Beschreibung der Videos
Vom Turm der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Ägidius im zwischen Spessart, Rhön und Steigerwald eingebetteten Dorf Altbessingen erklingt ein stattliches, vierstimmiges Glockengeläute. Bereits im 14. Jahrhundert wird eine erste große Marienglocke für die alte Kirche gegossen. Lange war Maria die größte Glocke in der Umgebung, bis sie beim Läuten zur Prozession an Christi Himmelfahrt 1849 zersprang. Nachdem ihrem Umguss in der Karlstädter Firma Topf 1850 verfügte die Altbessinger Kirche wieder über vier Glocken. Da die Bevölkerung bereits seit dem Umguss nicht mit ihrem Klang zufrieden war, wurde 1877 beschlossen, ein völlig neues Geläute anzuschaffen. Die Gebr. Klaus in Heidingsfeld fertigten noch im selben Jahr ein vierstimmiges Geläute mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3 Tonnen und nahmen dafür unter anderem die alten Glocken in Zahlung. Ihr Verbleib ist unbekannt. Nach einigen Jahrzehnten Läutedienst musste dieses mächtige Geläute mit Ausnahme der kleinen Monikaglocke 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Erst 1928 konnte wieder angemessener Ersatz angeschafft werden, nachdem der neue Pfarrer die Initiative ergriffen hatte, eine große Glocke zu stiften - die Vorgängerin der Hosanna mit einem Gewicht von 2 Tonnen. Ebenso wurden auch die Glocken Josef, Maria und Ägidius unter Verwendung der Bronze der alten Monikaglocke neu gegossen. Das 4134 kg schwere Geläute im sog. "Salve-Regina-Motiv" auf des' war laut Gutachten des Würzburger Sachverständigen "musikalisch und technisch wohl gelungen, ein Meisterwerk". Ein Meisterwerk war auch, was die Pfarrei Altbessingen am Weihnachtsfest 1932 als besonderes Geschenk von Pfr. Zimmermann erhalten sollte: Das erste elektrisch angetriebene Geläute der Diözese Würzburg, welches mithilfe der Turmuhr selbst über eine Art Läuteautomatik angesteuert werden konnte. Nach nur zehn Jahren musste die Freude über das automatisierte Geläute ein Ende finden. Trotz heftigem Widerstand aus der Bevölkerung mussten die drei großen Glocken nach Drohungen der Nationalsozialisten im Jahr 1942 ungeachtet ihres hohen musikalischen Wertes vom Turm genommen werden. Von den Ablieferungen verschont blieb nur die kleine Ägidiusglocke, alle anderen Glocken wurden sinnlos eingeschmolzen. Nachdem über Jahre hinweg nur die dem zweiten Kirchenpatron geweihte Glocke vom Turm erklang, konnte 1954 ein neues Geläute in Auftrag gegeben werden. Wie in den meisten Nachbargemeinden entschied man sich auch in Altbessingen für die Glockengießerei der Gebr. Otto in Bremen-Hemelingen. Dort wurden 1954 zunächst die Marien- und die Josefsglocke gegossen, bevor im Jahr darauf Hosanna entstehen konnte. Im Werksverzeichnis der Glockengießerei Otto wird ihr Entstehungsjahr jedoch fälschlicherweise mit 1956 angegeben. Das Instrument weist die selben Verzierungen auf, wie seine Vorgängerin, nur in aktualisierter Fassung. Den Namen der Glocke + HOSANNA +, findet man an der Flanke, während am Schlagring "Gestiftet von der Gemeinde Altbessingen 1955" vermerkt ist. Das warme Klangbild der großen Glocke bietet jedenfalls ein gebührendes Fundament für den Zusammenklang aller Glocken, wie er nur zu besonderen Anlässen über dem Ort zu hören ist. Ein volkommenes Geläute.
Gl. 1 | Hosannaglocke | d' | 1650 kg | 1382 mm | Gebr. Otto, Bremen-Hemelingen (1955)
Gl. 2 | Marienglocke | f' | 975 kg | 1162 mm | Gebr. Otto, Bremen-Hemelingen (1954)
Gl. 3 | Josefsglocke | g' | 675 kg | 1035 mm | Gebr. Otto, Bremen-Hemelingen (1954)
Gl. 4 | Ägidiusglocke | b' | 457 kg | 925 mm | Gebr. Klaus, Würzburg-Heidingsfeld (1928)
Im Zentrum des 804 erstmals als Beinseggeswan erwähnten Arnsteiner Ortsteil Altbessingen, befindet sich die kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Ägidius. Da bereits für das 12. Jahrhundert ein Gotteshaus im Ort bezeugt ist, gilt Altbessingen als sog. Urpfarrei für das obere Werntal. Zu welchem Zeitpunkt diese erste Kirche erbaut worden ist, kann heute aber nicht mehr sicher festgestellt werden. Zum Ende des 16. Jahrhunderts hin war die wohl zweite, 1317 errichtete, alte Kirche jedenfalls stark baufällig geworden - ein neues Gotteshaus sollte erbaut werden. Unter Fürstbischof Julius Echter entstand die heutige Kirche von 1614 bis 1617. Eine Besonderheit sind die beiden, ringförmig im Ort angeordneten Bildstockringe - in ihrem Zentrum gelegen ist die Pfarrkirche, welche weithin sichtbar von ihrem spitzen Echter-Turmhelm bekrönt wird. Auffallend prächtig gestaltet wurde der Altarraum der Kirche, ein besonderes Ausstattungsstück ist aber auch die wertvolle Orgel, welche 1758 von Johann Adam Höffner geschaffen wurde. Seit seiner letzten, großen Renovierung in den Jahren 2003/2004 erstrahlt das schmucke Gotteshaus wieder in neuem-alten Glanz.
Ablauf der Präsentation:
00:00 Führung durch die Kirche, Geläute "von außen"
02:30 Einzelglocken
08:00 Läuten aller Glocken
Herzlich danken möchte ich Küsterin Frau Weismann und Herrn Herold für die Ermöglichung der Aufnahme, sowie Frau Heil.
Es erklingen die 7 Glocken der katholischen Kirche St. Martin in Junglinster in Luxemburg.
Das Geläut darf sich mit Sicherheit zu einem der klangschönsten und vielstimmigsten neu geschaffenen der letzten Jahre zählen!
Stimmung: c'+5 es'+6 f'+4 g'+1 as'+9 b'-3 c''+8
Glocken 1+3+5+7 Michael Reuter/Maria Laach 2009
Glocke 2 Firmin Causard/Colmar 1895
Glocke 4 ubz. 1773
Glocke 6: ubz. 1721
Glocke 1: Maria
Gewicht: 2304 kg
Ø: 1518 mm
Inschrift:
HELLEG MARIA
TRÉISCHTERIN AM LEED PATRÉINESCH VU STAD A LAND
FÉIER EIS ZU DENGEM JONG JESUS CHRISTUS
BIET FIR EIST LAND AN EIS KIERCH ZU LËTZEBUERG
ECH LAUDE FIR DE GLAF Z’ERHALTEN D’HOFFNUNG ZE
STÄRKEREN AN D’LÉIFT ZE VERDÉIWEN - JONGLËNSTER 2009
Glocke 2: Herz-Jesu
Gewicht: 1750 kg
Ø: 1370 mm
Inschrift:
ECCLESIAE PAROCHIALI AD SANCTUM MARTINUM IN
JUNGLINSTER/IN HONOREM S.S. CORDIS JESU ME FUNDERE
FECERUNT: NICOLAUS KRIER, PAROCHUS, THERESIA
BRENTNER, SUZANNA OLINGER/CONSORES: MARIA,
MAGDALENA KLEINT ET ALII BENEFACTORES PAROCHIAE
CONVOCO PIOS LVGEO FVNVS FUGO TEMPESTATES EXTINGVO INCENDIA
FUSA PER CAUSARD ARGENTIAE COLMAIRE 1895
Glocke 3: Josef
Gewicht: 1202 kg
Ø: 1193 mm
Inschrift:
HELLEGE JOUSEF
BESCHEIDENEN AARBECHTER AN TREIE BESCHÜTZER VUN DER HL. FAMILL
WAACH IWWER ALL DÉI DÉI SCHAFFEN BESCHÜTZ EIS
FAMILLJEN A BEGLEET DÉI DÉI STIERWEN
ECH LAUDE FIR EENHEET ËNNERT DIE MËNSCHEN A
FRIDDEN OP DER ÄERD
JONGLËNSTER 2009
Glocke 4: Walburga und Franz Xaver
Gewicht: ca. 630 kg
Ø: 1010 mm
Inschrift:
IN HONOREM SS. WALBURGAE ET F. XAVIERII 1773
Glocke 5: Willibrord
Gewicht: 767 kg
Ø: 1025 mm
Inschrift:
HELLEGE WILLIBRORD
ONERMIDDLECHE MISSIONAR AN APOSTEL VUN EISER HEEMECHT
HËLLEF EIS D’LÉIFT VU JESUS CHRISTUS AN D’WELT ERAUS ZE DROEN
ECH LAUDEN ZUM LUEF VUM HÄRGOTT
JONGLËNSTER 2009
Glocke 6: Martin
Gewicht: ca. 300 kg
Ø: 800 mm
Inschrift:
S. MARTINUS PATRON IN DER PHARKIRCH ZU IUNGLIETZTER ANNO 1721
BARRON DE METZENHAUSEN VON BURGLIETZTER HOCHGERICHTS HERR
IOHANNES WEISGERBER PASTOR IOHANNES WIE MEYER
Glocke 7: Schetzel
Gewicht: 497 kg
Ø: 875 mm
Inschrift:
SÉLEGE SCHETZEL
EINSIIDLER AM GRÉNGEWALD A FRËND VUN DER NATUR
HËLLEF EIS DEN HÄRGOTT A SENGER SCHÖPFUNG Z’ERKENNEN
ECH LAUDEN ZUR FREED VUN DE MËNSCHEN
JONGLËNSTER 2009
Das Geläut im Turm der Martinskirche ist ein unverwechselbares Klangerlebnis. Die historischen Glocken bringen Farbe mit in den Gesamtklang, wobei daran auch die verzogene Schlagtonlinie maßgeblich beteiligt ist. Körperschall und Klangentfaltung sind in der Glockenstube für ein Geläut dieser Größe doch recht beeindruckend. Zuletzt sollte noch erwähnt sein, dass auch hier das von Fehn entwickelte Verfahren der Rippenprogression angewandt wurde (c'' mit fast 500 kg (!!!) - c' mit 2300 kg).
Junglinster kann zu diesem vielstimmigen Glockenensemble nur beglückwünscht werden und es bleibt zu hoffen, dass die differenzierte Nutzung des Geläutes so beibehalten wird, wie bisher.
Die Pfarrkirche zu Junglinster ist ein Prachtstück des barocken Sakralbaues in Luxemburg. Bei einem Besuch in der Gegend sollte sie nicht ausgelassen werden.
Baubeginn war im Jahr 1772. Schon zwei Jahre später konnte sie fertig gestellt werden (Glocke 6 hing also schon im Vorgängerbau!). Die Fresken am Triumphbogen und im Chorraum legte man 1896 frei, sie stammen aus dem 18. Jh.
Einige Worte über die Orgel der Kirche:
1887 von Charles Wetzel erbaut, erfuhr sie 2009/10 eine Restaurierung und Erweiterung durch die Hugo Mayer Orgelbau aus Heusweiler im Saarland. Mit 29 klingenden Registern und 1720 Pfeifen auf zwei Manualen gehört das romantische Instrument zu den größeren der Umgebung. Koppeln existieren folgende: II-I, I-P, II-P (zusätzlich: II-P 4'; II-I 16'; II-I 4'; II-II 16'; II-II 4'). Das Instrument besitzt Schleifladen mit mechanischer Ton- und Registertraktur, liegt bei a' = 440 HZ (bei 16°C) und besitzt eine gleichstufig temperierte Stimmungsart.
(Quelle: Begleitheft Orgel-CD der Orgel von Junglinster)
Als letztes möchte ich dem Dekan von Echternach noch eine Dank aussprechen für das Läuten aller Glocken! Philipp sei für die Vermittlung des Kontaktes ebenfalls gedankt.
Aufnahme: Einläuten von Mariä Himmelfahrt 2015
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