Beschreibung der Videos

Es erklingt das ulkige Geläut von St. Josef in Gurtnellen im Ortsteil Wiler, Kanton Uri.

Stimmung: d' f' as' h'
Giesser: Linke-Hofmann Lauchhammer AG, Torgau (D)
Gussjahr: 1925

Einzelglocken: 00:40
Vollgeläute: 05:40

In dem Zweigwerk der Linke-Hoffmann-Lauchhammer AG in Torgau wurden von 1920 bis 1926 Stahlglocken gegossen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern, die ihre Eisenhartgussglocken als Stahlguss oder sogar Klangstahlglocken bezeichneten, wurde in Torgau Stahl vergossen. Vor einigen Jahren in Eisenhüttenstadt durchgeführte Untersuchungen haben dies bestätigt.
Die größte noch läutende Stahlglocke dieser Gießepoche befindet sich in der Lukaskirche in Dresden.

Das Geläut von Gurtnellen-Wiler ist in dieser Konstellation wie es jetzt wohl ist einmalig in der Schweiz. Grund für die Anschaffung von Stahlglocken war der Preis. Am Samstag den 20. Juni 1925 wurden die neuen Stahlglocken vom Wiler ein erstes Mal geläutet. Das Kirchenblatt von damals schreibt: "Der Wyler hat dadurch eine Seele und neues Leben bekommen. - Im nahe gelegenen Göschenen hörte man das Geläute ebenfalls und man frug von dort aus in Wassen an, ob es dort brenne, weil man so lange läute mit allen Glocken. Das Rätsel wurde wenig später geklärt: Man vernahm dort oben den Jubel der Wyler-Glocken."
Fünf Jahre später passierte im Wiler etwas worüber man bis heute lachen muss. 1930 gab es im Ort Leute die sich über die grosse Glocke und das Geläute ärgerten. Der Pfarrer bemerkte dazu im Pfarrblatt: "Unsere herrliche Grosse Glocke soll also in Zukunft den Mund halten? Um nicht den Neid grosser Geister und die Herren Siebenschläfer zu wecken? - Schade, das man die gewichtigen "Grinde" erst jetzt erfährt. Sonst hätte man sich bedeutende Kosten und den Schweiss des Pfarrers von damals ersparen können."

Der Kirchenvorsteherschaft sowie dem freundlichen Herrn von der Verwaltung sei an dieser Stelle ein recht herzliches Dankeschön für das Sondergeläut ausgesprochen!

Gurtnellen ist eine Gemeinde im Urner Oberland. Gegliedert in die Ortsteile Wiler im Tal und dem Ortsteil Dorf auf dem Berg. Wer auf der Autobahn A2 in Richtung Gotthard fährt passiert das Dorf ebenfalls.


Im ältesten Bereich der Herforder Innenstadt liegt die evangelisch-lutherische Kirche St.Jakobi, auch bekannt als ‚,Radewiger Kirche''.


Videoablauf:
0:00 - Vorstellung der Kirche von außen (mit Uhrschlag)
2:50 - Turmbesteigung
3:25 - Uhrschlagglocken
3:37 - Viertelschlagglocke
4:01 - Stundenschlagglocke
4:37 - Läuteglocken
4:43 - Glocke 3
7:48 - Glocke 2
10:43 - Glocke 1
13:53 - Vollgeläut
16:03 - Vorstellung der Kirche von innen
17:09 - Vollgeläut
22:06 - Eindrücke aus der Turmhaube
22:36 - Vollgeläut


→ Kirche:
Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert über den Fundamenten einer romanischen Basilika aus dem 11. oder 12. Jahrhundert errichtet und erstmals 1135 als „Capella“ erwähnt. Sie gehört zum Typ des „Westfälischen Quadrats“ und wurde auf Veranlassung der Herforder Äbtissin Gertrudis II. zu Lippe erbaut. Der Apostel Jakobus dem Älteren geweiht, diente die Kirche als Station für Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Herford war aufgrund seiner Lage und Pilgerherbergen ein wichtiger Ort auf dem Jakobsweg. Das Muschelsymbol der Pilger ist noch am südwestlichen Strebepfeiler zu sehen.
Im Zuge der Reformation wurde die Kirche 1530 geschlossen und weltlich genutzt. 1590 erfolgte die Wiedereröffnung als evangelische Kirche unter Bürgermeister Anton Brutlacht, der die Renovierung und Erneuerung der Ausstattung veranlasste. Der erste reformatorische Gottesdienst fand im gleichen Jahr statt.
Der Stadtbrand von 1638 zerstörte Dach und Turmhelm, die später wiederaufgebaut wurden. Im Jahr 1778 brannte der Turmhelm nach einem Blitzeinschlag erneut ab und wurde 1786 durch eine barocke Welsche Haube ersetzt. 1940 beschädigte eine Fliegerbombe die Kirche, aber die Schäden wurden schnell behoben. Seit 1981 steht sie unter Denkmalschutz.


→ Glocken:
Im historischen Holzglockenstuhl befindet sich ein dreistimmiges Stahlgeläut. Die drei Läuteglocken wurden im Jahr 1921 in den Stahlwerken der AG Lauchhammer mit Sitz in Torgau, Sachsen, gegossen. Die Herkunft der Glocken ist aus regionaler Perspektive besonders bemerkenswert, da Stahlglocken in dieser Gegend üblicherweise beim Bochumer Verein in Bochum bestellt wurden. Das Geläut stellt das größte vollständig erhaltene Stahlgeläut dieser Firma im Kreis Herford dar.
In der Turmhaube befinden sich zwei Glocken, die für den Uhrschlag verantwortlich sind. Die kleinere der beiden, zuständig für den Viertelstundenschlag, ist eine Stahlglocke und wurde im Jahr 1874 vom Bochumer Verein gegossen. Die größere Glocke, die Stundenglocke, ist aus gießereigeschichtlicher Sicht besonders interessant. Sie stammt von der Glockengießerfamilie Carl Engelbert und Johannes Fuchs, die ihre Werkstatt in Köln betrieben. Von dieser Gießerei sind noch etwa 40 Glocken erhalten, weitere 55 sind archivalisch nachweisbar. Auf der Glocke wird ein Alexio Stegman erwähnt, der vermutlich der Stifter der Glocke war. Laut der Inschrift könnte die Glocke „ERSETZTET“ worden sein, was darauf hindeutet, dass sie aus einer älteren Glocke umgegossen wurde. Es ist jedoch auch möglich, dass Stegman der ursprüngliche Gießer der Glocke war, aus der diese entstanden ist.
Die ursprüngliche Herkunft dieser Glocke ist bislang nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass sie ursprünglich in einem mittlerweile aufgelösten Kloster oder im Herforder Lübbertor hing, bevor sie schließlich in die St.Jakobi-Kirche überführt wurde.¹

Glocke 1
Ton: d'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1756mm
Gewicht: ca. 2.430kg

Glocke 2
Ton: f'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1522mm
Gewicht: ca. 1.450kg
Nutzung: Vaterunserschläge im Gottesdienst

Glocke 3
Ton: as'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1325mm
Gewicht: ca. 870kg

Stundenglocke (4)
Ton: d'' (erhöht)
Gießer: Glockengießerfamilie Fuchs, Köln
Gussjahr: 1736
Durchmesser: 562mm
Gewicht: ca. 75kg

Viertelschlagglocke (5)
Ton: e''
Gießer: Bochumer Verein, Bochum
Gussjahr: 1874
Durchmesser: 598mm
Gewicht: ca. 150kg


→ Glockenläuteanlage:
- Drei VOCO-Omega Läutemaschinen, ausgestattet mit der VOCO-digitron2-Steuerung von der Firma HEW/Herford. (Herforder-Elektromotoren-Werke)
- Vier separate Motorzeigertreibwerke auf allen vier Seiten von der Firma Eduard Korfhage & Söhne/Melle-Buer.


Ein herzliches Dankeschön geht an Pfarrer Beer für die Erlaubnis der Aufnahmen, an Ilva für die Ermöglichung und das Vertrauen sowie an Fabian für den schönen Tag in Herford. Ein weiteres großes Dankeschön gilt Pastor Martin Hufelschulte aus Bad Lippspringe für das Zusenden der Informationen über die Stundenglocke!


Fotos & Videos: Fabian Golec (Kirche/Außen & Innen, Gesamtfotos der Glocken), Osnabrücker Glocken
Informationen: Wikipedia, Pastor Martin Hufelschulte¹ und Hermann-Josef Dregger¹, Kirchengemeinde Herford-Mitte-Land, Fabian Golec, Osnabrücker Glocken


→ Kirchengemeinde:
https://www.herford-mitte-land.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Jakobi_(Herford)
Anschrift: Radewiger Str. 12, 32052 Herford

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