Beschreibung der Videos

Es läuten die drei #Glocken der Ev.-Luth. Dreifaltigkeitskirche in Neusalza, das mit dem Nachbarort Spremberg seit 100 Jahren die Stadt Neusalza-Spremberg bildet.

Die Stadt Neu-Salza ist eine Gründung böhmischer Exulanten, die ihres lutherischen Glaubens wegen während der Gegenreformation von den Katholiken aus Böhmen, Mähren und Ungarn vertrieben wurden und hier in der Oberlausitz eine neu Heimat fanden. Der sächsische Kurfürst Johann Georg II. unterzeichnete 1670 die Gründungsurkunde der Stadt und gab ihren Bürgern auch das Recht, sich ein eigenes Gotteshaus zu errichten. Der Gottesdienst für die Exulanten fand vorerst in einer Betstube im örtlichen Wirtshaus statt. Die Gläubigen deutscher Sprache besuchten waren in die Kirche im nahegelegenen Spremberg (https://www.youtube.com/watch?v=Nx1lc7yAmg4&t) eingepfarrt. Im Juli 1675 nahm die böhmische Bevölkerung schließlich den Bau des eigenen Gotteshauses in Angriff. Nach vierjähriger zügiger Arbeit war der rechteckige Bau der Neu-Salzaer „Exulantenkirche“, die unter das Patrozinium der Heiligsten Dreifaltigkeit gestellt wurde, und konnte seiner Bestimmung feierlich übergeben werden. Sie war ein schlichter Saalbau mit einem Polygonalchor im Osten. Einen eigenen Turm hatte die Kirche vorerst nicht, da dafür die liquiden Mittel nicht mehr ausreichend zur Verfügung standen. Auf dem Dachfirst wurde ein kleiner Dachreiter angebracht, der zwei Glocken trug. Als dieser mit den Jahren so baufällig wurde, dass er abgetragen werden musste, wurden die Planungen für einen massiven Kirchturm wieder aufgenommen. Schließlich konnte zum 100. Jahrestag der Stadtgründung 1770 der neue Kirchturm feierlich eingeweiht werden.
Mit der Zeit war der Anteil der böhmischen Bevölkerung durch Wegzug und Assimilierung soweit zurückgegangen, dass sich eine eigene böhmische Kirche nicht mehr lohnte. Ab 1754 war die Kirche Teil der deutschsprachigen lutherischen Gemeinde.

Die Neusalzaer Kirche besaß anfangs zwei Glocken. Eine davon, die erste und kleinste von Andreas Herold aus dem Jahr 1687, existiert noch heute auf dem Friedhof. 1716 wurden bei Weinholdt in Dresden zwei weitere Glocken gegossen, die das Geläut zu einem, Terzett vervollständigten. Die größere trug die salbungsvolle Inschrift "Ach, wenn du, lieber Christ, hörst diese Glocken klingen, so laß doch ihren Schall zugleich ins Herze dringen" Wenn auch die Inschriften gutes verheißen sollten, so stieß der misstönende Klang nicht auf ungeteilte Begeisterung und die Bevölkerung gründete einen Fond, um das Geläute auszutauschen. Als genug Geld gesammelt war, erteilte der Kirchenvorstand 1865 der Leipziger Glockengießerei Jauck den Auftrag zum Guss eines harmonischen Geläutes in den Tönen f'-a'-c''. Im 1. Weltkrieg wurde dieses Geläut zur Gänze eingeschmolzen und zur Überbrückung die alte kleine Glocke vom Friedhof wieder in die Kirche gehängt. Bereits zwei Jahre nach Kriegsende 1920, im Vereinigungsjahr von Neusalza-Spremberg konnten drei neue Glocken (e'-gis'-h') bei Franz Schilling in Apolda gegossen und geweiht werden. Aber leider fiel auch dieses Geläut dem Deutschen Rüstungswahn zum Opfer und die alte Friedhofsglocke musste erneut allein Ihren Dienst übernehmen.
Zu DDR-Zeiten konnte sich die Gemeinde vorerst keine neuen Glocken leisten und kaufte der Gemeinde Constappel-Gauernitz deren alte Glocke aus der Zwischenkriegszeit ab. Erst im Jahr der 300. Kirchweihe im Jahr 1978 wurde das Geläut wieder mit zwei Glocken aus der Gießerei in Apolda vervollständigt.

Wenn es dem Geläut an einem fehlt, dann leider an Schwung...

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g'-b'-c''

Glocke 1
Betglocke
Ton: g'
Gewicht: 450 kg
Durchmesser: 95 cm
Gießerei: F. Schilling und Söhne, Apolda
Gussjahr: 1978
Inschrift: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE! | ZUR EHRE GOTTES GEGOSEN 1678 - 1920 - 1978.

Glocke 2
Totenglocke
Ton: b'
Gewicht: 300 kg
Durchmesser: 82 cm
Gießerei: Bruno Pietzel, Dresden
Gussjahr: 1924
Inschrift: DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN!

Glocke 3
Taufglocke
Ton: c''
Gewicht: 180 kg
Durchmesser: 69 cm
Gießerei: F. Schilling und Söhne, Apolda
Gussjahr: 1978
Inschrift: FRIEDE AUF ERDEN! | NACH MENSCHENWILLEN EINGESCHMOLZEN 1914 UND 1939.

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Herzlichen Dank an dieser Stelle an Pfrn. Constance Šimonovská für die spontane und unkomplizierte Zusammenarbeit, sowie an die Pfarrsekretärin für die Überlassung der Schlüsselgewalt in den Kirchen der Gemeinde.


0:07 Glocke 2
1:34 Glocke 1
3:23 Vollgeläut
4:02 Impressionen der Kirche
4:47 Klangeindruck außen

Köllme ist als Ortsteil des Dorfes Zappendorf, dem ein oder andere eventuell durch die gleichnamige Fleischerei bekannt, der Einheitsgemeinde Salzatal zugehörig.
836 wurde Köllme im Zusammenhang mit einer dem Kloster Bad Hersfeld zugehörigen Klosteranlage mit heute trockengelegten Fischteichen erwähnt. Im zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts wurde der aus dieser Klosteranlage entstandene Ort als "collimi" erstmals erwähnt. Der dreißigjährige Krieg traf auch diesen Ort schwer, die Klosteranlage wurde aufgegeben und die Teiche trockengelegt, der Ort jedoch fiel nicht wüst, sondern wurde beibehalten. Als die Grafschaft Mansfeld, zu der Köllme gehörte, geteilt wurde, fiel der Ort an das Herzogtum Magdeburg und wurde nach dem Wiener Kongress 1816 dann der preußischen Provinz Sachsen zugeordnet. 1950 wurde Köllme im Zuge der Gebietsreform nach Zappendorf eingemeindet und gehört seit 2010 zur Einheitsgemeinde Salzatal.
Eines der ältesten Gebäude im Dorf ist die hinter einer uralten Buche gelegene Kirche, versteckt in einem Seitenarm des Salzatales. Das Gotteshaus zeigt sich in der typischen Gestalt des Saalkreises - an einen breiten Westquerturm mit Satteldach schließt sich ein einfacher Kirchsaal an. Die Grundfesten der Kirche dürften bis ins 12. Jahrhundert datieren, die Würfelkapitelle an den Schallarkaden des Turmes sprechen dafür, ebenso das romanische Eingangsportal und die schlichten romanischen Beschläge an der Tür. Wie so oft wurde auch die Kirche von Köllme mehrfach umgestaltet, vor allem im 18. Jahrhundert, als das Kirchenschiff seine heutige Form mit hohen Halbbogenfenstern erhielt. Eine schlichte flache Holzdecke überspannt den Innenraum, der von einer Hufeisenempore umschlossen wird. Der Kanzelaltar, 1740 geschaffen, zeigt in der Predella eine Darstellung des letzten Abendmahls. Ungewöhnlich reich sind der Kanzelkorb mit Akanthusschnitzereien sowie die Bekrönung des Säulenaltars imit zwei Putten samt Gesetztestafeln und dem Auge Gottes gestaltet. Desweiteren ist das Taufgestell, mit seinem Aufsatz gleichsam als Lesepult dienend, ebenfalls um 1740 entstanden und mit Bandelwerk und Engelsköpfen verziert. Die im 17. Jahrhundert entstandene Empore dürfte schon früher eine Orgel getragen haben, das heutige Instrument wurde 1896 durch die Zörbiger Werkstatt Rühlmann als 185. Werk aufgestellt und umfasst auf pneumatischen Laden 8 Register auf einem Manual und Pedal bei einer ungewöhnlich reichen Grundstimmenpalette (das höchste Register ist ein 4'!). Leider ist das Werk seit geraumer Zeit unspielbar, eine Sanierung kaum in Sicht.


Im Turm der Kirche tönen durch die romanischen Schallarkaden zwei wertvolle, unmittelbar aufeinander folgend entstandene Glocken nach draußen - die kleinere Glocke wurde 1601 durch Georg Wolters gegossen und erwähnt immerhin den Pastor der damaligen Zeit - einen Herrn namens Andreas Zahn. Die heutige größere Glocke wurde durch Eckhardt Kucher aus Erfurt gegossen, von dem auch im recht nah gelegenen Zscherben noch ein Instrument findet. 1598 kam dieses Instrument auf den Turm. Beide Glocken hängen in einem 1860 geschaffenen Glockenstuhl mit einfachen Streben an ihren originalen Jochen und wurden 2011 mit neuen Klöppeln und einer neuen Steuerung versehen. Ein drittes Gefach im Stuhl ist leer, über die eventuelle kleinste Schwester des Geläutepaares nichts bekannt. Beide Glocken zeigen unverwechselbare, farbige Klänge, harmonieren aber auch sehr gut miteinander und machen viel Freude beim Zuhören. Ein herzlicher Dank sei Pfarrer Böker sowie der Kollegin fürs Ermöglichen der Aufnahme sowie die Unterstützung gesagt!


Glocke 2
Georg Wolters, 1601
Durchm.: 77,6cm
Schlagton: c''
Zier: An der Schulter zwischen zwei Stegpaaren umlaufend:
GOTT ALLEIN DIE EHRE ANDREAS ZAHN PASTOR GEORG WOLTERS GOSS M[ich] ANNO 1601, der unterste Steg mit hängendem Palmettenfries, am Wolm drei Stege, am Schlag nochmals zwei Stege


Glocke 1
Eckehardt Kucher/Erfurt, 1598
Durchm.: 92,6cm
Schlagton: as'
Zier: An der Schulter zwischen zwei Stegpaaren, getrennt durch zwei Blüten ('=Blüte): MEINS LEBENS ANFANG VND ENT STEHT ALLES IN GOTTES HENT (sic) ECKHARDT KVCHER GOSS MICH 1598 * *
der unterstege Steg mit Palmettenfries, am Wolm drei Stege, am Schlag nochmals zwei Stege


Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2020


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