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Glocken der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Dettingen am Main
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Dettingen am Main, einem Ortsteil von Karlstein, gilt als erster moderner Kirchenbau in Deutschland. Das dreistimmige Eisengeläut, welches 1922 von der Fa. Ulrich & Weule in Bockenem am Harz gegossen wurde zählt dabei noch zur Erstausstattung der Kirche.
Urkundlich erwähnt wurde die Ortschaft "Tettinga" im Jahre 975. Einen ersten steinernen Kirchenbau, geweiht dem Hl. Hippolyt, hatte man im 12. Jahrhundert errichtet und um 1445 erneuert. Mit der aufkeimenden Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchsen Ort und Pfarrgemeinde an, ein neuer Kirchenbau wurde nötig. Nach jahrelangen Vorüberlegungen und dem Kauf eines Grundstücks am damaligen Ortsrand ging der Bau nach Amtsantritt von Kaplan Hugo Dümler am 1. Januar 1922 rasch voran: Trotz Inflation wurde noch im Sommer 1922 mit dem Bau begonnen, die Weihe erfolgte bereits am 1. Juli 1923.
Im Vergleich zum basilikalen Grundriss von St. Peter und Paul erscheint der vorgelagerte querrechteckige Westturm wenig traditionell. Im obersten Turmgeschoss befindet sich das dreistimmige Geläut. Die Glocken hatte man noch im Herbst 1922 angeschafft, sie wurden am 31. Oktober in Dettingen angeliefert. Nach Ende des 1. Weltkrieges und zu Hochzeiten der Inflation sprach vieles für die Anschaffung von Eisenglocken: eingeschränkte Verfügbarkeit des Materials, horrende Preise - zudem hatte man in St. Hippolyt bereits Erfahrungen mit der Gießerei gemacht.
Im 2. Weltkrieg sollte sich die Wahl des Materials auszeichen: Eisen galt im Gegensatz zur begehrten Glockenbronze nicht als kriegswichtiges Material, weshalb das Geläut noch heute erhalten ist.
Die Glocken befinden sich in einem Holzglockenstuhl, der zwar recht platzintensiv ist, sich aber aus akustischen und auch konservatorischen Gründen bis heute bewährt. Ursprünglich war auch der Einbau eine Turmuhr beabsichtigt. Dominikus Böhm hatte zwei Ziffernblätter in Höhe der Glockenstube vorgesehen, die Bohrungen für das Gestänge der Zeiger wurden bereits gesetzt. Bis heute kam es nicht zur Ausführung dieser Planungen.
Letztmalige Veränderungen am Geläut ergaben sich in den 1980er Jahren: an den Klöppeln der beiden großen Glocken hatte man Bronzepuffer angebracht, um das Material zu schonen; der Klöppel der kleinen Glocke wurde getauscht.
2023 konnte der 100. Weihetag von St. Peter und Paul mit einer Reihe an Veranstaltungen begangen werden - den bereits 1922 gegossenen Glocken soll nun nachträglich mit diesem Beitrag gedacht werden, gehören sie doch damals wie heute zu einem geringen Anteil an Eisengeläuten auf dem Gebiet des Bistums Würzburg.
*Technische Daten der Glocken*
I. Ton: dis'-0,5
1950 kg, 1653 mm, U&W (1922)
II. Ton: fis'+0,5
1100 kg, 1351 mm, U&W (1922)
III. Ton: gis'+1,5
750 kg, 1206 mm, U&W (1922)
U&W = Gebr. Ulrich&Weule, Bockenem am Harz
Hinweis und Quellenangabe: Viele wissenswerte Details zur Dettinger Pfarrkirche finden sich, anlässlich des Jubiläumsjahres 2023 zusammengestellt, auf der Webseite dettinger-passion.de. Auch für Glockeninteressierte durfte der Verfasser dort in einem Beitrag Geschichte des Geläutes sowie musikalische und technische Daten dokumentieren: https://dettinger-passion.de/glocken/, Stand 12.09.24.
Herzlichen Dank dem Kirchenpfleger Herrn Trageser für die Ermöglichung der Aufnahmen!
Text, Ton und Bild: Ben Schröder. #glocken
Inhalt:
0:08-0:30 Einschwingen Glocke 3
0:31-3:12 Glocke 3
3:16-5:14 Glocke 2
5:15-7:23 Glocke 1
7:25 Einläuten Vollgeläut
8:37 Impressionen von Kirche und Turm
10:41Klangeindruck außen
Holleben ist ein Dorf bei Halle, zugehörig zur Gemeinde Teutschenthal. Mitten im Ort steht die in den Grundfesten im 12. Jahrhundert entstandende Kirche, deren Patrozinium heute nicht mehr bekannt ist, welche aber früher dem Bistum Halberstadt zugehörig war. Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert wurde die Kirche mehrmals umgebaut, erhielt einen langgezogenen Chorraum mit 5/8-Abschluss samt niedrigem Netzrippengewölbe im 15. Jhd. sowie einen hohen Kirchenraum. 1695 erhielt die Kirche einen neuen oktogonalen Turmaufbau samt welscher Haube. Der Triumphbogen, der Chor und den einschiffigen Kirchenraum trennt, wird noch in romanische Zeit datiert.
Das von einer verputzen Holztonne abgedeckte Kirchenschiff wird durch 1666 geschaffene, zweigeschossige Holzemporen gerahmt, deren Brüstungen Malereien des halleschen Malers Karl Völker von 1936 zeigen. Die vierseitige hölzerne Kanzel mit den geschnitzten Figuren der vier Evangelisten entstand um 1680. Die Patronatslogen und die Chorempore entstammen dem Jahr 1665, die Loge ist von der Sakristei aus zugänglich. Daneben beherbergt die Kirche einen monumentalen, schlichten romantischen Taufstein sowie einen um 1530 vermutlich in Obersachsen entstandenen, sehr qualitätvollen Schnitzaltar und einen 1599 geschaffenen Grabstein des Ehepaars Bose mit schöner figürlicher Darstellung.
1820 schuf der Orgelbauer Böhme eine neue Orgel hinter einem spätbarocken/klassizistischen Prospekt, sie besitzt 18 farbige Register auf 2 Manualen und Pedal. Die Trakturen sind rein mechanisch, das Instrument wurde in den vergangenen Jahren fachgerecht restauriert.
Aus der achteckigen, den massigen Turm bekrönenden Glockenstube erklingen drei Eisenhartgussglocken, gegossen in der schweren Nachkriegsrippe 1921 von Schilling&Lattermann als Nachfolgerinnen für die im Krieg abgegebenen Glocken, über die heute nichts mehr bekannt ist. Die Dimensionen des Glockenstuhls lassen jedoch gewisse Folgerungen auf deren Größe zu, die große Glocke hat immerhin stolze 155cm im Durchmesser! Die drei Instrumente aus Eisen stehen unter dem Motto "Glaube" (I), "Hoffnung" (II) und "Liebe" (III), die oberen Inschriften an der Schulter lesen sich dementsprechend: "Liebe rief mich ins Leben, nun will ich Hoffnung geben, zum Glauben dich erheben", begleitet von patriotischen Nachkriegssprüchen zur Ergänzung. Bemerkenswert sind weiterhin die alten, einseitig ziehenden Motoren, was sich im Anläuten von Glocke 3 bemerkbar macht. Die Motorkraft reichte bei der mittleren Glocke leider nicht aus, um den Klöppel zu bewegen, sodass hier, ebenso wie bei der großen Glocke, die unter einem defekten Motor zu leiden hat, auf Handbetrieb zurückgegriffen wurde. Es zeugt wahlweise von einer gewissen Weitsicht oder einem gewissen Misstrauen in die Technik, dass alle drei Glocken noch mit Läutearmen ausgestattet sind und Glocke 1 und 2 damit noch betätigt werden können. Das Geläut mit einem Gesamtgewicht von ca. 2800kg erklingt regelmäßig zu Gottesdiensten. Ein herzlicher Dank sei der Gemeinde für die Genehmigung der Aufnahme gesagt!
Glocke 3
Schilling&Lattermann, 1921
Durchm.: 101,7cm
Schlagton: h'
Zier: an der Schulter zwischen zwei Stegpaaren halbumlaufend vorne, getrennt durch zwei Zierplaketten: LIEBE RIEF MICH INS LEBEN.
darunter umlaufend, getrennt durch Mittelpunkte:
1921. WER GOTT UND HEIMAT HERRLICH LIEBT; AUCH GERN ZUR EHRE
BEIDER GIBT.
darunter ein Steg
Glocke 2
S&L, 1921
Durchm.: 122,2cm
Schlagton: gis'
Zier: wie Gl.3, Schulter obere Zeile halbumlaufend vorne:
NUN WILL ICH HOFFNUNG GEBEN.
Schulter untere Zeile umlaufend:
1921. MEIN GLOCKENKLANG IN LUST UND SCHMERZ, ER TRÖSTET UND BEFREIT DAS HERZ.
Glocke 1
S&L, 1921
Durchm.: 155,8cm
Schlagton: e'
Zier: wie 3, Schulter obere Zeile halbumlaufend vorne:
ZUM GLAUBEN DICH ERHEBEN.
Schulter untere Zeile umlaufend:
1921. DEUTSCHES HERZ VERZAGE NICHT, SO LANG MEIN MUND
ZU GOTT NOCH SPRICHT.
Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2020
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