Beschreibung der Videos
Das Bochumer Ehrenfeld ist ein direkt südlich der Innenstadt gelegenes, aber zu Wiemelhausen gehöriges Wohnviertel, auf dessen Gebiet zwei Kirchen vorzufinden sind: Einerseits die kath. Kirche St. Meinolphus-Mauritius und andererseits die ev. Melanchthonkirche. Dass diese beiden Sakralbauten quasi zeitgleich entstanden, war kein Zufall. Denn den beiden Gemeinden, katholisch und evangelisch, wurden vom Bauunternehmer Clemens Erlemann 1904 jeweils ein Grundstück geschenkt, unter der Auflage spätestens bis zum 1. Januar 1912 mit dem Bau einer neuen Kirche zu beginnen. Als Architekten waren Carl Krieger und Jacob Hudlet verantwortlich. Carl Krieger hatte bereits in den Jahren 1908 bis 1910 mit einem anderen Architekten die Christuskirche in Velbert errichtet, die Parallelen mit der 1911-1913 gebauten Bochumer Melanchthonkirche sind offensichtlich. Nach dem Krieg wurde das Äußere bis auf Kleinigkeiten rekonstruiert, im Innern hingegen wurde das ursprüngliche Konzept einer Predigtkirche fallen gelassen und stattdessen eine Art Wegekirche geschaffen. So befindet sich die Orgelempore heute auf der Turmseite und die ehem. vier Bögen, welche die große Kuppeldecke stützten, gibt es nicht mehr. Für die neue Verglasung von 1949 wurden Scherben der alten Fenster verwendet, wie es auch in der Wiemelhausener Petrikirche geschehen ist. Das Chorfenster überzeugt dabei besonders.
Das erste Geläut der Kirche wurde 1912 vom Bochumer Verein gegossen, erklingend im verminderten Dreiklang ais°-cis'-e'. Was mit diesem Geläut geschehen ist, ob im Krieg vernichtet, oder wegen des Klangs ausgetauscht, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls erhielt nach dem Krieg erneut der Bochumer Verein den Auftrag für ein neues Geläut, dieses nun als Quartett. Die vier Glocken selbst sind dabei gut gelungen, besonders überzeugend ist hier der warm-wuchtige Klang der großen b°. Leider lässt die Anlage jedoch zu wünschen übrig, es sind offensichtlich einige Aussetzter oder sehr (zu) leichte Anschläge festzustellen, gleichzeitig streift die c'-Glocke während des Läutens die Antriebskette.
Glocke 1: b°, 1953, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
ca. 2580 kg, 1900 mm
Glocke 2: c', 1953, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
ca. 1810 kg, 1690 mm
Glocke 3: es', 1953, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
ca. 1080 kg, 1430 mm
Glocke 4: f', 1953, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
ca. 780 kg, 1260 mm
Ablauf:
00:00 - Bilder der Kirche & Anschlagen der c'
01:08 - Glocke 4
05:00 - Glocke 3
08:30 - Glocke 2
11:00 - Glocke 1
15:30 - Vollgeläut
Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Röttger für die Erlaubnis zur Aufnahme und die Ermöglichung, sowie bei "stahlglocke" für das gelungene Wochenende bedanken!
Seine Außenaufnahme ist unter folgendem Link zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=0RMrHS1VwkU
Quellen:
1: Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003
2: S. Schritt: Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, mit fortlaufender Ergänzung
Aufnahme:
Samstag, den 19. März 2022, um ca. 11 Uhr (Sonderläuten)
Im ältesten Bereich der Herforder Innenstadt liegt die evangelisch-lutherische Kirche St.Jakobi, auch bekannt als ‚,Radewiger Kirche''.
Videoablauf:
0:00 - Vorstellung der Kirche von außen (mit Uhrschlag)
2:50 - Turmbesteigung
3:25 - Uhrschlagglocken
3:37 - Viertelschlagglocke
4:01 - Stundenschlagglocke
4:37 - Läuteglocken
4:43 - Glocke 3
7:48 - Glocke 2
10:43 - Glocke 1
13:53 - Vollgeläut
16:03 - Vorstellung der Kirche von innen
17:09 - Vollgeläut
22:06 - Eindrücke aus der Turmhaube
22:36 - Vollgeläut
→ Kirche:
Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert über den Fundamenten einer romanischen Basilika aus dem 11. oder 12. Jahrhundert errichtet und erstmals 1135 als „Capella“ erwähnt. Sie gehört zum Typ des „Westfälischen Quadrats“ und wurde auf Veranlassung der Herforder Äbtissin Gertrudis II. zu Lippe erbaut. Der Apostel Jakobus dem Älteren geweiht, diente die Kirche als Station für Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Herford war aufgrund seiner Lage und Pilgerherbergen ein wichtiger Ort auf dem Jakobsweg. Das Muschelsymbol der Pilger ist noch am südwestlichen Strebepfeiler zu sehen.
Im Zuge der Reformation wurde die Kirche 1530 geschlossen und weltlich genutzt. 1590 erfolgte die Wiedereröffnung als evangelische Kirche unter Bürgermeister Anton Brutlacht, der die Renovierung und Erneuerung der Ausstattung veranlasste. Der erste reformatorische Gottesdienst fand im gleichen Jahr statt.
Der Stadtbrand von 1638 zerstörte Dach und Turmhelm, die später wiederaufgebaut wurden. Im Jahr 1778 brannte der Turmhelm nach einem Blitzeinschlag erneut ab und wurde 1786 durch eine barocke Welsche Haube ersetzt. 1940 beschädigte eine Fliegerbombe die Kirche, aber die Schäden wurden schnell behoben. Seit 1981 steht sie unter Denkmalschutz.
→ Glocken:
Im historischen Holzglockenstuhl befindet sich ein dreistimmiges Stahlgeläut. Die drei Läuteglocken wurden im Jahr 1921 in den Stahlwerken der AG Lauchhammer mit Sitz in Torgau, Sachsen, gegossen. Die Herkunft der Glocken ist aus regionaler Perspektive besonders bemerkenswert, da Stahlglocken in dieser Gegend üblicherweise beim Bochumer Verein in Bochum bestellt wurden. Das Geläut stellt das größte vollständig erhaltene Stahlgeläut dieser Firma im Kreis Herford dar.
In der Turmhaube befinden sich zwei Glocken, die für den Uhrschlag verantwortlich sind. Die kleinere der beiden, zuständig für den Viertelstundenschlag, ist eine Stahlglocke und wurde im Jahr 1874 vom Bochumer Verein gegossen. Die größere Glocke, die Stundenglocke, ist aus gießereigeschichtlicher Sicht besonders interessant. Sie stammt von der Glockengießerfamilie Carl Engelbert und Johannes Fuchs, die ihre Werkstatt in Köln betrieben. Von dieser Gießerei sind noch etwa 40 Glocken erhalten, weitere 55 sind archivalisch nachweisbar. Auf der Glocke wird ein Alexio Stegman erwähnt, der vermutlich der Stifter der Glocke war. Laut der Inschrift könnte die Glocke „ERSETZTET“ worden sein, was darauf hindeutet, dass sie aus einer älteren Glocke umgegossen wurde. Es ist jedoch auch möglich, dass Stegman der ursprüngliche Gießer der Glocke war, aus der diese entstanden ist.
Die ursprüngliche Herkunft dieser Glocke ist bislang nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass sie ursprünglich in einem mittlerweile aufgelösten Kloster oder im Herforder Lübbertor hing, bevor sie schließlich in die St.Jakobi-Kirche überführt wurde.¹
Glocke 1
Ton: d'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1756mm
Gewicht: ca. 2.430kg
Glocke 2
Ton: f'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1522mm
Gewicht: ca. 1.450kg
Nutzung: Vaterunserschläge im Gottesdienst
Glocke 3
Ton: as'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1325mm
Gewicht: ca. 870kg
Stundenglocke (4)
Ton: d'' (erhöht)
Gießer: Glockengießerfamilie Fuchs, Köln
Gussjahr: 1736
Durchmesser: 562mm
Gewicht: ca. 75kg
Viertelschlagglocke (5)
Ton: e''
Gießer: Bochumer Verein, Bochum
Gussjahr: 1874
Durchmesser: 598mm
Gewicht: ca. 150kg
→ Glockenläuteanlage:
- Drei VOCO-Omega Läutemaschinen, ausgestattet mit der VOCO-digitron2-Steuerung von der Firma HEW/Herford. (Herforder-Elektromotoren-Werke)
- Vier separate Motorzeigertreibwerke auf allen vier Seiten von der Firma Eduard Korfhage & Söhne/Melle-Buer.
Ein herzliches Dankeschön geht an Pfarrer Beer für die Erlaubnis der Aufnahmen, an Ilva für die Ermöglichung und das Vertrauen sowie an Fabian für den schönen Tag in Herford. Ein weiteres großes Dankeschön gilt Pastor Martin Hufelschulte aus Bad Lippspringe für das Zusenden der Informationen über die Stundenglocke!
Fotos & Videos: Fabian Golec (Kirche/Außen & Innen, Gesamtfotos der Glocken), Osnabrücker Glocken
Informationen: Wikipedia, Pastor Martin Hufelschulte¹ und Hermann-Josef Dregger¹, Kirchengemeinde Herford-Mitte-Land, Fabian Golec, Osnabrücker Glocken
→ Kirchengemeinde:
https://www.herford-mitte-land.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Jakobi_(Herford)
Anschrift: Radewiger Str. 12, 32052 Herford
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