Beschreibung der Videos

Drei Glocken beherrbergt der Turm der evangelisch-lutherischen Kirche in Cunewalde, der größten evangelische Dorfkirche in Deutschland. Schon wenige Jahrzehnte nach Weihe des Gotteshauses beauftragte man 1866 den Dresdner Glockengießer J.G. Große mit dem Guss eines dreistimmigen Glockengeläutes, welches eine kleine Glocke aus der alten Kirche ersetzen sollte. Als der dt. Rüstungsindustrie im 1. Weltkrieg die Rohstoffe ausgingen, begann man mit dem Einschmelzen von Glocken - so wurde auch das Geläute in Cunewalde 1917 auseinandergerissen. Um diesen Verlust auszugleichen, konnten 1922 drei Bronzeglocken in der Gießerei Pietzel in Dresden unter Verwendung des Materials einer erhaltenen Glocke entstehen. Doch auch diesen Glocken war keine allzu lange Existenz vergönnt - im 2. Weltkrieg ereilte zwei der drei neuwertigen Instrumente das gleiche Schicksal, wie ihre Vorgängerinnen 1917. Nach Ende des 2. Weltkrieges war es also abermals an der Zeit, sich über neue Glocken Gedanken zu machen. Zu Gunsten dieses neuen Geläutes wurde 1953 schließlich auch die letzte, während des Krieges im Turm verbliebene Bronzeglocke vekauft und drei Glocken aus Eisenhartguss in der Gießerei Schilling und Lattermann in Apolda gefertigt - anfangs waren sogar Klöppelfänger verbaut, die später jedoch nicht mehr genutzt wurden. Nach beinahe 60 Jahren wurden 2012 Risse an den Glockenjochen festgestellt und mittelfristig ein Austausch der schadhaften Anlage und des klanglich minderwertigen Geläutes empfohlen. Um Spenden zu sammeln, wurde man in Cunewalde kreativ: Glocken wurden gehäkelt, die ortsansässigen Geschäfte brachten sich mit "Glocken-Spendenboxen" ein und Konzerte für das neue Geläute fanden statt - alles mit dem Ziel, zum 222. Weihtag der Kirchweihe ein voll funktionstüchtiges Bronzegeläute im Kirchturm zu haben. Und der Einfallsreichtum hatte sich ausgezahlt: Bereits am 17. Mai 2015 konnten drei Glocken für die Cunewalder Dorfkirche in den Werkstätten der brandenburgischen Glockengießerei Lauchhammer gegossen werden und pünktlich zum Kirchweihfest im Oktober desselben Jahres erklingen - ein kräftiges und klangschönes Geläute. Und auch für die alten Eisenglocken hatte sich ein würdiger Standort gefunden, wie im Video ab 00:25 zu sehen ist. Vor der Kirche, am unteren Friedhofseingang, können sie von jedermann besichtigt werden und künden dort von vergangenen Zeiten, wenn die neuen Glocken gerade (nicht) erklingen...

Gl. 1 | Sterbeglocke | f' | 955 kg | 1164 mm | Glockengießerei Lauchhammer (2015)
Gl. 2 | Gebetsglocke | g' | 653 kg | 1039 mm | Glockengießerei Lauchhammer (2015)
Gl. 3 | Taufglocke | b' | 499 kg | 912 mm | Glockengießerei Lauchhammer (2015)

Erstmals erwähnt wird das in das Lausitzer Bergland eingebettete, heute über 11km (!) lange Straßendorf Cunewalde 1222 in einer Übertragungsurkunde an das Bautzner Domstift. Sicher ist, dass schon zu jener Zeit eine Kirche im Dorf bestanden hat und ein späterer Kirchenbau auf dem heutigen Friedhofsgelände der unmittelbare Vorgängerbau des gegenwärtigen Gotteshauses war. Als nach Ende des Dreißigjährigen Krieges die Bevölkerungszahl in Cunewalde stetig anstieg und trotz der Erweiterung der alten Kirche nicht mehr alle Einwohner darin ihren Platz finden konnten, begann man mit dem Bau einer neuen Dorfkirche. Obwohl diese nach siebenjähriger Bauzeit 1787 im Kern als solche zu erkennen war, konnte sie erst 1793 vollständig fertiggestellt und geweiht werden. Mit drei Emporen und 2632 Sitzplätzen war die Barockkirche nun doppelt so groß, wie ihr Vorgängerbau und ist damit bis heute die größte Dorfkirche Deutschlands. Der Turm wurde zunächst "nur" auf bis auf eine Höhe von 35m errichtet. Ihre Innenausstattung erhielt die Kirche im Wesentlichen erst im 19. Jahrhundert - ein klangvolles Ausstattungsstück aus dem Jahr 1840 ist die Reiss-Orgel, welche zu den klangvollsten in der Oberlausitz zählt. Mit der Aufstockung des Turmes auf 61m Höhe und einer Neugestaltung des Innenraumes durch Ch. F. Arnold von 1887–1893 erhielt die Kirche zu ihrem 100. Weihetag schließlich ihr heutiges Aussehen und ist schon von weitem im langgezogenen Cunewalder Tal zu erkennen. Eine Besonderheit im Ort ist die alljährliche Christvesper mit eindrucksvollem Lichterzug, den rund 35 Kinder und Jugendliche am Heiligabend mit den sogenannten Lichterpyramiden, welche früher als Ersatz für den Christbaum dienten, bilden, und in die abgedunkelte Kirche einziehen, um sich dort um den Altar zu versammeln: Danach ist für alle richtig Weihnachten geworden.

Videoprogramm:
00:00 Impressionen der Kirche
02:10 Einzelglocken
07:15 Geläute aller Glocken

Herzlich danken möchte ich Herrn Pfarrer Wenzel und Herrn Frenzel für die freundliche Ermöglichung der Aufnahme. Danke auch Felix für den Tipp.
Verwendete Quellen, abgerufen am 12.02.2021:
http://cunewalde-pfarramt.de/geschichte/, https://geschichtlichescunewalde.de.tl/Kirche.htm
Text einschl. Glockendaten, Ton und Bild: Ben Schröder, "Glockenzeit".


Präsentiert wird eine Turmaufnahme des dreistimmigen Glockengeläutes der evangelischen Kirche St. Salvatoris der Harzstadt Clausthal-Zellerfeld.
Der heutige Kirchenbau wurde im Jahr 1683 geweiht. Durch das Oberharzer Wetter wurde das Gebäude allerdings nach einigen Jahrzehnten baufällig und wurde, zu beurteilen an der Jahreszahl "1745" in der südöstlichen Ecke der Kirche, dort grundlegend erneuert. Im Jahre 1827 wurde die Glockenstube des westlichen Vorbaus unter Leitung des Maschinenmeisters Jordan in nicht ausgemauertem Fachwerk erneuert und außen mit Dielen versehen, die mit Schiefer beschlagen wurden. 1859 bis 1861 wurden Arbeiten am Dach und am Mauerwerk der Kirche fällig. Die beiden Weltkriege überstand die Kirche glücklicherweise unbeschadet. Ihre letzte große Renovierung erhielten Innenraum und Fassade des Gotteshauses schließlich von 2010 bis 2015.
Die Geschichte des heutigen Geläutes im Glockenhaus der Kirche geht bis in das Kirchenweihjahr 1683 zurück. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Kirche nur zwei größere Glocken, welche bereits 1673 gegossen wurden. 1894 wurde schließlich eine dritte Läuteglocke gegossen. Die wegen eines Rissen umgegossene Bergmannsglocke - die die Bergleute ursprünglich zum Gebet und zur Arbeit rief - musste aufgrund eines Risses 1894 ebenfalls umgegossen werden. Am 25. Juli 1917 läutete dieses damalige Dreiergeläut in der damaligen Zusammensetzung ein letztes Mal, bevor es im Januar 1918 im Kupferwerk in Ilsenburg zerschlagen- und eingeschmolzen wurde. Lediglich die heutige größte Glocke durfte in der Gemeinde verbleiben. Nach dem Krieg wurde 1928 eine neue Bronzeglocke gegossen. Doch auch dieses Geschenk blieb der Gemeinde nicht lange erhalten. Im Jahr 1944 wurden beide Bronzeglocken abgenommen. Wie durch ein Wunder blieb die größere der beiden Glocken dem Einschmelzen verschont und kehrte wieder in die Kirche zurück. Beim Bochumer Verein wurden 1953 schließlich zwei Stahlglocken ergossen, welche das Geläut in der Schlagtonlinie d' fis' gis' erklingen ließen. Bedingt durch diese Schlagtonlinie schaffte sich die Gemeinde schließlich im Jahr 2008 bei der Glockengießerei Mark in Brockscheid zwei neue Bronzeglocken an, welche am Pfingstsonntag 2009 feierlich geweiht wurden. Als Ersatz für die im Krieg verloren gegangene Bergmannsglocke wurde 1917 eine Stahlglocke gegossen, welche allerdings 1984 durch eine Bronzeglocke ersetzt wurde. Diese befindet sich heute wieder im Dachreiter der Kirche. Die alte Stahlglocke wurde über dem Gefallen-Gedenkbuch aufgehängt, in welchem Kriegstote aus der Stadt Clausthal-Zellerfeld verzeichnet sind. Seither erfreuen sich die Clausthaler wieder an einem vollständigen Geläut von drei Läuteglocken.

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DIE LÄUTEGLOCKEN:

Glocke 1 (Vaterunserglocke) | d'+4 | 1.380kg | d=1.330mm | 1673, Heise Meyer (Wolfenbüttel)
Glocke 2 (Abendglocke) | f'+5 | 951kg | d=1.163mm | 2008, Glockengießerei Mark (Brockscheid)
Glocke 3 (Morgenglocke) | g'+7 | 660kg | d=1.024mm | 2008, Glockengießerei Mark (Brockscheid)

Disposition: d', f', g' (TeDeum)

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Quellen: ~Gemeindeseite der Salvatoriskirche in Clausthal-Zellerfeld, Wikipedia Artikel zur St. Salvatoriskirche in Clausthal-Zellerfeld; Festschrift der Glocken der Salvatoriskirche; eigene Informationen, Bilder/Videos, Tonaufnahmen: J.R.

Weitere Informationen zum Geläut: https://createsoundscape.de/glocken-finder-2/detail/glockenfinder/id/5147-evang-kirche-st-salvatoris-in-clausthal-zellerfeld/?cb-id=68122


Ein ganz großes Dankeschön geht an alle Zuständigen der Salvatorisgemeinde für die Ermöglichung der Aufnahmen. Besonders möchte ich mich bei der freundlichen Küsterin für das Öffnen der Türen und ihre Geduld an diesem Tag danken.

Glockentürme und Glockenstuben sind keine öffentlicher Zugang. Diese Aufnahme wurde organisiert und die Videos unter der Einverständniserklärung der jeweiligen Gemeinde erstellt und veröffentlicht.
Bei der Verwendung meiner Videos bin ich als Urheber darüber in Kenntnis zu setzten. Ebenfalls benötigt der User anschließend meine schriftliche Genehmigung für die anschließende Verwendung der Aufnahmen.

(c) Angelusglocke 2021


Aufnahmedatum: Freitag, 04.12.2020 im Rahmen eines Sonderläutens.

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