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Drei Glocken befinden sich im Turm der kath. Wallfahrtskirche zum Heiligen Blut in Iphofen am Fuße des Schwanbergs. Neben der Stadtpfarrkirche ist Hl. Blut die zweite katholische Kirche der historischen Altstadt. Bereits zu seiner Erbauungszeit erhielt das Gotteshaus zwar drei Glocken, das erste Geläute der Kirche wurde jedoch immer wieder verändert und fiel schließlich einem Turm- und Kirchenbrand im Jahre 1889 zum Opfer. Schnell bemühte man sich darum, die entstandenen Schäden auszubessern - so konnte auch bereits 1890 ein neues Glockengeläute bei den Gebrüdern Klaus in Heidingsfeld gegossen werden. Nachdem man im 1. Weltkrieg damit begonnen hatte, Glocken zu Kriegszwecken abzunehmen, mussten zwei der drei 1890 gefertigten Glocken 1917 vom Turm genommen und eingeschmolzen werden, nur die kleine Martinsglocke mit einem Gewicht von 210 kg durfte vor Ort verbleiben. Für die beiden verlorenen Instrumente konnte man bereits vier Jahre später Ersatz schaffen; wieder beauftragte man die Glockengießerei Klaus mit zwei Glocken, die dem Hl. Sakrament und der Gottesmutter geweiht waren und mit einem Gewicht von 1, 1 Tonnen ungefähr dem heutigen Geläute entsprochen haben dürften. Doch im Januar 1942 wurde, wie allerorts, der Bürgermeister davon in Kenntnis gesetzt, dass sämtliche vorhandenen Glocken gemeldet und anschließend, wie es schon im Ersten Weltkrieg in ähnlicher Form geschehen war, abgenommen werden müssen. Neben allen drei Glocken der Blutskirche, mussten auch die Glocken aus dem Rathaus, der Waldkapelle, der Spitalkirche und der Stadtpfarrkirche abgegeben werden. Um Ersatz für die zerstörten Kirchenglocken zu schaffen, beschloss der Stadtrat im März 1949, "eine Sammlung vorzunehmen und den Fehlbetrag aus der Stadtkasse zu bezahlen". Nachdem im Spätsommer bereits die neuen Glocken für die Stadtpfarrkirche von Karl Czudnochowsky in Heidingsfeld gegossen wurden, entstand das Geläute für die Blutskirche im Herbst. Der Erdinger Glockengießer Czudnochowsky hatte die ehemalige Gießerei der Gebr. Klaus aufgekauft und zu seiner Filiale gemacht - insgesamt wurden von dort allerdings nur noch wenige Glocken und Geläute ausgeliefert, bevor der Betrieb in Heidingsfeld kurz darauf ganz eingestellt wurde. Am 19. März 1950 konnte das Geläute der Blutskirche schließlich geweiht und wenige Tage später in den Turm aufgezogen werden.

Gl. 1 | f' | Sakramentsglocke | 1085 mm | 630 kg | Karl Czudnochowsky, Heidingsfeld (1949)
Gl. 2 | a' | Muttergottesglocke | 834 mm | 300 kg | Karl Czudnochowsky, Heidingsfeld (1949)
Gl. 3 | c'' | Martinusglocke | 705 mm | 180 kg | Karl Czudnochowsky, Heidingsfeld (1949)

Die Geschichte der Iphöfer Wallfahrt und der Blutskirche beginnt mit einer angeblichen Hostienschändung, auf welche im Jahre 1294 ein Blutwunder gefolgt haben soll. Bereits wenige Jahre später setzten die ersten Wallfahrten nach Iphofen ein, woraufhin man eine Kapelle errichtete. Nachdem das ursprüngliche Gotteshaus im Laufe der Jahrhunderte stark baufällig geworden war, begann man unter Fürstbischof Julius Echter ab 1605 mit Ausbesserungsarbeiten am Chor und erweiterte Turm und Langhaus. Wenig später erlebte die Wallfahrt zum Hl. Blut nach Iphofen noch ein regelrechtes Aufblühen, bevor das Gotteshaus in der Säkularisationszeit fast abgetragen werden sollte und die Wallfahrt abrupt ihr Ende fand. Doch den Abriss der Blutskirche wussten die Iphöfer zu verhindern. Nachdem man zur Mitte des 20. Jahrhunderts den bisherigen Turm gar erhöht hatte, schlug 1887 der Blitz in diesen ein und verursachte einen größeren Brand. Nach dem Feuer begann man also mit einer zeitgenössischen Umgestaltung der Blutskirche im neugotischen Stil, der Hochaltar stammt noch aus dieser Zeit, die beiden barocken Seitenaltäre wurden jedoch erst später wiederhergestellt. Zudem entstand eine Tumba, welche von Darstellungen des vermeintlichen Hostienfrevels verziert wird und sich zunächst anstelle des heutigen Volksaltares im Zentrum der Blutskirche befand. Sie wurde 1985 in die Seitenkapelle links des Chorraumes versetzt, im gleichen Zug entfernte man auch die Außentreppe am Gotteshaus. Erst kürzlich wurde die Wallfahrtskirche, der die Feuchtigkeit über Jahre hinweg zugesetzt hatte umfassend saniert und erstrahlt in neuem Glanz. Noch heute pilgern jährlich bis zu elf Wallfahrtsgruppen, größtenteils aus den Nachbarorten, rund um das Fronleichnamsfest, zur Iphöfer Wallfahrtskirche.

00:00 Impressionen der Kirche, Geläute "von außen"
02:15 Einzelglocken
06:20 Geläute aller Glocken

Herzlich danken möchte ich Mesner Herrn Wintzheimer für die Ermöglichung der Aufnahme.
Literatur:
Andreas Brombierstäudl: Iphofen. Eine fränkische Kleinstadt im Wandel der Jahrhunderte. Iphofen 1983.; daneben Artikel des selben Autors zur Abnahme der Iphöfer Glocken im 2. WK.
Ton, Bild, Text und Glockendaten: Ben Schröder, "Glockenzeit". Verwendung nur mit Genehmigung des Verfassers.


In folgendem Video hört ihr die 4 Glocken der Pfarrkirche von Laakirchen im Oberösterreichischen Traunviertel. Die Glocken erklingen in den Tönen es' ges' b' c'' (verstimmt) und wurden von
1-3 : Pfundner 1950
4: St. Florian 1923
gegossen.

Ablauf:
00:00 Sterbeglocke (4)
01:21 Kinder/Taufglocke (3)
02:28 Hochzeitsglocke (2)
03:36 Arbeits/Kriegerglocke (1)
04:56 Vollgeläute (Innenaufnahme)
10:47 Vollgeläute (Außenaufnahme)

Ein riesen großes Dankeschön geht an den Pfarrer für die Ermöglichung der Aufnahme sowie der Turmbesteigung und das Sonderläuten! Ebenso bedanke ich mich bei Glockengesang für´s Organisieren !

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