Beschreibung der Videos

Vier Glocken beherbergt der Turm der kath. Pfarrkirche St. Ägidius in Schallfeld, einem im Steigerwaldvorland gelegenen Ortsteil der Gemeinde Lülsfeld. Die beiden ältesten im Turm befindlichen Glocken stammen noch aus der Erbauungszeit der heutigen Kirche, dem frühen 18. Jahrhundert - zur weiteren Historie des Geläutes ist dem Verfasser jedoch nichts bekannt. Die 1700 gegossene, sehr klangschöne Marienglocke, welche die spätestens ab dem Mittelalter übliche Glockeninschrift "Vivos voco mortuos plango fulgura franco (sic!) anno 1700" (dt. "Die Lebenden rufe ich. Die Toten beklage ich. Die Blitze breche ich.") trägt, und vom Würzburger Glockengießer Ignatius Kopp gegossen wurde, ist eine dieser beiden alten Glocken. Die zweite, damals wie heute größte, Glocke im Turm entstand wenige Jahrzehnte später, nämlich 1732 in den Werkstätten von Johann Adam Roth, welcher bis ca. 1760 ebenfalls in Würzburg tätig war. Sie trägt als Schulterinschrift ein Zitat aus dem Buch Exodus: "Orate Dominum Ut Desinant Tonitrua Dei Et Grando Exod: 9. V: 28" (dt. "Bittet den Herrn, dass er das große Donnern und Hageln aufhören lasse"), was auf die ehemalige Funktion des Instrumentes, wohl als Wetter- und Zeichenglocke, hindeutet. Daneben trägt sie oberhalb des Schlagrings ein Kruzifix und auf der gegenüberliegenden Seite das Gießerzeichen Roths. Im darauffolgenden Jahr, 1733, entstand unter Bürgermeister Hans Topp und Hans Gernert auch der Eichenholzglockenstuhl, welcher bis heute die drei großen Glocken trägt. Bereits 1805 sollte das Gotteshaus eine weitere Glocke, die dem Hl. Hubertus geweiht war, erhalten haben - diese ist heute jedoch aufgrund von Kriegseinwirkungen nicht mehr vorhanden. Die beiden historischen, 1700 und 1732 in Würzburg gegossenen, Glocken konnten die beiden Weltkriege hingegen unbeschadet überstehen. So ergab sich eine Ergänzung des Geläutebestandes erst wieder 1947, als man eine dritte, dem Hl. Josef geweihte, Glocke neu anschaffen ließ. Sie wurde von Karl Czudnochowsky in einer Euphonlegierung gegossen und hinter dem historischen Glockenstuhl in einer eigenen Konstruktion montiert. Eine letztmalige Veränderung erfuhr das Ensemble erst 1950 mit dem Ankauf der alten Evangelistenglocke aus dem nahegelegenen Stadelschwarzach, wo sie keine Verwendung mehr gefunden hatte. So erklingen heute vier Glocken unterschiedlichen Ursprungs und Timbres, die sich zu einem recht interessanten Geläute vereinen, vom Turm der Ägidiuskirche in Schallfeld.

Gl. 1 | Christusglocke | fis' | 1049 mm | Johann Adam Roth, Würzburg (1732)
Gl. 2 | Evangelistenglocke | a' | 883 mm | Gebr. Otto, Bremen-Hemelingen (1892)
Gl. 3 | Marienglocke | h' | 842 mm | Johann Ignatius Kopp, Würzburg (1700)
Gl. 4 | Josefsglocke | cis'' | 691 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1947)

Urkundlich erwähnt wird das in der Nähe von Gerolzhofen gelegene "Schalkevelt" im Jahr 1203, ein erstes Gotteshaus dürfte wohl auch zu dieser Zeit bereits existiert haben. Auch die romanischen Säulen im Turmgeschoss unterhalb der Glockenstube zeugen von einem längeren Bestehen des Ortes und seiner Kirche, spätestens ab dem elften oder zwölften Jahrhundert. Ursprünglich wurde das Gotteshaus gar als Kirchenburg genutzt. Im Jahr 1431 erfolgt die Einrichtung der "Pfarrei Schallfeld", welche allerdings später Oberschwarzach unterstellt wurde. Allerdings lässt sich schließen, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits einen größeren Kirchenbau gegeben haben muss. Nachdem man bereits 1708 festgestellt hatte, dass die alte Kirche marode geworden war, ersuchte man den Bau eines neuen Gotteshauses, mit welchem ab 1715 unter Fürstbischof von Greiffenklau begonnen werden konnte. Bereits 1682 wurde der mittelalterliche Turm unter Fürstbischof Echter um ein Stockwerk erhöht. Sowie der Hochaltar entstanden auch die beiden Seitenaltäre für die neue Barockkirche um 1720, die filigrane Kanzel ist hingegen wenige Jahrzehnte älter. Aus der alten Kirche übernommen wurde unter anderem der Taufstein aus der Zeit um 1600, welcher heute im Eingangsbereich des Gotteshauses seinen Platz gefunden hat. Mit der Entstehung des Deckengemäldes „Das letzte Abendmahl“ im Jahr 1782 erhielt die Kirche schließlich die Grundzüge ihres heutigen Erscheinungsbildes.

Ablauf des Videos:
00:00 Eindrücke der Kirche, Geläute "von außen"
02:00 Einzelglocken
08:45 Geläute aller Glocken

Herzlich danken möchte ich Herrn Hofmann für die freundliche Ermöglichung der Aufnahme.
Verwendete Literatur:
Mader, Felix (1913): Kunstdenkmäler v. Unterfranken & Aschaffenburg: Bezirksamt Gerolzhofen.
Text, Ton, Bild und Informationen zu den Glocken: Ben Schröder, "Glockenzeit". Verwendung nur mit Genehmigung des Verfassers.


In diesem Video hört und seht ihr die 5 Glocken der Pfarrkirche Pettenbach im Oberösterreichischen Traunviertel.
Die Glocken erklingen in den Tönen dis' fis' gis' h' (h'' Sterbeglocke) und wurden von St. Florian im Jahre 1949 gegossen. Die Sterbeglocke wurde bereits im Jahre 1770 von Michael Jakob Hagenauer in Steyr gegossen.

Ablauf:
00:00 Sterbeglocke
01:08 Glocke 4
02:07 Glocke 3
02:59 Glocke 2
04:12 Glocke 1
05:22 Vollgeläute

Ein riesen großes Dankeschön geht an den Pfarrer bzw. an alle Beteiligten für die Ermöglichung der Aufnahme sowie an Glockengesang für´s Organisieren.

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