anet] I[n] AE[ternum] +
darunter ein hängender Palmettenfries, auf der Flanke vorne, am Ende
jedes Satzes eine Kreuzblume (x=Blume):
NACH CHRISTI GEBVURT./M DC LII/ IN DRITTEN JAHR NACHDEM DER FRIEDE WAR GESCHLOSSEN x/ IN DEUTZEN (sic) LAND WVRDE ICH IN HALLE NEV GEGOSSEN x/ ZVRZEIT ALS GLEICH HIER SIEGMVND ZEIDLER PFARRER WAHR x/ FRÖLICH UND KEMNVTZ DIENTEN KIRCHEN VND ALTAHR (sic) x/
auf der Flanke hinten Golgatharelief, am Wolm drei Stege, am Schlag umlaufend zwischen zwei Stegen, durch Mittelpunkte (*=Punkt) getrennt:
+ DIE EHR ALLEIN DEN LIEBEN GOTT * GEB ICH VOR VND NACH MEINEN TODT * SIMON WILDT IN HALL * SOLI DEO GLORIA
Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2020
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