Beschreibung der Videos

Die weithin sichtbare Doppelturmfassade der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein beherrbergt seit Ende November 2019 ein elfstimmiges Geläute in ihren Glockenstühlen. Das erste großes Geläute des Gotteshauses war bereits zu dessen Einweihung im Jahre 1772 fertiggestellt und umfasste sechs Glocken, welche vom Glockengießer Johann Andreas Mayer aus Coburg gegossen wurden. Im Zuge der Säkularisation mussten die drei größten Glocken nach nur 30 Jahren vom Turm gehoben und veräußert werden, konnten aber vorerst in der Stadtpfarrkirche in Lichtenfels erhalten bleiben. Die Basilika besaß unterdessen nur noch die drei kleinen Glocken. Der verheerende Kirchenbrand im März 1835 zerstörte jedoch sowohl die Türme, als auch die Glocken. Schon bald wurde ein neues Geläute (~fis' h' dis'') vom Bamberger Glockengießer Georg Michael Keller gegossen, war aber für den Rang des bedeutenden Kirchengebäudes nicht ausreichend. Die beiden großen Glocken konnten schließlich 1869 bei der Bamberger Glockengießerei Lotter in Auftrag gegeben werden und bis heute ein würdiges Geläutefundament bilden. Der Erste Weltkrieg und die damit verbundenen Glockenabnahmen bedeuteten allerdings das Ende für die drei Kellerglocken von 1839 - sie wurden eingeschmolzen. Nach Kriegsende goss die Glockengießerei Ulrich in Apolda 1921 drei neue Glocken und füllte die kriegsbedingte Lücke im Geläute. Im Zweiten Weltkrieg mussten erneut die vorhandenen Glocken (mit Ausnahme d. Blasiusglocke) eingezogen werden, konnten nach Kriegsende wieder zurückgeführt werden. Lediglich die Nothelferglocke kehrte nicht mehr zurück und wurde 1950 von der Landshuter Glockengießerei Hahn ersetzt. Nachdem im Jahre 2007 die große Glocke aufgrund loser Haltebänder beinahe abgestürzt war und zusätzlich die Verkröpfung des Geläutes aufgehoben werden sollte, begann man langsam über eine Geläutesanierung nachzudenken. Von Mai bis November 2019 wurde nun die Stahlglockenstühle ersetzt und eine komlett erneuerte Anlage verbaut. Um die vorhandenen fünf Glocken zu entlasten und ein feierlicheres Geläute zu erhalten, wurde die Glockengießerei Bachert mit dem Guss eines "Zimbelgeläutes" beauftragt. Das damit elfstimmige Geläute soll in dieser Dokumentation ausführlich vorgestellt werden. Die beiden großen Glocken befinden sich im Südturm, alle anderen im Nordturm. Zuerst erfolgt ein auditiver Außeneindruck des Geläutes, anschließend werden alle Glocken audiovisuell einzeln vorgestellt. Nachdem eine kurze Hörprobe des alten und anschließend des neuen Geläutes gegeben wird, erfolgt die audiovisuelle Präsentation aller Glocken.

Gl. 1 | Georg | h° | 2475 kg | 1662 mm | J.P Lotter, Bamberg (1869)
Gl. 2 | Blasius | d' | 1460 kg | 1387 mm | J.P Lotter, Bamberg (1869)
Gl. 3 | Nothelfer | e' | 1069 kg | 1199 mm | Glockengießerei Hahn, Landshut (1950)
Gl. 4 | De Profundis | fis' | 715 kg | 1089 mm | Heinrich Ulrich, Apolda (1921)
Gl. 5 | Benedikt & Bernhard | g' | 702 kg | 1064 mm | Albert Bachert, Neunkirchen (2019)
Gl. 6 | Maria | a' | 429 kg | 894 mm | Heinrich Ulrich, Apolda (1921)
Gl. 7 | Franziskus | h' | 449 kg | 868 mm | Albert Bachert, Neunkirchen (2019)
Gl. 8 | Regina Coeli | e'' | 204 kg | 656 mm | Albert Bachert, Neunkirchen (2019)
Gl. 9 | Stella Maris | fis'' | 136 kg | 577 mm | Albert Bachert, Neunkirchen (2019)
Gl. 10 | Domina Angelorum | g'' | 118 kg | 550 mm | Albert Bachert, Neunkirchen (2019)
Gl. 11 | Puer natus est | a'' | 82 kg | 485 mm | Albert Bachert, Neunkirchen (2019)

Nachdem einem Schäfer des Klosters Langheim 1445 das Jesuskind und die vierzehn Nothelfer erschienen waren und das Drängen der Bevölkerung eine Kapelle in Erinnerung an dieses Wunder zu errichten immer größer wurde, errichteten die Mönche des Klosters eine den Nothelfern geweihte Kapelle. Schnell setzte eine rege Wallfahrt ein. Nachem die beiden Nachfolgebauten im Bauernkrieg bzw. im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sind, entschloss man sich um 1740 eine repräsentative Kirche zu errichten. Der berühmte Architekt Balthasar Neumann konnte für die Planung gewonnen werden. Der Grundstein wurde 1743 gelegt, der prachtvolle Barockkirchenbau konnte schließlich 1772 eingeweiht werden. Als eine der ersten deutschen Kirchen wurde Vierzehnheiligen 1897 zur päpstlichen Basilika erhoben. Heute ist der Gnadnort ein beliebtes und weit bekanntes Wallfahrtsziel. Auf genauere bauliche Ausführungen zum Kirchengebäude möchte ich aus Platzgründen verzichten und weiterverweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Basilika_Vierzehnheiligen

Herzlich bedanken möchte ich mich bei Tobias für die freundliche Aufnahmeermöglichung und seine Bemühungen sowie bei Sebastian für seine Unterstützung an diesem Tag. Vielen Dank auch den weiteren Verantwortlichen in 14-Heiligen für die Genehmigung der Aufnahmen!

(Quelle: Festschrift "Friede sei ihr erst Geläute")

Weitere Informationen auf der Webseite des Autors: http://www.glockenzeit-info.webnode.com/vierzehnheiligen


Es läuten die acht #Glocken der neuen Pfarrkirche St. Martin in Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern.

Die alte Garmischer Martinskirche, Mutterkirche des Werdenfelser Land geht in ihrem Kern auf das Jahr 802 zurück. Mehr zur abwechslungsreichen Kirchen- und Glockengeschichte, sind im Video der Alten Pfarrkirche (https://youtu.be/silOegkVjjM) zu finden.
Im 18. Jahrhundert war die Kirche für die Gemeinde zu klein und baufällig geworden, sodass die Garmischer einen Kirchenneubau auf der anderen Seite der Loisach an Stelle einer alten Nikolauskapelle in Angriff nahmen. Die feierliche Grundsteinlegung und damit den Start des Großprojektes vollzog am Fest der Himmelfahrt Mariens 1730 der Propst Stiftes Rottenbuch. In den folgenden drei Jahren wurde der barocke Saalbau errichtet, der wie die Alte Kirche den Hl. Martin als Schutzpatron erhielt. Ursprünglich waren zwei identische Türme geplant, wovon der Freisinger Fürstbischof allerdings nur einen genehmigte. Doch auch der Bau des einen Turms verzögerte sich aus finanziellen Gründen, und konnte erst 1742 fertiggestellt werden. Von 2007-2011 wurde St. Martin innerlich wie äußerlich für vier Millionen Euro saniert und erstrahlt nun im Inneren in neuem Glanz.

Das Geläut der Neuen Kirche kann ebenfalls auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Die älteste unter ihnen - 1513 gegossen – hat bereits fünf Mal ihren Standort von Alter zu Neuer Kirche gewechselt. Das erste Mal samt zweier kleineren Glocken nach Fertigstellung des Turmes 1742. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts nahm das Geläut durch Blitzeinschläge und andere, allzu menschliche Einflüsse einigen Schaden. So ist 1871 die Uhrglocke „durch mutwilliges Läuten von hierzu unberufenen Burschen zur Harmonie des Geläutes unbrauchbar gemacht worden“. Im Juni wird die Glocke (d‘) bei Grassmayr neu gegossen. Doch die Freude währt nicht lang, denn im November springt die nächste Glocke. So beschließen die Garmischer ein gänzlich neues Geläut, ebenfalls bei Grassmayr, gießen zu lassen. Das Quartett in den Tönen d‘-f‘-b‘-d‘‘ wird im Folgejahr feierlich geweiht, die Rudorffer-Glocke in die Alte Kirche verbracht. 1901 ersetzte eine Glocke von Bachmair aus Erding, die inzwischen gesprungene Glocke 3. Im ersten Weltkrieg verlor das Geläut lediglich die kleinste Glocke. Die größte Glocke zersprang, als 1916 die Schidamglocke auf sie stürzte, sodass das Geläut effektiv auf zwei Glocken zusammengeschrumpft war. Bereits 1920 wurde dieses von Oberascher aus München um drei Glocken (zu eine d'-f'-b'-d''-f'') erweitert. Die gesprungene Große wurde umgegossen und zwei neue in den Bestand eingefügt. Acht Jahre darauf vervollständigte die gleiche Gießerei das Garmischer Geläut zu einem neunstimmigen Glockenchor in der Tonfolge b°-d'-f'-g'-a'-b'-c''-d''-f'', dass ab 1928 die Garmischer erfreute. Diese Freude fand jähes Ende, als 1942 alle Glocken (bis auf die von 1513) zum Einschmelzen bestimmt wurden. Keine dieser Glocken überlebte den Krieg, sodass sich die Gemeinde bereits 1946 sechs neue Eisenhartgussglocken bei der Fa. Weule gießen ließ. Der einflussreiche und wohlhabende Volkstrachtenverein wollte "seiner" Kirche aber wieder zu einem stattlichen Bronzegeläut verhelfen, und sorgte dafür, dass 1958 ein siebenstimmiges Geläut in Erding gegossen wurde. Im Oktober erschallen die Glocken (as°-c'-es'-f'-as'-b'-c''-es'') zum ersten Mal über der Marktgemeinde. Am Osterfest 1959 springt die große Festglocke und wird deshalb neu gegossen. Seither läuten an Festtagen wieder alle acht gemeinsam zur Ehre Gottes und Freude der Menschen. Seit der Sanierung leider nur mehr sehr leise...

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as°-c'-es'-f'-as'-b'-c''-es''

Glocke 1
Christus König
Ton: as°+2
Gewicht: 4040 kg
Durchmesser: 189,6 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1959

Glocke 2
Hl. Martin
Ton: c'-1
Gewicht: 2062 kg
Durchmesser: 151 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1958

Glocke 3
Hl. Maria
Ton: es'
Gewicht: 1095 kg
Durchmesser: 125,5 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1958

Glocke 4
Hl. Josef
Ton: f'
Gewicht: 785 kg
Durchmesser: 112 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1958

Glocke 5
Hll. Nikolaus, Christophorus und Johannes Nepomuk
Ton: as'+3
Gewicht: 590 kg
Durchmesser: 98 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1958

Glocke 6
Hl. Martin
Ton: b'+2
Gewicht: 600 kg
Durchmesser: 95 cm
Gießer: Rudorffer, München
Gussjahr: 1513

Glocke 7
Hl. Michael
Ton: c''+2
Gewicht: 325 kg
Durchmesser: 79,5 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1958

Glocke 8
Hll. Aloysius und Fraziskus Xaverius
Ton: es''+1
Gewicht: 175 kg
Durchmesser: 68,4 cm
Gießerei: Czudnochowsky, Erding
Gussjahr: 1958

Inschriften sind in den Kommentaren zu finden.

Am Ende des Videos sind drei Teilmotive zu hören.

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An dieser Stelle sei Herrn Pfr. Konitzer für die Ermöglichung der Aufnahme gedankt. Ein besonderes Dankeschön gilt Herrn Woizich für den freundlichen Empfang in Garmisch und das Läuten.
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Allen einen gesegneten Martinstag!

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