Beschreibung der Videos
Es läuten die 5 Schilling-Glocken aus Waidring an der Steinplatte in Tirol.
Stimmung: As° es' f' as' c"
Glocke 1: Glockengießerei Franz Schilling, Apolda 1938
Glocken 2-5: Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 1958
Geläute: Im Jahr 1938 hat Geheimrat Dr. Alexander Kreuter, ein langjähriger Sommergast und Freund Waidrings in großzügigster Weise anstatt vier Stahlglocken, die nach dem ersten Weltkrieg angeschafft wurden, ein Bronzegeläut von fünf Glocken im Gesamtgewicht von 9672 kg samt automatischer Läuteanlage der Pfarre geschenkt. Die "Große" verblieb im 2. Weltkrieg hier, während die vier anderen für Kriegszwecke abgenommen werden mussten. 1958 jedoch meldete sich derselbe Spender wieder zur Neuanschaffung der vier abgelieferten Glocken und bestellte die bei derselben Firma Schilling in Heidelberg, in gleicher Stimmung und Güte. So dass das Geläute Waidrings zu den schönsten und größten Österreichs gezählt werden muss.
Quellen: Pfarre Waidring (oben) und Wikipedia (unten)
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Die 1381 erstmals urkundlich genannte Kirche hatte einen romanischen Vorgängerbau. 1478–1504 wurde ein spätgotischer Bau, 1757–1764 nach Plänen von Kassian Singer der heutige barocke Bau errichtet. An das dreijochige Langhaus schließt ein einjochiger Chor mit halbrundem Chorschluss an. Der schlanke Ostturm wurde um 1780 errichtet. Die Deckenfresken wurden 1761 von Josef Perwäger und Matthias Mader geschaffen. Das Hochaltarbild zeigt die Muttergottes mit dem Jesuskindlein, ihr ganz nahe der hl. Vitus (mit Ölkessel und Märtyrerpalme) und tiefer der hl. Nikolaus (im Bischofsornat). Über den Maler dieses Bildes ist keine Nachricht erhalten.
Gegenüber der Kanzel steht seit 1976 die aus der Schäferaukapelle stammende Madonna mit Kind (sog. Türkenmadonna) -
ein stark unter salzburgischem Einfluß stehendes Beispiel des Nachfolgestils der "Schönen Madonna" (um 1460).
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Herzlich bedanken möchte ich mich hier besonders bei Schwester Barbara, Luis und Martin für das Sondergeläut. Danke auch an Philipp für die Aufnahme. Durch die enorme Beengtheit und die vor Jahren eingesetzten Schallläden sieht man das große Kaliber an Glocke mit 5305 kg zwar nur spärlich, dafür hört man das gute Stück aus dem Jahr 1938 recht gut. Es ist im übrigen das einzige Schilling-Geläute in Österreich.
Waidring ist eine Gemeinde am Fuße der Loferer Steinberge und der Steinplatte im Tiroler Unterland, unweit der Landesgrenze zu Salzburg.
Das Wildsteiger Geläut besteht aus vier wertvollen Bronzeglocken, die der bekannte Augsburger Glockengießer Friedrich Hamm 1906 gegossen hatte. Zu ihrer Finanzierung hatten 126 Wildsteiger Familien rund 60.000 € (in heutiger Währung) gespendet; den Kaufpreis von weiteren rund 30.000 € bezahlten sie mit dem Erlös für ihr altes Geläut.
Das am 3.Mai 1906 von Eduard Lampart erstellte Gutachten attestierte dem Geläute folgende Eigenschaften:
"Sämtliche 4 Glocken zeichnen sich durch einen außerordentlich gut gelungenen Guss aus. Der Ton ist trotz aller Wucht u. Stärke weichklingend und singend. Die Stimmung ist rein. Die Nebentöne stützen den Hauptton in wirksamster Weise, weshalb der Zusammenklang des Gesamtgeläutes von prächtigster Wirkung ist.
Das Geläute mehrt das Ehrenbuch des Herstellers Hamm um ein neues Blatt und verkünde der opferwilligen Gemeinde Wildsteig recht viel des Freude-, Glück- u. Segenbringenden!"
Bevor die Glocken in einem Festzug von Steingaden aus nach Wildsteig gebracht wurden, präsentierte Friedrich Hamm sie in Nürnberg bei der dortigen Großen Bayerischen Landesausstellung. Täglich läuteten sie um 12 Uhr mittags im Ausstellungspark. Bei der Prämierung der Aussteller in Nürnberg am 11. September 1906 erhielt der Glockengießer Hamm als Auszeichnung für seine "vorzüglichen" Glocken eine Goldene Medaille.
Dank dieser Goldmedaille blieben die Wildsteiger Glocken im Ersten Weltkrieg von der Ablieferung verschont. Aber im zweiten Weltkrieg wurden die drei größeren von ihnen - wie rund 100.000 andere Glocken in Deutschland und den besetzten Nachbarländern - konfisziert und als Metallreserve für die Kriegsführung abtransportiert. Während man in den deutschen Hüttenwerken ab dem Jahre 1942 rund 80.000 Glocken einschmolz und eine große Zahl weiterer Glocken den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer fiel oder in sonstiger Weise zerstört wurde, überstanden die drei Wildsteiger Glocken ihre fünfjährige Lagerzeit unversehrt im "Hamburger Glockenfriedhof". Von dort kehrten sie im Sommer 1947 nach einer abenteuerlichen Reise in ihre Glockenstube zurück. Die Dorfbewohner bereiteten ihnen einen begeisterten Empfang.
Seither erklingt das Glockenquartett wieder vollständig in seiner ganzen Schönheit. Als Ergebnis einer klangphysikalischen Untersuchung im Juli 2005 schrieb der Münchner Kirchenmusikdirektor Gerald Fischer u.a.: "Wildsteig besitzt damit nicht nur ein qualitativ sehr gutes Geläute, sondern auch eines der ganz wenigen überlieferten Gesamtensembles aus der Zeit direkt vor dem Ersten Weltkrieg..... handelt es sich hier doch um ein einmaliges Klangdokument des frühen 20. Jahrhunderts mit allerhöchstem Seltenheitswert."
Als Besonderheit erfolgt in Wildsteig das Einläuten des Sonntags bereits am Samstagmittag direkt nach dem Angelusläuten.
Disposition:
Glocke 1 d´
Herz-Jesu-Glocke
24 Zentner 40 Pfund
Fusa ex sumptibus communitatis Wildsteig sub Leopoldo Baderhuber,
Decano et parocho, per F. Hamm, Augsburg, anno 1906.
Cor Jesu sacrissimum, misere nobis
Glocke 2 e´
Angelus- oder Wetter-Glocke
17 Zentner 90 Pfund
Sta. Maria, Ste. Joseph, Ste. Donate, orate pro nobis, ut liberemur
a fulgure et tempestate. Me fudit F. Hamm, Augsburg, anno 1906. Nr. 1349
Glocke 3 fis´
Meßglocke oder 11-Uhr-Glocke
etwa 12 Zentner
Ste. Jacobe, Ste. Antoni, Sta. Barbara, intercredite pro nobis, ut ad
coelestem patriam feliciter pervenire valeamus. Me fudit F. Hamm,
Augsburg, anno 1906. Nr. 1348
Glocke 4 a´
Armeseelen-Glocke
etwa 8 Zentner
Intercessio gloriosissimi S. Sebastiani, S. Franzisci Xaverii et
S. Margarethae protegat nos ab omni malo. Me fudit F. Hamm,
Augsburg, anno 1906. Nr. 1347
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