Beschreibung der Videos

Ein dreistimmiges Geläut beherbergt der Turm der kath. Pfarrkirche St. Petrus in Ketten in Brebersdorf, einem Ortsteil von Wasserlosen in Unterfranken. Bereits bevor sich im letzten Jahrhundert, kriegsbedingt, einige Veränderungen im Geläute ergeben haben, verfügte das Brebersdorfer Gotteshaus über drei Glocken. Das älteste bezeugte Instrument, eine 1521 gegossene Marienglocke, die mutmaßlich zeitgleich mit oder kurz nach der Zeitlos-Glocke im benachbarten Rütschenhausen entstanden ist, wurde im 1. Weltkrieg zerstört. Wohl als Ersatz für eine gesprungene, ältere Glocke entstand 1845 bzw. 1856 ein kleines Glöckchen, das 1917 ebenfalls zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurde. So stellt das älteste Instrument im gegenwärtigen Ensemble die Johannes- und Marienglocke dar, die von einem Relief des Hl. Johannes und einem Bildnis der Muttergottes (S. MARIA) mit dem Christuskind verziert wird. An der Flanke trägt sie neben der Angabe ihres Entstehungsortes und Gussjahres einen Auszug aus dem Johannesevangelium: "✝ SOLA VOX CLAMANTIS IN DESERTO. IN WIRTZBVRG GEGOSSEN ∗ 1717". Auch wenn das Instrument über kein Gießerzeichen verfügt, ist es den späteren Jahren der Werkstatt des Johann Ignatius Kopp zuzuordnen - gerade, weil sich Form und Zier nahezu identisch zu den signierten Kopp-Glocken auf dem Gebiet der Diözese zeigen. Gemeinsam mit ersatzweise in der Zwischenkriegszeit neu angeschafften Instrumenten sollte auch die hist. Kopp-Glocke im 2. Weltkrieg eingeschmolzen werden und wurde 1942 auf den Hamburger Glockenfriedhof verbracht. Die Freude war groß, als man nach Kriegsende die Nachricht erhielt, dass sie sich in Hamburg erhalten hat und im Rahmen der 1. Glockenrückführungsaktion im Bistum Würzburg auch wieder an ihren ursprünglichen Wirkungsort zurückkehren dürfte. Als wenige Jahre später die finanziellen Mittel beisammen waren, konnten in der Erdinger Glockengießerei Czudnochowsky am 16. März 1956 zwei Sonderbronzeglocken entstehen, die das historische Instrument ergänzen. Die beiden neuen Glocken werden von Bildnissen des Kirchenpatrons Petrus und des Heiligen Josef verziert und sind nach geringfügigem Nachschleifen durchaus als gelungene Instrumente und angepasste Ergänzung zur Kopp-Glocke zu betrachten.

Gl. 1 | Petrus | g'-7 | 537 kg | 995 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1956)
Gl. 2 | Johannes u. Maria | b'-5 | 420 kg | 883 mm | Johann Ignatius Kopp, Würzburg (1717)
Gl. 3 | Josef | c''-5 | 192 kg | 706 mm | Karl Czudnochowsky, Erding (1956)

In der Ortsmitte des 1182 erstmals urkundlich erwähnten Brebersdorf erheben sich Pfarrhof und Pfarrkirche, die seit der letztmaligen Renovierung in den 2000er Jahren in neuem Glanz erstrahlen. Eine Kapelle oder kleinere Kirche als Vorläufer des gegenwärtigen Gotteshauses dürfte bereits zur erstmaligen Erwähnung des Ortes existiert haben, 1479 wurde Brebersdorf zur Pfarrei erhoben. Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der Turm, der 1614 unter Fürstbischof Julius Echter errichtet wurde und vom charakteristischen "Echter-Spitzhelm" bekrönt wird. Nachdem das zeitgleich zum Turm entstandene Langhaus im Laufe der Jahrhunderte baufällig geworden war, entstand ab 1807 das heutige Kirchenschiff im klassizistischen Stil. Zwei Jahre später konnten auch die im nahegelegenen Sulzthal gefertigten Seitenaltäre und die Kanzel ihren Platz im Gotteshaus finden. Dass der Kirchenbau im Allgemeinen klassizistisch anmutet, ist Großherzog Ferdinand von der Toskana zu verdanken, der sich um die Umgestaltung des Gotteshauses verdient gemacht hatte. Einen aparten Gegenpol zum Klassizismus setzt der barocke Hochaltar, der, mitsamt dem Altarbild der Himmelfahrt Mariens, nach der Säkularisation aus der Klosterkirche Himmelspforten in Würzburg erworben wurde. Eine besondere Rarität im Kircheninneren ist die im Jahr 1809 von Johann Kaspar Kirchner errichtete Orgel, die eine der wenigen klassizistischen Orgeln in der Diözese, die sich weitestgehend erhalten haben, darstellt.

Ablauf der Vorstellung:
00:00 Eindrücke der Kirche, Geläut "von außen"
01:45 Einzelglocken
05:45 Vollgeläute

Herzlich danken möchte ich den Verantwortlichen vor Ort für die Ermöglichung der Aufnahme.
Quellen:
(1) Mader, Felix (1917): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg Bd. 17 Bezirksamt Schweinfurt S. 95/96.; (2) Verzeichnis Czudnochowsky-Glocken (3) Turmbesteigung 20. Feb. 2021.
Text, Ton und Bild: Ben Schröder, "Glockenzeit".


00:00 Einleitung
00:30 Glocke V, Josef- oder Zügenglocke
01:30 Glocke IV, Geogsglocke
02:31 Glocke III, Marienglocke
03:30 Glocke II, Friedens- und Totenglocke
04:30 Glocke I, Erlöserglocke
06:00 Vollgeläut
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Die Pfarrkirche von Günselsdorf liegt am östlichen Ende der Teesdorfer Straße und wurde 1783 als neue Pfarrkirche gebaut, als die Kapazitäten in der Pfarrkirche Schönau nicht mehr dem Bevölkerungszuwachs standhielten. Das klassizistische Gotteshaus zeigt ein schlichtes, dennoch hübsches Inneres, es beherbergt unter anderem eine Orgel von Jakob Deutschmann aus 1834. Stattliche fünf Glocken sind im Kirchturm untergebracht, allesamt Werke der Firma Pfundner aus Wien. Das Geläute stellt ein besonders gutes Beispiel für die Läutekultur im Osten Österreichs dar und kann als vollkommener Gegensatz zu den heute besonders in Deutschland bevorzugten Arten betrachtet werden: Stahljoche, Pfundner- Patentklöppel, hochlastige Flachballenklöppel mit Mondschein und am aller schlimmsten: sekundenschnelles in Schwungbringen- und Abbremsen bei jeder Glocke mithilfe einer "Pax"- Läutemaschiene. Weil wir wissen, wie wir, wie hier, die Armaturen perfekt auf die Glocke abstimmen können, dürfen wir sehr wohl stolz auf unsere Sitten sein und die bewehrten Traditionen auf ewig bewahren, meine lieben Ösis!!
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Weitere Informationen:
Motiv: Dur- Motiv, auf ges'

Glocke I
Name: Erlöserglocke
Gewicht: 690 Kg
Durchmesser: 107 cm
Inschrift am Hals: ✱ JESUS CHRISTUS, DEM ERLÖSER DER WELT, GEWEIHT! ✱ GÜNSELSDORF 1948 ✱ // ✱ DURCH SEIN HEILIGES BLUT SIND WIR ERLÖST
Schlagton: ges'
Gießer: Josef Pfundner II., Wien
Gussjahr: 1948

Glocke II
Name: Friedens- und Totenglocke
Gewicht: 361 Kg
Durchmesser: 85,3 cm
Inschrift am Hals: ✱ LICHT UND FRIEDEN DEN TOTEN ZWEIER KRIEGE ✱ GÜNSELSDORF 1947
Schlagton: b'
Gießer: Josef Pfundner II., Wien
Gussjahr: 1947

Glocke III
Name: Marienglocke
Gewicht: 192 Kg
Durchmesser: 71 cm
Inschrift am Hals: ✱ SEI GEGRÜSST, O KÖNIGIN, MUTTER DER BARMHERZIGKEIT ✱ GÜNSELSDORF 1947
Schlagton: des''
Gießer: Josef Pfundner II., Wien
Gussjahr: 1947

Glocke IV
Name: Georgsglocke
Gewicht: 158 Kg
Durchmesser: 64,1 cm
Inschrift am Hals: ✱ ZU EHREN DES HL. GEORG ✱ ✱ GÜNSELSDORF 1947☆
Schlagton: es''
Gießer: Josef Pfundner II., Wien
Gussjahr: 1947

Glocke V
Name: Josef- oder Zügenglocke
Gewicht: 94 Kg
Durchmesser: 53,3 cm
Inschrift am Hals: ✱ HEILIGER JOSEF, HELFER IN DER NOT, BITTE FÜR UNS. ✱ 1948 // GÜNSELSDORF
Schlagton: f'' (Die Glocke war auf ein ges'' geplant, um mit den anderen Glocken zu harmonieren, heute fällt dieser Stimmungsfehler nicht mehr auf, weil die Glocke die Sterbeglocke von Günselsdorf ist und dementsprechend beim Vollgeläute nicht mitgeläutet wird.)
Gießer: Josef Pfundner II., Wien
Gussjahr: 1948
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Ein großes Dankeschön sei der Pfarre Günselsdorf für die Ermöglichung der Aufnahme und @kirchenglockentv für die Organisation und Begleitung ausgerichtet!

Mit diesem Video wünsche ich euch einen schönen Ostermontag!
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Quellen: Jörg Wernisch, Glockenkunde von Österreich, Journal Verlag, Lienz 2011, Eigenforschungen

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