Beschreibung der Videos

Mit ihren sieben Glocken besitzt die Stadtpfarrkirche St.Jakob zu Wasserburg am Inn ein opulentes Geläut.
Weiterführende Informationen zur Baugeschichte von St.Jakob entnehme man bitte folgendem Link:
https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/St._Jakob
Das aus vorwiegend historischen Glocken bestehende Geläut hängt in einem gewaltigen Eichenholzglockenstuhl aus der Zeit der Spätgotik. Die älteste Glocke ist die inschriftlose, um 1300 von einem unbekannten Gießer gegossene alte Zügenglocke. Ihre bisherige Datierung auf das Jahr 1523 ist wohl darauf zurückzuführen, dass man im 19. Jahrhundert eine in den alten Klöppel eingravierte Jahreszahl fälschlicherweise als Gussjahr interpretierte. Das nächstältere Instrument ist die große Glocke des Salzburger Glockengießers Jörg Gloppitscher aus dem Jahr 1473. Es handelt sich hierbei um die größte Glocke, die je von Gloppitscher gegossen wurde. Sie entfaltet durch ihre überschwere Rippenkonstruktion und ihren ganztonvertieften Prim-Vertreter einen sehr grundtönigen, voluminösen Klang. Ob diese Glocke jemals ursprünglich für St.Jakob gegossen worden ist, ist durchaus fragwürdig. Sie zeigt das Wappen Ulrich von Nußdorfs, des damaligen Fürstbischofs des Bistums Passau. Fest steht, dass der Kaufpreis für die Glocke zwischen 1477 und 1488 in mehreren Raten gezahlt worden ist. Im letztgenannten Jahr begann die Pfarre mit der Anzahlung für eine weitere Glocke, die 1490 von Matthäus Herl in Landshut gegossen wurde und heute den Namen Landshuterin trägt. Ein Jahr später goss Herl ein weiteres Instrument. Diese sogenannte Fröschl-Glocke wurde nach ihrem Stifter Albrecht Fröschl benannt und war geringfügig größer als die Landshuterin. Die fünfte Glocke im Bunde war die sogenannte Messglocke, die im 14. Jahrhundert gegossen wurde. Sie wurde später durch die Johannesglocke ersetzt und vor der Kirche abgestellt. Das 19. Jahrhundert brachte weitere einschneidende Änderungen in den Glockenbestand von St.Jakob. Der Münchener Glockengießer Nicolaus Regnault kaufte mehrere Glocken aus säkularisierten Klöstern, welche über den Flussweg transportiert werden und als Schmelzgut verwendet werden sollten. Das Schiff machte auch Halt in Wasserburg am Inn. Dort trat man schließlich in Verhandlung mit dem Glockengießer Regnault und konnte die 1663 gegossene ehemalige große Glocke des benachbarten Klosters Attel erwerben. Im Tausch dazu erhielt Regnault die im Laufe der Zeit schadhaft gewordene Fröschl-Glocke von 1491. 1811 kam schließlich noch die neue Zügenglocke aus der Michaelskapelle in den Turm von St.Jakob. Das historische Ensemble blieb fortan in dieser Konstellation erhalten. 1964 goss die Passauer Glockengießerei Perner die Johannesglocke als Erweiterung für das vierstimmige Hauptgeläut. Die selbe Firma war es, die dank einer großzügigen Spende im Jahr 2023 eine neue Friedensglocke gegossen hat. Ob die Wahl des Schlagtones hierbei besonders günstig war, soll jeder für sich selbst entscheiden. Zeitgleich erfolgte eine umfangreiche Sanierung der Läuteanlage durch Roland Maurer aus dem österreichischen Weer. Diese beinhaltete nicht nur den Austausch sämtlicher Joche und Läutemaschinen, sondern auch einen teilweisen Klöppeltausch. Abgesehen von einigen Kinderkrankheiten befindet sich die Anlage nun in einem Zustand, welcher dem Geläut würdig ist.

Große Glocke, Schlagton cis'-6, Gewicht ca. 4.850 kg, Durchmesser 1819 mm, gegossen im Jahre 1473 von Jörg Gloppitscher.

Landshuterin, Schlagton e'-1, Gewicht ca. 2.400 kg, Durchmesser 1467 mm, gegossen im Jahre 1490 von Matthäus Herl.

Prälatenglocke, Schlagton fis'-3, Gewicht ca. 965 kg, Durchmesser 1147 mm, gegossen im Jahre 1663 von Bernhard Ernst.

Johannesglocke, Schlagton a'-3, Gewicht ca. 520 kg, Durchmesser 944 mm, gegossen im Jahre 1964 von der Glockengießerei Perner in Passau.

Alte Zügenglocke, Schlagton dis''-6, Gewicht ca. 280 kg, Durchmesser 744 mm, gegossen um 1300 von einem unbekannten Gießer.

Friedensglocke, Schlagton e''±0, Gewicht ca. 125 kg, Durchmesser 627 mm, gegossen im Jahre 2023 von der Glockengießerei Perner in Passau.

Neue Zügenglocke, Schlagton eis''-5, Gewicht ca. 85 kg, Durchmesser 534 mm, gegossen im Jahre 1631 von Jakob Lidl.

Ein herzliches Dankeschön geht an die Pfarrei Wasserburg am Inn sowie an Mesner Dr. Ferdinand Utz für die Ermöglichung der Aufnahmen und das gesonderte Läuten!
*** Mit den Glocken von St.Jakob in Wasserburg am Inn wünsche ich euch allen ein gesegnetes Osterfest 2024! ***


Das Geläut von St.Vitus in Oedt wird vom Klang der über 500 Jahre alten großen Vitusglocke geprägt.
Die früheste urkundliche Erwähnung der Kirche und des Ortes Oedt stammt aus dem Jahr 1170. Das damals noch romanische Kirchlein erfuhr im 14. Jahrhundert eine Erweiterung um ein weiteres Kirchenschiff an der Nordseite. Im frühen 15. Jahrhundert wurden ein neues Mittelschiff und ein neuer Chor gebaut. 1472 errichtete man einen gotischen Turm im Westen. Die letzte bauliche Erweiterung folgte um 1700 durch den Bau eines südlichen Seitenschiffes. Diese Kirche wurde im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu klein für das stetig wachsende Dorf. Zwischen 1901 und 1903 entstand eine dreischiffige neugotische Pseudo-Basilika mit Querschiff. Der gut 70 Meter hohe Turm folgte zwischen 1910 und 1912. Von der einst reichhaltigen historischen Ausstattung sind eine spätgotische Figur des hl. Vitus aus dem Jahr 1515 und ein Ölgemälde der Kreuzigung Christi von 1660 erhalten geblieben. Sämtliche Fenster entstammen noch der Kevelaerer Werkstatt Wilhelm Derix aus den Jahren 1901 und 1902. Die zweimanualige Orgel befindet sich in einem geteilten neugotischen Gehäuse, ist aber ein technischer Neubau der Orgelbaufirma Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer von 1984.
Der weithin sichtbare Turm trägt heute ein fünfstimmiges Geläut. Die größte Glocke ist zeitgleich auch die älteste. Sie ist, selbstverständlich, dem hl. Vitus geweiht und ist ein Werk der Glockengießer Johann van Venlo und Johann van Straelen, die sie im Jahr 1506 gossen. Das Instrument zählt zu den größten mittelalterlichen Glocken am Niederrhein und prägt mit ihrem einzigartigen, archaischen Klang seit über 500 Jahren die akustische Silhouette Oedts. Die nächstjüngere nachgewiesene Glocke war ein Glöckchen im Dachreiter der alten Kirche, welches 1593, vermutlich von Johann van Trier, gegossen wurde. Im Jahr 1629 gab es einen archivalisch nachweisbaren Glockenguss in Oedt, der jedoch keinen Gießer nennt. Aufgrund weiterer zeitgleich entstandener Glocken in den Nachbarorten wird man davon ausgehen dürfen, dass es sich hierbei um Edmund und Ludwig Brochard gehandelt hat. Diese Glocke war es, die 1711 einen Riss bekam und vier Jahre später vom Kölner Glockengießer Johann Piron umgegossen wurde. In dieser Konstellation existierte das Geläut etwas mehr als 100 Jahre. Die Brüder Jean-Baptiste-Nicolas und François-Alexandre Gaulard gossen 1827 drei neue Glocken für Oedt, wobei jene von 1715 eingeschmolzen wurde. Die beiden größeren dieser Charge sind schließlich 1917, gemeinsam mit der Glocke von 1593 und einer weiteren sehr kleinen, die nicht näher beschrieben wird, zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden. Ersatz hierfür lieferte die Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher im Jahr 1926. Hierfür wurde dann die letzte verbliebene Glocke von 1827 in Zahlung gegeben und eingeschmolzen. Zeitgleich entstand auch ein neuer Stahlglockenstuhl, der bis heute vorhanden ist. Diesen Glocken war kein langes Leben beschert, wurden sie doch 1942 ausgebaut und, wie ihre Vorgängerinnen auch, direkt verhüttet. Die Vitusglocke erhielt 1953 eine Leihglocke aus Leipe im Spreewald an ihre Seite, die 1957, im Zuge der Anschaffung der vier anderen Glocken, an die Kirchengemeinde Granterath bei Erkelenz abgegeben wurde. Die neuen Glocken entstanden ebenfalls in Gescher. Die Beratung übernahm damals ein von der Diözese empfohlener "Glockenexperte", welcher den Schlagton der Vitusglocke falsch festlegte und die neuen Glocken somit im Verhältnis zu ihr wesentlich zu tief stehen. Dadurch wird der sonst eigentlich sehr positive Gesamteindruck getrübt.

Vitusglocke, Schlagton c'+6, Gewicht ca. 2.280 kg, Durchmesser 1556 mm, gegossen im Jahre 1506 von Johann van Venlo und Johann van Straelen.

Marienglocke, Schlagton es'±0, Gewicht ca. 1.380 kg, Durchmesser 1317 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher.

Josefsglocke, Schlagton f'-1, Gewicht ca. 950 kg, Durchmesser 1163 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher.

Michaelsglocke, Schlagton g'+1, Gewicht ca. 630 kg, Durchmesser 1022 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher.

Piusglocke, Schlagton b'+1, Gewicht ca. 350 kg, Durchmesser 845 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher.

Herzlichen Dank an die Verantwortlichen der Pfarrei Grefrath sowie an Frau Sieben für die Ermöglichung der Aufnahme und das gesonderte Läuten!
*** Euch allen wünsche ich hiermit ein frohes neues Jahr 2024! ***

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