Beschreibung der Videos
1931 gossen die Bochumer Stahlwerke fünf Glocken gis°-h°-cis'-e'-fis' für die neue Pfarrkirche "Heilige Familie" an der Säbener Straße im Münchner Stadtteil Harlaching. Die vor einiger Zeit durchgeführte Sanierung zeigt sehr deutlich, was man klanglich aus den teilweise so verschmähten UMS-Stahlglocken herauszaubern kann, wenn man sie an vernünftige Armaturen hängt.
Das Vollgeläut ist ein gigantisches singen aller fünf Glocken, das durch die mächtigen drei großen Glocken gestützt wird.
Ein Jahr vor der Anschaffung der Glocken im Jahr 1930 wurde mit dem Bau der neuen Pfarrkirche begonnen. Durch einen Architektenwettbewerb fiel dabei der Zuschlag auf R. Steidle. Dieser schuf die erste moderne Kirche der Münchner Kernstadt.
Am 27. November 1944 wurde auch diese Kirche durch den verheerenden Luftangriff der Alliierten in Mitleidenschaft gezogen. Das Dach und die Holzdecke wurden komplett vernichtet. Diese Schäden konnten bis 1949 beseitigt werden. Eine Umgestaltung des Innenraums fand 1988/1989 statt.
Die Pfarrkirche liegt unweit des Trainingsgeländes des FC Bayern an der Säbener Straße.
Ich möchte mich bei allen Beteiligten für den tolle Nachmittag bedanken, bei dem dieses Geläut wohl das Highlight war !
Nördlich der Gelsenkirchener Altstadt schließt der Stadtteil Schalke an, wohl landesweit bekannt durch den ansässigen Fußballverein FC Schalke 04. Bereits 1246 wurde der Ort „Schadeleke“ als Name eines ansässigen Adelsgeschlechts erwähnt. Bis zur Industrialisierung handelte es sich aber nur um eine Bauernschaft. Seit dem 1. April 1903 gehört Schalke zur Stadt Gelsenkirchen.
Mit der Industrialisierung und dem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung bildete sich schon bald eine katholische Gemeinde. Während den 1870er-Jahren begnügte man sich noch mit einer kleinen Notkirche, allerdings wuchs der Wunsch nach einer repräsentativen Pfarrkirche. Somit wurden in den 1880er-Jahren mit den Planungen begonnen und am 26. Mai 1886 der Grundstein für die neuromanische Basilika nach Plänen von Peter Zindel gelegt. 1891 wurde St. Joseph eigenständige Pfarrei, 1894 konnte der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden.
Wie der ganze Stadtteil wurde auch St. Joseph im Bombenhagel vom 6. November 1944 stark zerstört. Von 1951 bis 1953 erfolgte der Wiederaufbau in vereinfachten Formen.
Von der Ausstattung ist besonders das Aloisius-Fenster [0:41] erwähnenswert. Es zeigt den heiligen mit „Schalke-Attributen“, also blau-weiß gefärbten Turnschuhen und einem Fußball. Der FC Schalke 04 war 1958 Deutscher Meister geworden.
2007 wurde St. Joseph Pfarrkirche der zusammengelegten Gemeinden St. Joseph, St. Anna, Hl. Dreifaltigkeit, St. Antonius in Feldmark und St. Elisabeth in Heßler. Die letzte reguläre Messe fand am 31. Dezember 2019 statt. Seitdem wird St. Joseph für verschiedene kulturelle und unregelmäßig stattfindende sakrale Veranstaltungen genutzt. 2021 wurde die ehem. Pfarrei St. Joseph an die Propsteigemeinde St. Augustinus angegliedert.
Zur Glockengeschichte der Kirche gibt es zwar mehrere Quellen, welche sich z. T. aber widersprechen. So soll die Firma Otto 1894 fünf Glocken c'-es'-f'-g'-as' geliefert haben (Quelle 3), lt. dem Historiker Hans Jürgen Brand hatte der KV aber erst 1898 die Anschaffung eines Geläuts beschlossen. Nachdem das Geläut von St. Laurentius zu Elberfeld angehört worden war, ging der Auftrag an die Hemelinger Gießerei. Dabei ist direkt klar, dass in St. Laurentius nie Otto-Glocken, sondern welche von Petit & Gebr. Edelbrock hingen/hängen. Also kann diese Information so nicht stimmen. Stattdessen zieht Reinhold die Verbindung zur Elberfelder Marienkirche, die 1894 ein Otto-Geläut in oben genannter Tonfolge erhielt. Damit ist die von Brand genannte Disposition b°-c'-d'-f'-g' wohl auch als falsch anzusehen.
Dieses erste Geläut fiel so oder so den Beschlagnahmungen des ersten Weltkriegs zum Opfer.
1923 soll Otto drei Glocken c'-d'-f', 1929 um g' und c³ ergänzt, erhalten haben. Auf dem heutigen Schalker Friedhof läutet heute noch die kleine Wandlungsglocke, die als einzige den zweiten Weltkrieg überlebt haben soll.
Nach zweimaliger Ablieferung hatte die Gemeinde wohl genug und schaffte sich lieber Glocken aus Ersatzlegierung an. Dabei erhielt allerdings nicht der BVG den Auftrag, wie man es wegen der Nähe erwarten würde, sondern die Erdinger Glockengießerei unter Karl Czudnochowsky. 1953 fertige er das fünfstimmige Euphongeläut in leichter Rippe, welches sich vollständig im Südturm befindet. Es handelt sich dabei um sein erstes größeres Geläut im Ruhrgebiet, dem später noch einige folgen sollten, so z. B. nach Gelsenkirchen-Bulmke oder Duisburg-Neudorf. Klangliche Schwächen der Einzelglocken werden im Gesamtklang gut überdeckt, sodass das Geläut von St. Joseph in seiner Gesamtheit als wirklich hörenswert bezeichnet werden kann.
Glocke 1: Joseph, b°±0, 1953, Karl Czudnochowsky, Erding
2190 kg, Ø 1654 mm
Glocke 2: Maria, c'±0, 1953, Karl Czudnochowsky, Erding
1590 kg, Ø 1495 mm
Glocke 3: Konrad, d'±0, 1953, Karl Czudnochowsky, Erding
1166 kg, Ø 1342 mm
Glocke 4: Alfons, f'±0, 1953, Karl Czudnochowsky, Erding
700 kg, Ø 1125 mm
Glocke 5: Barbara, g'±0, 1953, Karl Czudnochowsky, Erding
536 kg, Ø 1020 mm
Ablauf:
00:00 - Bilder der Kirche & Anschlagen der b°
01:39 - Glocke 5
03:40 - Glocke 4
06:00 - Glocke 3
08:30 - Glocke 2
11:00 - Glocke 1
14:00 - Vollgeläut
Auch hier gilt herzlichen Dank an Herrn Schmidt-Kuhl für die Erlaubnis und Ermöglichung der Aufnahme und an Winnie für den schönen Tag! Seine Außenaufnahme mit einer detailreichen Darstellung der Kirchenhistorie ist unter folgendem Link zu finden: https://youtu.be/bKVGJPb8C-k
Quellen:
1: Wikipediaeintrag "Gelsenkirchen-Schalke": https://de.wikipedia.org/wiki/Gelsenkirchen-Schalke
(aufgerufen am 22. Juni 2024)
2: Gelsenkirchener Geschichten-Wiki, "St. Joseph (Schalke)": https://www.gelsenkirchener-geschichten.de/wiki/St._Joseph_(Schalke)
(aufgerufen am 20. Juni 2024)
3: Gerhard Reinhold: OTTO-GLOCKEN, Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto, Essen 2019
Aufnahme:
Samstag, den 25. Mai 2024 (Sonderläuten)
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