Beschreibung der Videos
Der heutige Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck geht auf die Gemeinde Braubauerschaft zurück. Um 1870 entsteht hier für die Zeche Graf Bismarck, benannt nach dem preußischen Ministerpräsidenten, eine Zechenkolonie. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der gesamten Region durch den Bergbau wächst auch die Bevölkerung. Am 6. Februar 1900 erfolgt die Umbenennung in Bismarck (nach der Zeche) und am 1. April 1903 die Eingemeindung nach Gelsenkirchen.
Durch den Bevölkerungsanstieg Ende des 19. Jhd. wird schon bald eine eigene Kirchengemeinde nötig. Bereits 1884 gründet sich ein Kirchbauverein, bis zur Gründung einer eigenen Pfarrei St. Franziskus sollten aber nochmal sieben Jahre vergehen. Doch auch danach mussten sich die Gläubigen noch mit einem kleinen Provisorium begnügen. Erst im Oktober 1902 wird mit dem Bau der heutigen Kirche nach Plänen von M. Joseph Scherer begonnen. Der Gelsenkirchener Architekt hatte bereits die Kirche Hl. Familie in Gelsenkirchen-Bulmke entworfen, die sich genau wie St. Franziskus als repräsentativer Backsteinbau im Stil der Neogotik zeigt.
Im zweiten Weltkrieg wird St. Franziskus stark beschädigt und folgend nur vereinfacht wieder aufgebaut. Der ursprüngliche, hohe Turm erhält nur eine kurze Haube und der gesamte Innenraum dem modernen Zeitgeist entsprechend gestaltet. Die Wiedereinweihung findet im September 1949 statt.
Von den Umstrukturierungen im Bistum Essen blieb auch St. Franziskus nicht verschont. Bereits in den letzen Jahren zeigte sich anhand der abnehmenden Anzahl an Gottesdienstbesuchern und dem hohen Investitionsbedarf, insbesondere am z. T. undichten Kirchendach, ein nahes Ende. Die letzte offizielle "Abschluss-"Messe (1:08) fand am 2. Februar 2020 statt, profaniert wurde die Kirche bisher nicht, stand seitdem aber leer. Die Zukunft ist noch nicht gewiss, zumindest die Außenmauern sollen bei einem möglichen Umbau wohl erhalten bleiben (vgl. St. Antonius Bochum-Stahlhausen?).
Das erste Geläut erhielt St. Franziskus zur Jahreswende 1904/05 in Form von vier Glocken c' es' f' g' aus Gescher. Da noch sehr jung, wurden die drei großen Glocken im 1. Weltkrieg abgeliefert und die erhaltene kleine Glocke später nach St. Joseph in GE-Schalke abgegeben. Der BVG lieferte 1924 als Ersatz das heutige Geläut, ähnlich wie das Bronzegeläut erklingend im (etwas verzogenen) Präfationsmotiv. Trotz des Leerstandes zeigte sich die Anlage beim Ortsbesuch im bemerkenswert guten Zustand. Die Lamellen scheinen neueren Datums und an der Lackierung der Glocken ist nichts zu bemängeln. Lediglich um den Glockenstuhl herum steht ein Baugerüst. Die Aufnahme entstand im Zuge einer Besichtigung des Geläuts zwecks Verkauf, wahrscheinlich war es dabei sogar das letzte Mal, dass die Glocken in diesem Turm erklungen sind.
Glocke 1: Maria Regina, h°+2,5, 1924, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
2441 kg, 1790 mm
Glocke 2: Joseph, d'±0, 1924, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
1415 kg, 1495 mm
Glocke 3: Barbara, e'+4, 1924, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
1133 kg, 1377 mm
Glocke 4: Franziskus, fis'-2, 1924, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG), Bochum
932 kg, 1262 mm
Ablauf:
00:00 - Bilder der Kirche
02:10 - Glocke 4
06:00 - Glocke 3
09:26 - Glocke 2
13:20 - Glocke 1
17:40 - Vollgeläut
Ein herzliches Dankeschön gilt Winnie für die Einladung, Herrn Schmidt-Kuhl für die Erlaubnis zu Turmaufstieg und Herrn Danielzik für den netten Empfang und die aufschlussreichen Gespräche!
Winnie's Außenaufnahme ist unter folgendem Link zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=0yLRhe4cLwo
Quellen:
1: Wikipediaeintrag "Gelsenkirchen-Bulmke": https://de.wikipedia.org/wiki/Gelsenkirchen-Bismarck
(aufgerufen am 24. Juni 2023)
2: Infoschild an der Kirche.
3: Petit & Gebrüder Edelbrock Gescher i. Westf. – Zeugnisse, Prüfungsberichte und Anerkennungsschreiben, Coesfeld, um 1915.
4: S. Schritt: Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, mit fortlaufender Ergänzung
Aufnahme:
Samstag, den 25. März 2023 (Sonderläuten)
Im ältesten Bereich der Herforder Innenstadt liegt die evangelisch-lutherische Kirche St.Jakobi, auch bekannt als ‚,Radewiger Kirche''.
Videoablauf:
0:00 - Vorstellung der Kirche von außen (mit Uhrschlag)
2:50 - Turmbesteigung
3:25 - Uhrschlagglocken
3:37 - Viertelschlagglocke
4:01 - Stundenschlagglocke
4:37 - Läuteglocken
4:43 - Glocke 3
7:48 - Glocke 2
10:43 - Glocke 1
13:53 - Vollgeläut
16:03 - Vorstellung der Kirche von innen
17:09 - Vollgeläut
22:06 - Eindrücke aus der Turmhaube
22:36 - Vollgeläut
→ Kirche:
Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert über den Fundamenten einer romanischen Basilika aus dem 11. oder 12. Jahrhundert errichtet und erstmals 1135 als „Capella“ erwähnt. Sie gehört zum Typ des „Westfälischen Quadrats“ und wurde auf Veranlassung der Herforder Äbtissin Gertrudis II. zu Lippe erbaut. Der Apostel Jakobus dem Älteren geweiht, diente die Kirche als Station für Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Herford war aufgrund seiner Lage und Pilgerherbergen ein wichtiger Ort auf dem Jakobsweg. Das Muschelsymbol der Pilger ist noch am südwestlichen Strebepfeiler zu sehen.
Im Zuge der Reformation wurde die Kirche 1530 geschlossen und weltlich genutzt. 1590 erfolgte die Wiedereröffnung als evangelische Kirche unter Bürgermeister Anton Brutlacht, der die Renovierung und Erneuerung der Ausstattung veranlasste. Der erste reformatorische Gottesdienst fand im gleichen Jahr statt.
Der Stadtbrand von 1638 zerstörte Dach und Turmhelm, die später wiederaufgebaut wurden. Im Jahr 1778 brannte der Turmhelm nach einem Blitzeinschlag erneut ab und wurde 1786 durch eine barocke Welsche Haube ersetzt. 1940 beschädigte eine Fliegerbombe die Kirche, aber die Schäden wurden schnell behoben. Seit 1981 steht sie unter Denkmalschutz.
→ Glocken:
Im historischen Holzglockenstuhl befindet sich ein dreistimmiges Stahlgeläut. Die drei Läuteglocken wurden im Jahr 1921 in den Stahlwerken der AG Lauchhammer mit Sitz in Torgau, Sachsen, gegossen. Die Herkunft der Glocken ist aus regionaler Perspektive besonders bemerkenswert, da Stahlglocken in dieser Gegend üblicherweise beim Bochumer Verein in Bochum bestellt wurden. Das Geläut stellt das größte vollständig erhaltene Stahlgeläut dieser Firma im Kreis Herford dar.
In der Turmhaube befinden sich zwei Glocken, die für den Uhrschlag verantwortlich sind. Die kleinere der beiden, zuständig für den Viertelstundenschlag, ist eine Stahlglocke und wurde im Jahr 1874 vom Bochumer Verein gegossen. Die größere Glocke, die Stundenglocke, ist aus gießereigeschichtlicher Sicht besonders interessant. Sie stammt von der Glockengießerfamilie Carl Engelbert und Johannes Fuchs, die ihre Werkstatt in Köln betrieben. Von dieser Gießerei sind noch etwa 40 Glocken erhalten, weitere 55 sind archivalisch nachweisbar. Auf der Glocke wird ein Alexio Stegman erwähnt, der vermutlich der Stifter der Glocke war. Laut der Inschrift könnte die Glocke „ERSETZTET“ worden sein, was darauf hindeutet, dass sie aus einer älteren Glocke umgegossen wurde. Es ist jedoch auch möglich, dass Stegman der ursprüngliche Gießer der Glocke war, aus der diese entstanden ist.
Die ursprüngliche Herkunft dieser Glocke ist bislang nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass sie ursprünglich in einem mittlerweile aufgelösten Kloster oder im Herforder Lübbertor hing, bevor sie schließlich in die St.Jakobi-Kirche überführt wurde.¹
Glocke 1
Ton: d'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1756mm
Gewicht: ca. 2.430kg
Glocke 2
Ton: f'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1522mm
Gewicht: ca. 1.450kg
Nutzung: Vaterunserschläge im Gottesdienst
Glocke 3
Ton: as'
Gießer: AG Lauchhammer, Torgau
Gussjahr: 1921
Durchmesser: 1325mm
Gewicht: ca. 870kg
Stundenglocke (4)
Ton: d'' (erhöht)
Gießer: Glockengießerfamilie Fuchs, Köln
Gussjahr: 1736
Durchmesser: 562mm
Gewicht: ca. 75kg
Viertelschlagglocke (5)
Ton: e''
Gießer: Bochumer Verein, Bochum
Gussjahr: 1874
Durchmesser: 598mm
Gewicht: ca. 150kg
→ Glockenläuteanlage:
- Drei VOCO-Omega Läutemaschinen, ausgestattet mit der VOCO-digitron2-Steuerung von der Firma HEW/Herford. (Herforder-Elektromotoren-Werke)
- Vier separate Motorzeigertreibwerke auf allen vier Seiten von der Firma Eduard Korfhage & Söhne/Melle-Buer.
Ein herzliches Dankeschön geht an Pfarrer Beer für die Erlaubnis der Aufnahmen, an Ilva für die Ermöglichung und das Vertrauen sowie an Fabian für den schönen Tag in Herford. Ein weiteres großes Dankeschön gilt Pastor Martin Hufelschulte aus Bad Lippspringe für das Zusenden der Informationen über die Stundenglocke!
Fotos & Videos: Fabian Golec (Kirche/Außen & Innen, Gesamtfotos der Glocken), Osnabrücker Glocken
Informationen: Wikipedia, Pastor Martin Hufelschulte¹ und Hermann-Josef Dregger¹, Kirchengemeinde Herford-Mitte-Land, Fabian Golec, Osnabrücker Glocken
→ Kirchengemeinde:
https://www.herford-mitte-land.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Jakobi_(Herford)
Anschrift: Radewiger Str. 12, 32052 Herford
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