Beschreibung der Videos

0:08 Einzelläuten
7:07 Vollgeläut

Gutenberg, zugehörig zur Gemeinde Petersberg, ist ein malerisch in einem Seitental der Götsche gelegenes Dorf. 952 wurde der Ort erstmals als Tobragora (Guter Berg) erwähnt und war ursprünglich ein Rundlingsdorf, dessen Häuer sich rund um den etwa 25m hohen Berg lagerten, auf dem eine slawische Holzburganlage sich befand. Heute hat das Dorf seine Ausdehnung erheblich vergrößert. Auf dem Berg erstreckt sich heute der Friedhof, welcher einen kommunalen und einen kirchlichen Teil in sich vereint. Im Zentrum dieses Friedhofes erhebt sich gleichsam als Bekrönung des Dorfes die um 1200 erbaute Kirche St. Nicolai. Die typische Saalkreisarchitektur mit breitem Westquerturm mit Satteldach samt einschiffigem Kirchsaal findet sich auch in dieser Kirche wieder. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche erweitert, erhielt u.a. einen dreiseitigen Chorabschluss, sowie einen Schnitzaltar, von dem heute noch eine kleine Figur sowie ein Kruzifix in T-Form erhalten ist. Der Taufstein entstand nahezu zeitgleich mit dem fast lebensgroßen Epitaph im Jahr 1556. In barocken Zeiten wurde das Innere durch eine umlaufende Hufeisenempore samt Orgelprospekt und einen frühklassizistischen Kanzelaltar weiter modifiziert. Im 19. Jahrhundert erhielt die Kirche den heutigen Eingangs-Anbau, sowie höhere Rundbogenfenster und einen Dachreiter auf dem Turm. Bemerkenswert ist die massive Eingangstür, durch die man heute den Kirchenraum betritt. Sie besteht aus massiven Eichenbohlen mit kunstvollen Metallbeschlägen. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche grundlegend saniert.
Die Orgel in einem barocken, kleinen Prospekt wurde durch die Firma Rühlmann erbaut und die hallenser Firma Bennemann nach Gutenberg umgesetzt und in der Disposition modifiziert - weiter lässt sich ihre Geschichte (noch) nicht verfolgen - der Verfasser ist darum aber bemüht, hier Licht ins Dunkel zu bringen. Auf mechanischen Schleifladen besitzt die Orgel 11 Register auf einem Manual und Pedal und wird regelmäßig gespielt.


Die campanologische Geschichte der Kirche St. Nicolai in Gutenberg reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als die heutige kleinste Glocke von einem unbekannten Gießer gefertigt wurde. Die Glocke zeigt keinerlei Inschrift, dafür aber zwischen zwei Stegpaaren eingegossene Münzen/Medaillons mit Kruzifix, welche auch auf der Flanke zu finden sind und eine gewisse Verwandschaft zur Glocke in Sylbitz zeigen, allerdings deutlich größer sind. Daneben ist die kleine Glocke mit Kruzifixen versehen, welche ebenfalls zwischen den Stegen und auf der Flanke verteilt zu finden sind. Sie erhielt sicher zur damaligen Zeit noch zwei Schwestern, die im Laufe der Zeit aber verloren gingen und möglicherweise zu Barockzeiten umgegossen wurden. Im 2. Weltkrieg mussten zwei Glocken abgegeben werden, die kleinste durfte als besonders wertvoll im Turm verbleiben. 1962 entschloss man sich zur Anschaffung von zwei Eisenhartgussglocken, die durch die Firma Schilling&Lattermann gegossen wurden. Im Zuge dessen wurde auch die kleine Glocke an ein gekröpftes Stahljoch gehängt und mit Gegengewichtsklöppel versehen. Alle Instrumente blieben handgeläutet. Interessanterweise weisen die Glocken von S&L keine irgendwie zur Kirche passende Inschrift auf, sondern liegen auch von den sonst üblichen Inschriften der selben Gießerei weit entfernt. 2020 begann die Überholung der Anlage, inmitten derer die vorliegende Aufnahme entstand - die kleine Glocke wurde an ein gerades Holzjoch unter Beibehaltung des Gegengewichtsklöppels gehängt und elektrifiziert. Auch die beiden Eisenglocken sollen elektrifiziert werden, zum Zeitpunkt der Aufnahme erklangen sie zum wohl letzten Mal handgeläutet.

Die verschiedenen Glocken mischen sich erstaunlich gut, auch wenn das Klangbild ein sehr eigenartig und nicht unbedingt ansprechendes ist.
Ein herzliches Dankeschön sei der Gemeinde Teicha sowie David Joram für die Erlaubnis der Dokumentation gesagt!


Glocke 3
Unbekannter Gießer, 13./14. Jahrhundert
Durchmesser: 74,5cm
Schlagton: d''
Zier: an der Schulter zwei Stegpaare, dazwischen Medaillons und
Kruzifixe eingegossen, welche auch auf der Flanke sich finden,
am Wolm drei Stege

Glocke 2
Schilling&Lattermann, 1962
Durchmesser: 92,3cm
Schlagton: c''
Zier: auf der Flanke vorne in Großbuchstaben "ST MICHAELIS GLOCKE"
an der Schulter halbumlaufend in Großbuchstaben Der Engel des
Herrn lagert sich um die her so ihn fürchten und hilft ihnen aus.
Auf der Rückseite an der Schulter Gießerzeichen und Jahreszahl

Glocke 1
Schilling&Lattermann, 1962
Durchmesser: 128cm
Schlagton: fis'
Zier: auf der Flanke vorne in Großbuchstaben: "ST MARIEN GLOCKE"
an der Schulter halbumlaufend: Meine Seele erhebt den Herrn und
mein Geist freuet sich Gottes meines Heilandes.
Auf der Rückseite an der Schulter Gießerzeichen und Jahreszahl


Video, Audio, Schnitt und Ton: JRorgel, 2020
Alle Verwendung von Daten, Bildern und Texten bedarf meiner Genehmigung.


0:00 Intro mit Uhrschlag
1:04 Informationen zu den Glocken
3:25 Klangeindruck außen mit Bilderstrecke
5:31 Bilderstrecke innen


Die Kleinstadt Arneburg liegt am Westufer der Elbe auf einer Hochfläche, etwa 15km der Kreisstadt Stendal gelegen, deren Kreis Arneburg mit seinen etwa 1400 Einwohnern angehört. Dem ein oder anderen ist Arneburg als Fährort einer Fähre über die Elbe, die das Hochplateau mit den Elbniederungen verbindet, vielleicht bekannt.
Arneburg gilt als eine der ältesten Städte, bereits um 925 ist eine Burg am Standort der Stadt gegen die Slawen errichtet worden - der Name des Ortes sowie der Burgberg zeugen noch heute davon. 984 wird die Stadt als "civitatis" erstmals erwähnt. Die ottonische Burg war damals die Wichtigste und Bedeutendste der damaligen Nordmark, mehrfach hielten sich auch deutsche Kaiser auf der Burg auf, zu der auch ein Benediktiverkloster gehörte, welches spätestens 997 zerstört wurde. Im 14 Jahrhundert erhielt Arneburg das Stadtrecht, ab etwa 1420 ist eine Fähre im Ort nachgewiesen, deren Betrieb bis heute besteht. Im 15. Jahrhundert erlangte Arneburg als Sitz der Hohenzollern in der Mark Brandenburg überregionale Bedeutung. 1767 wurde der Ort durch ein verheerendes Feuer zerstört und mit Unterstützung Friedrichs II. wieder aufgebaut, das Baumaterial damals stammte aus der Burgruine. Seit 2013 ist Arneburg anerkannter Erholungsort und erfreut sich dank eines kleinen Hafens und der Fähre vor allem bei Freizeitkapitänen und Radfahrern reger Beliebtheit.
Ältestes Gebäude im Ort ist die im Kern romanische Kirche St.Georg, welche als eine der ältesten Kirchen der Altmark geführt wird. Der romanische Bau wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet, wobei Grundmauern eines Vorgängerbaus einbezogen worden, sodass der Chor vom Langhaus minimal abweicht. 1767 brannte das Gotteshaus beim Stadtbrand bis auf die Grundmauern nieder und wurde bis 1774 unter Wiederverwendung dieser Mauerreste wieder errichtet. 1868 wurde, im neogotischen Stil und unter Verwendung des in der Altmark typischen Backsteinbaus, das Glockengeschoss mit seinen neogotischen Schallfenstern, sowie das Turmportal geschaffen, im Zuge dessen wurde die Innenausstattung erneuert. Zwischen 1979 und 1985 erfolgte eine weitere Umgestaltung des Innenraums, zwei vermauerte Chorfenster wurden aufgebrochen, ein schlichter Altartisch aufgestellt und zwei Ausstattungsstücke (barocker Hochaltar und Kanzelkorb) aus der Kapelle des Hospitals in Quedlinburg eingebaut.
Die Kirche zeigt sich als einschiffiger, kreuzförmiger Bau mit Langhaus, Querschiff und geradem Chor ohne Apsis, im Westen ist der massive Feldsteinturm, der minimal über die Kirchenschiffbreite auskragt, angeschlossen. Bemerkenswert sind die teils mit Backsteinen vermauerten Fensteröffnungen, die teilweise noch gut erkennbar sind. Das Innere zeigt sich schlicht und weiß gekalkt, Mauervorsprünge an den Seitenwänden künden von einer Erhöhung der Mauern des Schiffes, auch der Turm war einstmals Teil des Kirchenschiffes und wurde später versetzt. Das helle Innere wird von einer schlichten dunklen Balkendecke überspannt und von Emporen in Lang- und Querhaus umfasst. Liturgisches Zentrum ist der schlichte Altartisch, hinter dem der barocke Hochaltar mit einer Kreuzigungsszene sowie Christus mit Siegesfahne als Bekrönung und einer Abendmahlsdarstellung in der Predella zu sehen ist. Links ebenerdig steht ein barocker Kanzelkorb mit Knorpelwerk und den Namen der Evangelisten. Dunkle Holzfassungen bilden einen wirksamen Kontrast im schlichten Innenraum zu den hellen Wänden. Die Orgel schuf 1821 August Zabel, später wurde sie durch Voigt/Stendal auf die Westempore umgesetzt und auf 20 Register erweitert. Sie wurde durch H.Eule saniert und wird heute rege in Konzerten genutzt.
Einige Bronzeglocken der Kirche schmolzen bereits beim Stadtbrand 1767, nach erfolgtem Neuguss mussten zwei wiederum 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben werden. 1924 goss die Gießerei Schilling/Lattermann ein Eisengeläute, welches heute wohl das Größte der Region ist: 66, 44,27 und 12 Zentner wiegen die Glocken (c'-d'-f'-a') laut Werksangabe, 1940 wurde ein elektrisches Läutewerk eingebaut. 1995 erfolgte die Reparatur dreier Klöppel, ebenso erhielt in den vergangenen Jahren die kleinste Glocke ein neues, geschweißtes Joch, die anderen Glocken besitzen noch genietete Stahljoche und HEW-Läutemaschinen mit Bremse und beidseitigem Zug.
Ein herzlicher Dank sei der Gemeinde um Pfarrerin Obara für die Genehmigung der Aufnahme und der Dokumentation dieses einmaligen Geläutes gesagt, sowie an Hrn. Vinzelberg für das Programmieren der großen Glocke!
Die Inschriften sind im angepinnten Kommentar wiedergegeben.


Glocke 4
Durchm.: 114,6cm
Schlagton: a'


Gl.3
Durchm.: 146,1cm
Schlagt.: f'


Gl.2
Durchm.: 175,9cm
Schlagt.: d'


Gl.1
Durchm.: 198,3cm
Schlagt.: c'


Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2021


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