Beschreibung der Videos

Mit sechs Glocken erklingt vom wehrhaften Turm der evangelischen Dorfkirche in Lindflur, einem beschaulichen Dorf im Würzburger Land, ein recht umfangreiches und durchaus hörenswertes Geläute. Die kleinste der sechs Glocken ist zugleich auch älteste im Turm, als Schulterumschrift trägt sie den in gotischen Minuskeln gehaltenen "Engel des Herrn" und das Jahr ihrer Entstehung in lateinischen Ziffern MCCCCLI (=1451). Am Schlagring ist ein recht hoher Steg angebracht, Blüten fungieren als Worttrenner in der Umschrift. Form und Zier der Glocke deuten auf ein Werk der Nürnberger Glockengießerschule hin. Nach Rüthel liegt der Ursprung dieser kleinen Marienglocke jedoch nicht in Lindflur selbst, sondern im untergegangenen Nachbardorf Hattenhausen, wo die mutmaßliche Stifterin des Instrumentes, Anna Müller, ansässig war. Mit dem Niedergang des Ortes mitsamt seiner Kirche wurde das Glöckchen nach Lindflur überführt, wo es bis heute die Zeiten überdauert hat. Daneben berichtet der unterfränkische Glockenatlas von einer weiteren Glocke aus dem Jahr 1727, gefertigt von Johann Leonhard Lösch in Crailsheim und gestiftet durch Johann Gottfried Wolffkeel von Reichenberg. Zusammen mit einer weiteren Glocke aus neuerer Zeit und dem alten Marienglöckchen aus Hattenhausen bildete sie das dreistimmige Geläute der Kirche in Lindflur - bis es in den beiden Weltkriegen auseinandergerissen werden sollte. Während die barocke und die moderne Glocke eingeschmolzen wurden, durfte nur das alte Hattenhäuser Glöckchen die Kriegswirren überstehen. Erst 1951 erhielt die Kirche wieder eine Glocke, gegossen von Karl Czudnochowsky in Erding. Sieben Jahre später, 1958, entschloss man sich schließlich, das Geläute von der traditionsreichen Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn vervollständigen zu lassen. Die zusammengetragenen Gelder ließen es jedoch zu, statt - wie ursprünglich geplant - zwei, vier Glocken anzuschaffen und das bisherige Geläute somit auf stolze sechs Glocken zu erweitern. Ein musikalisches Fest! Der Auszug aus dem Jakobusbrief, welcher sich als Inschrift auf der Flanke der Christusglocke findet, steht so auch sinnbildlich für den Werdegang des sechsstimmigen Geläutes: "Ein Ackermann wartet auf die köstliche / Frucht der Erde und ist geduldig / Seid ihr auch geduldig und stärket euere Herzen / denn die Zukunft des Herrn ist nahe". So hat sich das jahrelange Warten auf ein vollständiges Geläut nach Ende des 2. Weltkrieges ausgezahlt: Heute verfügt die Kirche in Lindflur über eines der klangschönsten und farbenfrohsten Geläute im Würzburger Land, welches lediglich über einige intonatorische Mängel verfügt, ansonsten aber auf ganzer Linie zu überzeugen vermag.

Gl. 1 | Christusglocke | g' | 490 kg | 1005 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1951)
Gl. 2 | Betglocke | c'' | 199 kg | 777 mm | Gebr. Rincker, Sinn (1958)
Gl. 3 | Zuversichtsglocke | d'' | 188 kg | 690 mm | Gebr. Rincker, Sinn (1958)
Gl. 4 | Hoffnungsglocke | e'' | 141 kg | 616 mm | Gebr. Rincker, Sinn (1958)
Gl. 4 | Wort-Gottes-Glocke | g'' | 90 kg | 542 mm | Gebr. Rincker, Sinn (1958)
Gl. 6 | Marienglocke | a'' | 524 mm | vermutl. Nürnberger Schule (1451)

Erstmals erwähnt wird das kleine Örtchen Lindflur um 1190 und ist damit der älteste Ortsteil der etwas südlich von Würzburg gelegenen Gemeinde Reichenberg. Auch wenn ein Kirchenbau erst für das Jahr 1339 bezeugt ist, kann davon ausgegangen werden, dass dieser schon länger bestanden hat. Vom ersten Kirchlein zeugen die Untergeschosse des spätromanischen Wehrturmes, denn das heutige Gotteshaus wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, also erst später, errichtet. Nachdem 1567 die Reformation in Lindflur Einzug gehalten hatte, wurde die Kirche 1596 umgestaltet, das Langhaus erweitert und der Turm mit der charakteristischen Echter-Haube versehen. Das typisch-fränkische Ensemble aus Kanzelaltar und Orgel entstand hingegen erst im 18. Jahrhundert. Eine letztmalig größere bauliche Veränderung erfuhr das Gotteshaus schließlich 1782, als die umlaufende Empore eingezogen wurde, um die zahlreichen Neueinwohner fassen zu können. Sowohl außer- als auch innerhalb der Kirche, sowie in der Gruft unterhalb des Chorraumes befinden sich Epitaphen der Grafen Wolffskeel von Reichenberg, welche allesamt in Lindflur bestattet sind.

Ablauf des Videos:
00:00 Eindrücke der Kirche, Geläut "von außen"
02:00 Einzelglocken
10:50 Festgeläute

Herzlich danken möchte ich Pfarrerin Landgraf und dem Kirchenvorstand für die Genehmigung und Frau Wilhelm für die freundliche Ermöglichung der Aufnahme.
Literatur: Rüthel, Urlich: Lindflur - ein Dorf in der Idylle.
Text, Ton, Bild und Informationen zu den Glocken: Ben Schröder, "Glockenzeit". Verwendung nur mit Genehmigung des Verfassers.


#glocken #steiermark #freiland

Es sind die drei Glocken der Pfarrkirche zum hl. Oswald aus St. Oswald in Freiland, Gemeinde Kloster, auf der Koralm in der Weststeiermark zu hören.

Programm:
00:00 Intro
00:56 Glocke 3
02:02 Glocke 2
03:17 Glocke 1
04:50 Vollgeläute

Die Gemeinde Kloster ist eine von drei Gemeinden auf der östlichen Seite der Koralm in der Weststeiermark, die am Oberlauf der Laßnitz liegt. Der Hauptort ist St. Oswald in Freiland, in welchem sich auch die Pfarrkirche zum hl. Oswald befindet. Das Gotteshaus wird erstmals 1434 als Filialkirche von St. Jakob in Freiland erwähnt und im 17. Jahrhundert barockisiert. Besonders schön ist der Hochaltar mit dem Bild des Heiligen Oswald, sowie darüber ein Gemälde des zweiten Patrons Martin. Auf den Seitenflanken stehen Figuren der Heiligen Leonhard und Jakobus - den Patronen der Pfarre Freiland. Auch die Seitenaltäre, sowie die Kanzel stammen aus der Zeit Ende des 17. Jahrhunderts. Die Orgel auf der rückwärtigen Empore ist ein Spätwerk des Grazer Orgelbauers Friedrich Werner. Es wurde 1879 gebaut und 2022 generalsaniert.
Der Frontturm der Pfarrkirche St. Oswald besitzt ein Spitzhelmdach, welches bereits von weitem zu sehen ist. In der Glockenstube hängen drei Glocken der Fa. Pfundner aus Wien, wobei die zweitgrößte Glocke eine der ältesten erhalten Glocken dieser Gießerei darstellt (Pfundner begann erst 1923 mit dem Glockenguss). Eine weitere alte Glocke von Johann Feltl ist in Quellen überliefert, jedoch nicht mehr im Turm anzutreffen.

Die Glocken:
1: Glockengießerei Josef Pfundner, Wien - 1951 - a'
2: Glockengießerei Josef Pfundner, Wien - 1924 - c"+
3: Glockengießerei Josef Pfundner, Wien - 1951 - e"

Ein herzliches "Vergelts Gott" sei der Stadtpfarre Deutschlandsberg und dem sehr netten Mesner von St. Oswald für die Ermöglichung der Dokumentation, sowie @Josefglocke für's Dabeisein gesagt!

Fotos, Video- und Tonaufnahme: M. R.
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Quellen:
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_St._Oswald_in_Freiland
Jörg Wernisch: Glockenkunde von Österreich
Eigene Sichtung 2024

Copyright ©2025

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