Beschreibung der Videos

Eines der umfangreichsten Geläute im Würzburger Land erklingt mit sechs Glocken vom Turm der evangelischen Bartholomäuskirche im idyllisch gelegenen Weinort Sommerhausen am Main. Zu einer Glocke aus der Barockzeit gesellen sich fünf Instrumente aus dem 20. Jahrhundert, sowie eine unzugänglich in der Turmlaterne befindliche Glocke, die aus genannten Gründen kein Teil dieser Vorstellung sein kann. Schon früh sind Glocken für Sommerhausen bezeugt - die ersten Instrumente, über welche sich nähere Informationen finden, lassen sich gemäß ihrer überlieferten Inschriften auf das Jahr 1422 datieren. Im Jahr 1630 konnte das Geläute um eine weitere Glocke, gegossen von Wolfgang Roth in Würzburg, erweitert werden. Nur vier Jahre darauf entstand zudem das kleine Schulglöckchen, welches sich bis heute erhalten hat. Und auch die 1785 von Lorenz Roth in Würzburg gegossene "Alte Glocke" befindet sich heute noch im Turm. Sie wird an der Schulter mit einem Ornament aus der Barockzeit und dem Rechteren-Limpurgischen Wappen verziert. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der urige Holzglockenstuhl, welcher sich - mit Ausnahme einiger Veränderungen im Zuge der Anschaffung neuer Glocken - bis heute im ursprünglichen Zustand befindet. Erst 1896 zerschlug man, geprägt vom Fortschrittsenthusiasmus um die Jahrhundertwende die beiden Glocken aus dem 15. Jahrhundert, ungeachtet ihres historischen Wertes, zugunsten eines harmonischeren Geläutes. Aus ihrem Material entstanden 1897 zwei neue Glocken in den Tönen f' und c'', welche gemeinsam mit einer neuen, großen Glocke (des') und der vorhandenen Barockglocke (as') erklangen. Doch schon wenig später mussten die beiden großen Glocken im 1. Weltkrieg abgegeben werden. Der 2. Weltkrieg traf den Bestand noch härter: 1942 kam der Befehl, mit Ausnahme des kleinen Schulglöckchens, das gesamte Geläute einzuschmelzen. Umso größer war die Freude, als 1947 die alte Barockglocke auf dem Glockenfriedhof aufgefunden und zurück nach Sommerhausen gebracht werden konnte. Bald darauf wollte man das Geläute wieder vervollständigen und gründete einen "Glockenverein". Im Frühjahr 1949 konnte die Erdinger Glockengießerei schließlich mit dem Guss von drei neuen Glocken beauftragt werden, sodass St. Bartholomäus zum Weihnachtsfest wieder über ein "volles" Geläute verfügen konnte. Doch damit nicht genug: Im Jahr 1987 entschied man sich zum Guss zweier kleiner Glocken als Klangkrone für das bisherige Geläute. So ergibt sich im Zusammenklang aller sechs Glocken ein recht reizvolles und durchaus hörenswertes Geläute mit für die Region ungewöhnlicher, aber sehr ansprechender Tonfolge im erweiterten Westminster-Motiv.

Gl. 1 | Kriegergedächtnisglocke | es' | 1050 kg | 1300 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1949)
Gl. 2 | Alte Glocke | as' | 450 kg | 930 mm | Lorenz Roth, Würzburg (1785)
Gl. 3 | Vaterunserglocke | b' | 320 kg | 850 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1949)
Gl. 4 | Sterbeglocke | c'' | 200 kg | 750 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1949)
Gl. 5 | Betglocke | es'' | 150 kg | 640 mm | Albert Bachert, Kochendorf (1987)
Gl. 6 | Taufglocke | f'' | 125 kg | 590 mm | Albert Bachert, Kochendorf (1987)
daneben das Schulglöckchen von 1634 unzugänglich und starr in der Turmlaterne.

Inmitten des malerischen, in der Nähe von Würzburg gelegenen, Weinorts Sommerhausen erhebt sich der gotische Turm der Bartholomäuskirche, welcher den barocken Kirchenbau schon von Weitem erkennbar werden lässt. Die erste Kirche im Ort stand jedoch an anderer Stelle, direkt am Main und wurde bereits um 1150 errichtet. Durch immer stärkere Hochwasser des Maines wurde der romanische Kirchenbau jedoch immer weniger genutzt, sodass man ab 1260 mit dem Bau der Bartholomäuskirche im Ortszentrum begonnen hatte. Von diesem gotischen Bau zeugen heute jedoch nur noch die unteren Stockwerke des Kirchturmes - die Obergeschosse wurden erst um 1600 angefügt. Nachdem das alte Gotteshaus im Lauf der Jahrhunderte baufällig geworden war, errichtete man von 1666 bis 1672 ein neues Kirchenschiff. Doch auch damit war das Problem nicht behoben - gravierende Mängel am Neubau führten schließlich zur Errichtung des dritten, heutigen Kirchenschiffes - höher und größer als die beiden Vorgängerkirchen, wiederum unter Einbeziehung des gotischen Turmes. Am 23. April 1739 konnte mit der Grundsteinlegung der Bau der neuen Kirche begonnen werden, sodass ab dem Herbst 1740 die Ausstattung, bestehend u. a. aus Taufstein (1592), Altar (1609) und prächtiger Kanzel (1621), wieder - pünktlich zur Fertigstellung - ihren Platz im Gotteshaus finden konnte

Ablauf des Videos:
00:00 Eindrücke der Kirche, Geläute "von außen"
01:45 Einzelglocken
09:15 Festgeläute

Herzlich danken möchte ich Mesnerin Frau Hauschild für die Ermöglichung der Aufnahme.
Literatur:
Oehler, Gerhard (2015) Kirchenführer St. Bartholomäus in Sommerhausen, darin enthalten: Glockenchronik von St. Bartholomäus.
Text, Ton, Bild: Ben Schröder, "Glockenzeit". Verwendung nur mit Genehmigung des Verfassers.
Aufnahme von 2018.


In diesem Video hört und seht ihr die Glocken der Pfarrkirche Thalheim bei Wels. Sie erklingen in den Tönen f' as' b' des'' und wurden von Pfundner 1950 gegossen. Weiteres gibt es noch ein kleines Sterbeglöckchen welches in der 2. Hälfte des 13 Jahrhunderts gegossen wurde und vermutlich im Ton f''' erklingt.

Ablauf:
00:00 Sterbeglocke
00:40 Glocke 4
01:38 Glocke 3
02:37 Glocke 2
03:39 Glocke 1
05:03 Vollgeläute (Innenaufnahme)

Ein riesen großes Dankeschön geht an den Pfarrer für die Erlaubnis des Sonderläutens sowie für die Ermöglichung der Aufnahme und an Glockengesang für´s Organisieren.

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